Pühringer im Gespräch
Starkes Österreich in vereintem Europa
Josef Pühringer, sieht keine Widerspruch zwischen Weltoffenheit und Heimatverbundenheit.
TRAUN (red). Im Interview spricht der Landeshauptmann a. D unter anderem über seinen Zugang zum Begriff Heimat.
Was bedeutet für Sie der Begriff Heimat? Welche Werte verbinden Sie damit?
Da halte ich es mit Karl Jaspers: „Heimat ist wo ich mich wohlfühle, wo ich nie alleine gelassen werde, mit anderen Worten: Dort, wo ich geerdet, verwurzelt bin, wo ich eingebunden bin in Familie, Freundeskreis, wo ich mich verlassen kann, auch wenn einmal nicht die Sonne scheint.“
Wird der Begriff Heimat aktuell zu sehr politisch vereinnahmt?
Das ist nicht neu, das hat es zu allen Zeiten gegeben, besonders schlimm in der Nazi-Zeit. Dabei ist eine klare Abgrenzung zum Nationalismus wichtig. Ich halte es mit Hanns Koren: „Heimat ist Weite und Tiefe, nicht Enge.“ Heimat braucht ein Klima der Offenheit und Toleranz.
Heimat und Mitglied sein in einer Gemeinschaft wie der EU: Wie geht das zusammen?
Unsere Mitgliedschaft in der EU richtig verstanden, stärkt die eigene Identität und schwächt sie nicht. Denn Österreich kann nur stark sein in einem vereinten Europa, das allerdings nur dort wirksam wird, wo die Region und Nationalstaaten Europa brauchen. Ein starkes Österreich in einem schwachen Europa gibt es nicht.
Wie haben Sie als Landesvater von Oberösterreich die Werte Heimat und Brauchtum gefördert?
Ich habe mich bemüht, dass was uns ausmacht, unsere Geschichte, auch die dunklen Kapitel, immer wieder zu betonen und die Auseinandersetzung damit zu ermöglichen, um vor allem in einer liberalen Kulturpolitik zu leben und zu zeigen, dass Weltoffenheit und Heimatverbundenheit nicht nur keine Gegensätze sind, sondern einander bedingen.
Stichwort Seniorenbund: Was kann die Jugend von der älteren Generation im Bezug auf Heimat und Tradition lernen?
Wir Senioren wollen keine Oberlehrer der Jugend sein und Ratschläge erteilen, denn auch Ratschläge sind Schläge! Vor allem aber müssen wir alle, ob jung oder alt, aus der Geschichte lernen, insbesondere, dass es zur Demokratie, auch wenn es viele Mängel gibt, keine Alternative gibt.
Welche Bräuche und Traditionen leben Sie und ihre Familie?
In unserer Familie pflegen wir natürlich Tradition, ich nenne nur die Stichworte: Adventkranz, Weihnachtsgrippe, Palmbuschen, Osterspaziergang, Erntedank. Entscheidend ist, nicht nur Bräuche und Traditionen zu pflegen, sondern auch, dass uns unsere dahinterstehenden Inhalte - insbesondere religiöse – bewusst sind. Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers! – so sagt es der Komponist Gustav Mahler ja richtig.
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