Zeitungskassen geplündert
Jugendbande stand wegen Anklagepunkten von Einbruch bis zu Körperverletzung vor Gericht.
BEZIRK (ip). Zehn Jugendliche im Alter zwischen 17 und 19 Jahren, unter anderem aus dem Bezirk Lilienfeld, mussten sich am Landesgericht St. Pölten wegen zahlreicher Einbruchsdiebstähle und mehrerer Körperverletzungen verantworten. „Weiß nicht“, war die Standardantwort der vorwiegend aus Tschetschenien stammenden Burschen auf die Frage von Richter Markus Grünberger nach dem Warum.
„Wenn Sie das Leben führen müssten, das wir führen, würden Sie auch bald hier sitzen“, erklärte einer der Hauptangeklagten nicht nur dem Richter, sondern bereits im Vorgespräch dem Verteidiger Christian Reiter, der insgesamt drei Tschetschenen als Verfahrenshelfer zur Seite gestellt wurde. Geldmangel und Langeweile seien die Hauptmotive für das kriminelle Verhalten der teils einschlägig vorbestraften Burschen, von denen zwei mittlerweile für Straftaten, die in diesem Prozess noch nicht verhandelt werden, in Untersuchungshaft sitzen.
Staatsanwältin Nicole Elsinger legte bereits diesmal zu einer langen Liste an Fakten weitere Strafanträge vor, in denen abermals Eigentumsdelikte und Körperverletzungen angeklagt sind. Ein Fußtritt da, ein Faustschlag dort hinterließen mehrere Verletzte, über die man aus nichtigem Anlass hergefallen war. Bereits die Weigerung eines Burschen, der im April 2013 von einem Angeklagten aufgefordert worden war, mit ihm in den St. Pöltner Sparkassenpark raufen zu gehen, brachte dem Opfer eine Rissquetschwunde unter dem Auge ein.
Das Taschengeld verbesserten sich die Angeklagten unter anderem mit dem Geld aus Zeitungskassen. Auf ihrem Weg vom Warehouse – einem Gast verpassten sie dort Fußtritte und Faustschläge ins Gesicht, weil er sich geweigert hatte, ihnen Zigaretten zu geben – über die Josefstraße Richtung Innenstadt rissen zwei Burschen Ende Dezember 2013 mit Tritten die Zeitungskassen herunter. Die Beute in Höhe von rund 43 Euro warfen sie zum Teil weg, nachdem sie von ihren Komplizen durch lautes Klatschen und Pfeifen vor einer herannahenden Polizeistreife gewarnt worden waren.
Nur teilweise geständig, schwächten die Beschuldigten ihre ursprünglich gemachten Aussagen im Prozess ab. Grünberger blieb daher nur die Möglichkeit, den Prozess zu vertagen, um die rund 80 Zeugen für einen Verhandlungstermin im Juni zu laden.
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