Buchhändler - die Feinde ihres Geldes

„Buchhändler sind Bücherfreunde mit sehr hohen Moralverstellungen. Es fällt ihnen schwer, ihre Freunde zu verkaufen.“ Margit Melcher

Jahrzehntelang waren Buchhandlungen wegen ihrer exzessiven, marktwirtschaftlichen Ausrichtung als Hochburgen der Kommunisten bekannt. Der Kommunismus ging. Die Buchhandlungen blieben uns erhalten.
Seither gelten sie als Trutzburgen gegen den Werteverfall. Traditionsbewusstsein bestimmt ihr Angebot: Einheitsbücher zu Fixpreisen.

In Österreich und Deutschland sichert die Buchpreisbindung kleinen Buchhandlungen das Überleben. Aber nicht nur das. Sie erspart ihnen auch Kostenrechnung, Preisgestaltung, Marketing und all die anderen Begriffe, mit denen sie ohnehin nichts anfangen können. Buchhändler müssen sich bei uns nur um eines Sorgen machen: Sie dürfen nicht zu viel verkaufen.
Dann droht nämlich Arbeit.

Für Buchhändler ist Zurückhaltung beim Vertrieb weiß Gott keine leichte Aufgabe, gelten sie doch als die Verkaufsprofis schlechthin. Wer ein Buch möchte, kommt zu ihnen. Dank der millionenschweren Werbekampagnen der Großverlage, wissen die Kunden bereits beim Betreten der Geschäfte, was sie wollen und bekommen genau das. Aus Sicht der Buchhändler verkaufen sich ihre Bücher auf wundersame Weise wie von selbst. Umso größer ist ihr Unverständnis, wenn Bücher von Klein- und Eigenverlagen oft wochenlang herumliegen.
„Es hat keiner danach gefragt“, bekommt man als Autor oder Verleger zu hören.
„Haben Sie es Ihren Kunden denn nicht empfohlen?“
„Empfohlen? Ja, soll ich es vielleicht auch noch lesen?“

Hand aufs Herz, Buchhändler müssen sich nicht vorwerfen lassen, jedem Euro nachzulaufen. Du könntest ihnen eine originalverschweißte Palette deines neuesten Werks in den Laden karren, und wenn du nach einer Woche wiederkommst, ist die Verpackungsfolie noch immer unversehrt. Auf die Frage, warum keiner die Bücher ausgepackt, geschweige denn verkauft hat, antwortet man dir: „Es hat kein Kunde danach gefragt.“

Man mag es nicht glauben, aber im Gegensatz zu manchem Chinarestaurant müssen Buchhändler kein Geld waschen, um ihr Dasein zu fristen. Ihr Überleben verdanken sie vor allem Großverlagen, mit denen sie in Symbiose leben. Um Beschaffung, Preisgestaltung, Werbung und Beratung muss sich der Buchhändler keine Gedanken machen - soll er auch nicht. Es reicht, wenn er seinen Kunden auf Nachfrage das aushändigt, was er zuvor auf Empfehlung der Verlagsvertreter eingekauft hat.
Für Buchhändler, von den Großverlagen oft auch liebevoll Drohnen genannt, reduziert sich die strategische Ausrichtung auf zwei Fragen: Was bieten die anderen an, und was kaufen meine siebzehn Stammkunden?

Immer öfter stellen Autorenkollegen mir die Frage, ob ich nicht auch finde, dass Buchhandlungen die Feinde ihres eigenen Geldes wären. Ich muss zugeben, das bringt mich zunehmend ins Grübeln. Immerhin gibt es eine Menge Buchhandlungen, die nur allzu bereitwillig darauf verzichten, mit meinen Werken den großen Reibach zu machen.
Sind Buchhändler am Ende tatsächlich nur Irrlichter des Vertriebs?
Ich denke nicht!

Hören wir dazu eine Insiderin, deren Namen und Beruf wir verfälscht haben, um sie vor Repressalien zu schützen:
„Es ist so, dass wöchentlich etwa 20 Neuerscheinungen auf den Markt geworfen werden, dann noch 10 Leseexemplare von den Verlagen im Monat für die Buchhändler beigepackt werden. Man bemüht sich um ein breites Sortiment, und dann kommt der Kunde und verlangt das Buch, das er in der Kronenzeitung gesehen hat!“ Roberta Honkel, Sargtischlerin

Eine Buchhandlung ist eine feine, aber merkwürdige Erfindung, die abseits aller wirtschaftlichen Prinzipien funktioniert. Das macht es für angehende Bestsellerautoren umso schwerer, einen Platz in diesen Nischen der Evolution zu ergattern.
Trotzdem ist es für dich als Autor wichtig, deine Bücher in möglichst viele Buchhandlungen zu bringen. Biete ihnen ruhig an, deine Werke auf Kommission zu nehmen. Vor allem große Buchketten sind da sehr flexibel und kommen dir gern entgegen.
Bestimmt fällt dir beim Betreten der Buchhandlung der freie Platz im Schaufenster auf. Es ist verständlich, wenn du schlussfolgerst, dass ein Platz in der ersten Reihe perfekt für dein Buch geeignet wäre.
Er ist es nicht.

