Flucht vor den Taliban bis nach Traisen
Die Bezirksblätter besuchten eine siebenköpfige Flüchtlingsfamilie aus Afghanistan in Traisen.
BEZIRK (mg). "Meine Schwester und ich werden Ihre Fragen an meine Eltern übersetzen." Selbstbewusst melden sich die beiden Mädchen Mahboda und Mohabat beim Besuch der Bezirksblätter in ihrer Wohnung als Dolmetscher. In fließendem Deutsch, obwohl sie erst seit einem Jahr in Traisen leben.
Klassenbester in Mathe
Nach ihrer Ankunft im vergangenen Sommer wurden die Kinder sofort eingeschult. Und nun, am Ende des ersten Schuljahres, überraschte (und begeisterte) Sohn Humayun als Klassenbester in Mathematik auch seine Volksschullehrer.
Flucht vor Taliban
Familie Sadat hatte ein gutes Leben in ihrer Heimat Afghanistan. Vater Dawood arbeitete sein Leben lang in der Kfz-Branche, die Familie lebte gut. Doch dann rückten die Taliban vor. Religiöse Konflikte waren nun an der Tagesordnung. Mutter Malala durfte nicht mehr alleine auf die Straße, die Kinder wurden beschimpft, bespuckt und bedroht. Als die fanatischen Kämpfer Dawood töten wollten, floh die Familie nach Europa. "Wir ließen allen Besitz zurück und konnten mit Glück unser nacktes Leben retten", berichtet die Familie. Vor allem Mutter Malala ist stark traumatisiert und leidet unter den Folgen des Erlebten. So, wie Familie Sadat, ergeht es vielen Flüchtlingen, die derzeit in Österreich um Asyl bitten. Unterkunftgeber Herbert Eder aus Lilienfeld ärgert sich vor allem über Märchen in sozialen Netzwerken wie Facebook. "Viele glauben, Asylwerber würden in Luxus leben. Ja, viele besitzen ein Handy. Das ist ihre einzige Kontaktmöglichkeit in die Heimat", erklärt Herbert Eder. Und auch ein weiterer Punkt ärgert den Unterkunftgeber: "Es wird immer behauptet, es kämen nur männliche Flüchtlinge an. Das stimmt erstens nicht. Und zweitens ist die Flucht einer ganzen Familie meist unbezahlbar. Oft legt die ganze Verwandtschaft zusammen, damit wenigstens ein Familienmitglied der Kriegshölle entkommen kann."
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