Sozialarbeiter: "Der Praterstern ist nicht gefährlich"
Tagtäglich kümmern sich die Mitarbeiter der Mobilen Sozialarbeit (sam) um den Frieden am Praterstern.
LEOPOLDSTADT. Ruhig ist es geworden um den Praterstern. Abwechselnd als Drogenhölle, No-go-Area oder Schandfleck wurde der zentrale Leopoldstädter Knotenpunkt im Laufe des Jahres 2016 bezeichnet – zahlreiche Negativschlagzeilen untermauerten diese Bilder. "Je mehr die Medien auf den Praterstern blicken, desto mehr schaukelt es sich auf", sagt Markus Bettesch, Leiter der Mobilen Sozialen Arbeit am Praterstern (sam 2). Doch könne man zumindest im vergangenen halben Jahr von einer "sozial verträglichen Situation" sprechen.
Bettesch und seine Teams sind an 363 Tagen im Jahr vor Ort und betreuen die "marginalisierten Personengruppen", wie es in der Fachsprache heißt. Die Situation am Praterstern wurde heuer maßgeblich entschärft. Einerseits durch die flächendeckende Videoüberwachung und die engmaschige Zusammenarbeit zwischen Sozialarbeitern und Exekutive, andererseits durch die Verschärfung der Gesetzeslage (seit Juni darf die Polizei schärfer gegen Drogendealer im öffentlichen Raum vorgehen). Und das nicht erst seit dem Winter, der aufgrund der Kälte auch viele Personen aus dem öffentlichen Raum drängt. Doch um Verdrängung solle es am Praterstern gar nicht gehen, so der Experte. "Die Sichtbarkeit von Randgruppen im öffentlichen Raum ist ein ganz normales Großstadtphänomen", so Bettesch.
Raum mit Konflikten
Natürlich würden Drogenkranke und Obdachlose die "gesellschaftliche Normalität" stören, doch wo verschiedene Personengruppen ein Areal nutzen wollen, komme es unweigerlich zu Konflikten. Was es einzudämmen gelte, sind jedenfalls kriminelle Handlungen. "Und ja, es gab immer und gibt auch heute kriminelle Handlungen am Praterstern. In Relation zum Verkehrsaufkommen passiert aber eigentlich recht wenig", sagt Bettesch. Immerhin benutzen rund 200.000 Menschen den Knotenpunkt tagtäglich. Vieles werde medial aufgebauscht. Aber was zieht Randgruppen an den Praterstern? "Das ist ein öffentlicher Raum, wo auch Randgruppen in der Gesellschaft partizipieren können", so der Sozialarbeiter.
Keine Verdrängung
Vergleiche man Wien mit anderen europäischen Großstädten, so sei zu beobachten, dass Obdachlose oder Drogensüchtige immer weiter an die Stadtränder gedrängt werden. Aus den Augen aus dem Sinn quasi. So würden dann tatsächlich No-go-Areas entstehen, wie man in Paris ganz gut beobachten könne. Im Zentrum von Wien könne man andererseits konstruktiv mit diesen Personen arbeiten – und das passiert sehr erfolgreich.
Bezirk: Situation nicht schönreden
Der Praterstern wird auch für die Neo-Bezirksvorsteherin Uschi Lichtenegger (Grüne) im Jahr 2017 ein Thema sein: "Die Situation ist nicht schönzureden. Natürlich bedarf es weiterhin der Kooperation aller Partner wie der Wiener Polizei, des SAM, der Wiener Linien, der MA 48 und anderer. Darüber hinaus wird es in der Bezirksvorstehung Gespräche mit allen Fraktionen geben, ebenso mit Anrainern und den Geschäftsleuten vor Ort. Im Petitionsausschuss der Stadt Wien wurde eine Petition zum Alkoholverbot am Praterstern eingebracht. Es gibt auch 2017 viel zu tun am Praterstern."
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