Ein Wiedersehen nach Jahren
„Ein bisschen ein Spitzbub war er schon, der Jürgen“, scherzte Edeltraud Herz beim Treffen mit ihrem ehemaligen Schüler Jürgen Pany. Die heute 91-Jährige war damals seine Volksschullehrerin in St. Aegyd und traf sich mit ihrem Schützling zum Plausch.
ST. AEGYD/NW. Mit ihren rüstigen 91 Jahren gehört Edeltraud Herz nicht nur zu den ältesten Menschen im Bezirk, sondern hat auch schon jede Menge erlebt. An einem Teil ihrer Erinnerungen durften auch die BEZIRKSBLÄTTER im Rahmen eines Besuchs von ihrem ehemaligen Schüler Jürgen Pany teilhaben.
Harte Zeiten
„Am Anfang war ich in Lahnsattel eingesetzt, dann musste ich auch nach Hohenberg und schließlich landete ich in St. Aegyd am Neuwalde. Manchmal hatte ich über 50 Kinder in der Klasse, das war eine große Aufgabe. Verdient habe ich anfangs 240.- Schilling, wovon ich 200.- für mein gemietetes Zimmer bezahlen musste. Mit dem restlichen Geld musste ich Kost und Unterrichtsmittel kaufen. “, schildert die Lehrerin ihrem Schüler, der später selbst als Lehrer unterrichtete und nun in der Lehrergewerkschaft tätig ist. „Da hat sich doch bis heute vieles verbessert“, resümiert Edeltraud Herz.
Heitere Erinnerungen
„Ihr wart eine sehr brave Klasse. In der vierten Klasse habt ihr zum Schulschluss ein Abschiedslied gesungen und wolltet dabei gar nicht aufhören damit“. Die aufgeweckte Dame kramt ein Heftchen hervor und blättert darin. „Schau wie schön dieses Heft gelungen ist“, freut sie sich, bevor sie es weiterreicht. „Ich habe sicher noch ein paar Aufsätze von dir Jürgen, denn du warst ein sehr talentierter Schreiber. Jürgen Pany wirkt dabei ein wenig verlegen und erzählt: „Du warst damals dafür verantwortlich, dass ich den Weg ins Gymnasium gefunden habe. Weißt du das noch?“ Seine Lehrerin nickt. „Damals war das nicht selbstverständlich, meine Eltern wären sicher nicht auf die Idee gekommen, hättest du sie nicht davon überzeugt“, so Pany weiter. „Du hast auch dein Heft immer sehr in Ordnung gehalten“, lobt die Lehrerin. „Aber ein bisschen ein Spitzbub warst du auch. Einmal habt ihr beim Greißler Kracher stibitzt. Der Kaufmann ist euch aber bald dahintergekommen, weil ihr die Böller gleich vor der Schule geschossen habt“, erzählt die St. Aegyderin und muss dabei lachen.
Liebevolle Worte
Gemeinsam sprechen die beiden noch lange über Mitschüler und Kameraden und Kollegen. Die rüstige Dame findet für alle liebe Worte und ist überzeugt, dass in jedem Kind Talente stecken und es wichtig sei, diese entsprechend zu fördern. Auch damals sei das schon wichtig gewesen. „Manchmal saß ich bis spät in die Nacht um Schülerbögen auszufüllen und zu dokumentieren, welche Maßnahmen gesetzt wurden und wie sich die Schülerin oder der Schüler entwickelt hat. Über die Kinder gut Bescheid zu wissen ist als Lehrerin genauso wichtig, wie Herzlichkeit. Ich bin den Kindern immer mit einem offenen Herzen begegnet“, erinnert sich die Rentnerin zurück. Das kann auch Pany nur bestätigen: „Sie war eine sehr besondere Lehrerin und ich freue mich sehr, dass ich sie heute wieder treffen durfte. Sie hat mich wirklich geprägt.“ „Die Freude ist ganz meinerseits, man bekommt ja in meinem Alter nicht mehr oft soviel Besuch“, meint die Lehrerin und schmunzelt.
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