Bezirkshauptmann Manfred Hagender

„Würde nicht jeden Fall davon als Raserei bezeichnen“

Bezirkshauptmann Manfred Hageneder im Interview zur Rasersituation im Bezirk Linz-Land.

6 Millionen Raser wurden 2023 in Österreich erwischt. Wie sehen die Zahlen für den Bezirk Linz-Land aus?
Hagender: 2023 wurden in Linz Land etwa 208.000 Geschwindigkeitsüberschreitungen geahndet, wobei ich nicht jeden Fall davon als Raserei bezeichnen würde. Etwa 80% der Überschreitungen waren anonymverfügungsfähig (Geschwindigkeitsüberschreitung unter 30 km/h). Schnellfahrerentzüge als Folge höherer Geschwindigkeitsüberschreitungen (im Ortsgebiet über 40 km/h und im Freiland über 50 km/h zu schnell) wurden 2023 200 mal ausgesprochen. Die höchste Überschreitung betrug 91 km/h.

Stark ist noch immer der Standort Traun mit fast 30.000 Anzeigen (Spitzenwert 121 km/h in der 30er Zone), rückläufig hingegen die Messungen auf der A1 im Bereich Asten St. Florian (IG-L) (erstens wird der IG-L weniger geschaltet und die beiden Fixradars haben sich im Bewusstsein der Bevölkerung schon verankert) .

Konnte die Rasersituation in den letzten 12 Monaten in Linz-Land entschärft werden?
Mit Schwerpunktkontrollen, verstärkter Überwachung bestimmter Straßenabschnitte, wird versucht, risikoerhöhtes Fahren (hohe Geschwindigkeit, Drängeln, riskante Überholmanöver…)einzudämmen. Erfolge sind feststellbar, jedoch ist uns bewusst, dass die Geschwindigkeitsüberwachung und vor allem die Ahndung von riskantem Fahren weiterhin eine Daueraufgabe der Verkehrsüberwachung bleiben wird.

Wo befinden sich aktuell die Hotspots der Raserszene im Bezirk?
Hotspots gibt es entlang der B1 und der B 139, ebenfalls entlang der B 309, überall dort, wo höhere Geschwindigkeit gefahren werden können. Einzelfälle können aber überall auftreten.

Seit dem 1. März 2024 ist die Beschlagnahme von Autos der Raser möglich: Was halten Sie von dieser Handhabe und wurden in Linz-Land schon Fahrzeuge beschlagnahmt?
Die Beschlagnahme von Fahrzeugen bei gravierenden Geschwindigkeitsüberschreitungen war schon länger eine Forderung. Grundsätzlich passt der Rahmen dafür gut (hohe Überschreitung bzw. besonders risikoreiches Verhalten plus Überschreitung). Leider ist damit ein Eingriff in fremdes Eigentum nicht möglich, das heißt: Leasingfahrzeuge, das Auto vom Papa oder Bruder, können nicht beschlagnahmt werden. Noch wirkungsvoller wäre es daher, unabhängig vom Eigentümer, das Fahrzeug zu beschlagnehmen und für verfallen zu erklären. Jede/r FahrzeughalterIn soll sich überlegen, wem er/sie das Fahrzeug überlässt.