'S34 bringt Vorteile, aber nicht für uns'
Bezirksblätter-Podiumsdiskussion begeisterte Besucher, S34-Befürworter glänzten durch Abwesenheit.
TRAISEN (mg). "Natürlich bringt die geplante Traisental-Schnellstraße große Vorteile mit sich. Aber nur für den internationalen Transitverkehr. Die heimische Bevölkerung und die kleinen Betriebe der Region sind die großen Verlierer." Mit dieser Aussage schockte Hermann Knoflachers Nachfolger, Univ. Prof. Dr. Thomas Macoun, die Gäste im bis zum letzten Sitzplatz gefüllten Traisner Volksheim.
Zahlen und Fakten
Um seine Behauptung zu beweisen, lieferte der bekannte Verkehrsexperte Österreichs wissenschaftlich bewiesene Fakten und Zahlen, aber auch Beispiele anderer Regionen, etwa aus seiner Heimat Oberösterreich, wo durch den Bau einer Schnellstraße statt des versprochenen Aufschwungs Firmenkonkurse und Arbeitslosigkeit folgten.
Befürworter abwesend
Wie es sich für eine politisch unabhängige Zeitung gehört, planten die Bezirksblätter die Podiumsdiskussion mit einem Befürworter, einem Kritiker in Person von Bernhard Higer und einem Verkehrsexperten. Der Stuhl des Befürworters blieb leider leer, da die ASFINAG kurzfristig absagte und auch das Land es nicht für notwendig erachtete, einen Vertreter zu entsenden. "Sie wagen es nicht, der Bevölkerung, dem Steuerzahler, Rede und Antwort zu stehen. Das sagt doch einiges aus", ärgerte sich ein Teilnehmer.
Als Ersatz musste ein ausführliches Statement der ASFINAG herhalten. Laut ASFINAG-Messungen fahren heute weniger Fahrzeuge auf der B20 als noch vor einigen Jahren. "Trotzdem erklären sie dem Steuerzahler, eine Schnellstraße wäre verkehrstechnisch notwendig", sieht Macoun keinen seriösen Grund für den Bau. "Manche denken noch wie in den 60er-Jahren, wo der Bau einer Autobahn oder Schnellstraße Sinn machte. Im heutigen, dichten Verkehrsnetz bedeutet ein Neubau nur noch ein Umverteilen des Verkehrs in andere Regionen."
Kühle, kluge Rechner
Auch das Argument, die Orte wären mit der Schnellstraße vom Lkw-Verkehr befreit, sei unrealistisch. "Schon heute donnern täglich 'Maut-Flüchtlinge' durchs Tal, weil Frächter kluge Rechner sind und sparen wollen. Es ist sehr naiv anzunehmen, sie würden danach die mautpflichtige S34 befahren. Im Gegenteil, sie freuen sich über den Bau, da dann viele Pendler weg sind und sie ihre Brummis verstärkt über die relativ freie Bundesstraße jagen können."
Fahrkartenkauf unmöglich
Ist die Bahn eine Pendler-Alternative? "Viele Fahrkartenautomaten an den Haltestellen und in Triebwägen sind meist außer Betrieb. So können die ÖBB eines Tages sagen, die Strecke rentiere sich nicht und müsse geschlossen werden", sieht Klaus Reiter Kalkül dahinter.
"S34 wird kommen"
"Man muss sich nur die Unterlagen der steirischen Landesregierung ansehen, um zu verstehen, dass die Schnellstraße kommen wird. Sie ist der fix eingeplante Abschnitt einer Transitroute von Mittelmeerhäfen wie Triest bis hinauf nach Schweden", fürchtet Stefan Mayerhofer. Was das für die Bevölkerung Lilienfelds bedeutet, könne sich jeder selbst ausmalen. Kurt Niese aus Rotheau stellte am Ende Überlegungen eines Umstieg-Angebots auf E-Mobilität für Pendler in den Raum.
2 Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.