Tourengeher und Wanderer im Visier
Lilienfelds Jäger fordern "Fairplay" im Wald
Immer mehr Menschen durchstreifen Lilienfelds Natur. Das Wild leidet darunter massiv.
BEZIRK. Das Problem ist bekannt: Durch den Lockdown zieht es immer mehr Menschen in die Natur. Unbewusst verursachen die Erholungssuchenden damit lebensbedrohliche Stresssituationen für Hirsche, Reh, Fuchs, Hase & Co.
Der Folgen nicht bewusst
"Es ist verständlich, dass in Zeiten wie diesen die Menschen vor allem aus den urbanen Lebensräumen Erholung und körperliche Ertüchtigung suchen. Derzeit geht es aber schon an die Belastungsgrenze der Lebensräume. Tourengeher und (Schneeschuh)-Wanderer sind sich oft nicht bewusst, welche Folgen so manches Fehlverhalten bei den Wildtieren auslöst", weiß Lilienfelds Bezirksjägermeister Martin Schacherl.
Fatale Auswirkungen
Solange man sich auf den markierten oft Jahrzehnte lang bestehenden Wegen und Routen hält, ist die Störung für das Wild erkennbar und einschätzbar. Jede Abweichung vom bestehenden Weg, jedes wilde Durchqueren von Waldflächen und Kulturen die als „Wohnzimmer“ der Wildtiere gelten haben oft fatale Folgen, erklärt Schacherl. Sorgen bereiten Schacherl vor allem die zunehmenden Nachtaktivitäten der Naturnutzer.
Störung der Natur
"Eine von Natur aus vorgesehene Überlebensstrategie ist die absolute Ruhe für das Wild. Der Stoffwechsel wird heruntergefahren, wenig Bewegung soll den Energieverbrauch so regeln, dass bis zu Beginn der Vegetationszeit und dem Setzen der ersten Jungtiere, noch ausreichend Reserven vorhanden sind. Bei überraschendem Auftauchen von Störungen sind lange Fluchtdistanzen, oft im tiefen Schnee, derart Kräfte zehrend, dass viele Tiere das Frühjahr nicht erleben", berichtet Bezirksjägermeister Martin Schacherl aus seiner langjährigen Erfahrung. Die Futtervorlage der Jäger kann das oft nicht ausgleichen, weil auch Fütterungen trotz Hinweisschilder gestört werden.
Unbelehrbare Menschen
"Abgesehen von einigen Unbelehrbaren zeigt sich in Gesprächen aber auch Unwissenheit der Naturnutzer. Überrascht von den Argumenten der Jäger beim Gespräch vor Ort, sind viele einsichtig und folgen den Anweisungen. Leider gibt es aber auch Menschen, die einen Egoismus mit frechen Antworten an den Tag legen", ärgert sich der Türnitzer.
Respekt vor Natur gefordert
"Es braucht einen breit angelegten Dialog. Mehr Respekt vor der Natur und den Kreaturen. Wildtieren gebührt der gleiche Stellenwert in unserer Gesellschaft wie den Haus- und Nutztieren, wo Tierwohl sogar in Gesetzen festgeschrieben ist", fordert Martin Schacherl. Da der Tourismus in unserem Bezirk für viele ein bedeutender Teil ihrer Lebensgrundlage ist, kann es daher nur ein „Miteinander“ geben, meint der Bezirksjägermeister. Um diesen Dialog voranzutreiben, bedarf es seiner Ansicht nach eines Schulterschlusses aller Betroffenen. "Ausreichend Markierungen und Hinweistafeln, Information vor Ort über Besonderheiten durch Flyer. Beim Kauf von Tourenausrüstung, Schneeschuhen oder Mountainbikes sollte eine Broschüre über das richtige Verhalten in der Natur sowie Information über die Folgen von Fehlverhalten beigelegt werden. Ausgewiesene temporäre Ruhezonen für die Wildtiere, sowie eine Regelung der Zeiten, um die Nachtaktivitäten einzuschränken", fordert der Bezirksjägermeister. „Nachhaltigkeit kommt aus der Forstwirtschaft ist aber ein beliebtes Schlagwort für viele Bereiche geworden. Man muss sie aber auch leben, sonst drohen Sperrgebiete, Verbotszonen und eine Aversion gegen Menschenmassen auf fremden Grund. Das wollen wir alle nicht", so Martin Schacherl.
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