Sprich den Buchhändler dennoch darauf an. Er wird dir bereitwillig erklären, dass dieser Platz für Schnelldreher reserviert ist. Das sind Bücher, die ständig nachgefragt werden. Bevor du jetzt falsche Schlüsse ziehst, lass den Buchhändler deines Vertrauens ausreden. Es ist nämlich so, dass die Sonne alle Bücher in der Auslage binnen weniger Wochen ausbleicht. Das wäre der sichere Tod für deinen Ladenhüter.

Bedanke dich freundlich, und der Buchhändler wird dir einen viel besseren Platz zuweisen: Regal X-Z, wo dein Buch hinter großformatigen Bildbänden über Zaire Schutz und Deckung vor gefährlicher UV-Strahlung findet.
Es ist verständlich, dass du dein Imkerhandbuch über Krampfadern bei Honigbienen lieber bei I wie Imker oder B wie Biene Brummi (dein Pseudonym) verstauben lassen würdest, aber der Platz dort ist knapp. Verabschiede dich von deinem Buch und zeige Dankbarkeit. Du hast bereits eine bessere Platzierung erreicht als so mancher von uns.

Das Thema Dankbarkeit ist ein heikles, wenn es um die Geschäftsbeziehung zwischen Autor und Buchhändler geht. Zu schnell könnte dein Handeln als Almosen gewertet werden, das den Buchhändler in Verlegenheit bringt. Kaufe deshalb niemals in Buchhandlungen, die deine Bücher aufliegen haben. Das würde deiner Professionalität nur schaden. Außerdem sparst du dir das Heimschleppen, wenn du über das Internet bestellst. Ein weiterer Vorteil ist, dass du dem Buchhändler damit keine Arbeit machst. Scheue dich also nicht, zu erwähnen, dass du ihm deine Bestellung ersparst und stattdessen Amazon damit nervst.

Du wirst vielleicht feststellen, dass Buchhändler ein seltsames Zucken bekommen, wenn du die Vorzüge des Onlinehandels ansprichst. Das ist ganz normal und hat nichts mit dir zu tun. Aus Sicht der Buchhändler ist Amazon der Klassenprimus in Sachen persönlicher Beratung und Kundenfreundlichkeit. Ihn einzuholen erscheint den meisten so unrealistisch, dass sie gar nicht erst den Versuch unternehmen, daran zu scheitern.

Als Autor darf man sich nicht zu viel von den Amazonen erwarten. Gut, sie listen und verkaufen ausnahmslos alle Bücher, erlauben uns, eigene Rezensionen zu verfassen, Fotos und Produktbeschreibungen hochzuladen, in Foren für unsere Bücher zu werben und eine Autorenwebseite anzulegen. Sie haben 365 Tage im Jahr rund um die Uhr für unsere Kunden geöffnet, akzeptieren deren Kreditkarten und liefern ihnen die Bücher direkt nach Hause.
Aber was tun sie sonst noch?

Zunehmend steigen auch kleine Buchhändler in den Onlinehandel ein. Besonders im Trend liegen selbstgebastelte Webseiten, die das Sortiment des deutschen Buchriesen Libri 1:1 abbilden. Datasharing nennt der Fachmann das Füllen der Low-Budget-Webshops mit fremden Inhalten.
Bei ihnen bekommt der Kunde alles, was er auch im professionellen Onlinetempel von Libri bekommen würde. Sogar zum exakt gleichen Preis, nur vielleicht nicht ganz so schnell. Ein unwiderstehliches Angebot für Konsumenten und ein weiteres Beispiel für die Geschäftstüchtigkeit der Buchhändler.

Ingesamt erscheint uns ihre Berufsbezeichnung dennoch etwas unglücklich gewählt, denn handeln im Sinne von feilschen dürfen sie wegen der Buchpreisbindung gar nicht. Bleibt also nur noch handeln im Sinne von für Autor oder Verlag aktiv tätig werden.
Wie gesagt, die Bezeichnung erscheint etwas unglücklich.

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