Neuhofner im Wiener Rathaus
Mario Dujaković: „Haben sogar im Zirkus geimpft”

Der Neuhofner Mario Dujaković arbeitet seit 2015 in der Presseabteilung des Wiener Magistrates und ist seit 2020 als Pressesprecher für den Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) tätig.

WIEN/NEUHOFEN. Was seinen Berufsalltag als Pressesprecher ausmacht, wie Mario Dujaković die Corona-Pandemie in Wien und in Oberösterreich erlebt und was es zu den Vorwürfen gegen die hohen Ausgaben für Inserate der Stadt Wien zu sagen gibt, hat er im Interview verraten. Außerdem hat er Stellung zum Bürgermeisterwechsel in seiner Heimatgemeinde Neuhofen/Krems bezogen.

BezirksRundschau: Wie wird man Pressesprecher?
Dujaković: Das geschah aus Zufall – ich habe das nie vorgehabt. Bei mir ging es von der SchulerInnenvertretung der HAK Traun über die Studierendenvertretung der JKU Linz in die Grafikerschiene. Dann hat man begonnen Flyer und Broschüren zu erstellen und in der ÖH Bundesvertretung in Wien war ich für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Danach habe ich Social Media für das Verkehrsministerium gemacht und dann Social Media und Grafik für die Stadt Wien, bis plötzlich eine Kollegin in den Bund gewechselt hat (Anm. zur Nationalratswahl 2015). Ihren Posten habe ich dann übernommen.

Welche Fähigkeiten braucht man als Pressesprecher?
Man muss sich auf jeden Fall darauf einstellen, dass es deinen Alltag komplett durcheinanderwirbelt. Man ist ständig erreichbar, weil ständig etwas passieren kann, deshalb sollte man auf jeden Fall stressresistent sein. Außerdem muss man überzeugt von den Inhalten sein, die man vermittelt. Wenn man sich damit nicht identifizieren kann, ist es besser man geht woanders hin.

Was sind die größten Herausforderungen in Ihrem Berufsalltag?
Am schwierigsten ist, dass man nie wirklich planen kann. Wann jetzt etwas passiert, muss man da sein und funktionieren, das ist privat und beruflich oft etwas schwierig. Wovor ich auch Respekt habe, ist, wenn ich einen Blödsinn sage: Dann steht nirgendwo Mario Dujaković hat etwas Blödes gesagt, sondern Peter Hacker hat dies oder jenes gesagt. Dann trifft es immer alle, außer einen selbst.

Unterscheiden sich Ihre Aufgaben innerhalb der Legislaturperiode zu den Aufgaben im Wahlkampf?
In meiner normalen Arbeit kann ich mir Themen und Zeitpunkte überlegen. Ein Wahlkampf ist eine harte Ausnahmesituation: Jeder muss sich ständig und immer auskennen, es kann jeden Tag alles passieren und alles zum Thema werden. Innerhalb der Legislaturperiode teilen wir uns die Themen auf, aber im Wahlkampf kannst du das alles vergessen, da muss jeder bei jedem Thema sattelfest sein.

Im Zuge der Corona-Pandemie wird Ihre Arbeit in Sozialen Medien (vor allem auf Twitter) sichtbar, wo Sie Servicetweets/Erklärungen veröffentlichen. Welchen Stellenwert haben Soziale Medien in Ihrem Berufsalltag?
Das ist mir passiert und soll für alle als Warnung gelten: Wenn du einmal anfängst, bist du voll drinnen. Social Media ist für mich insofern wichtig, in der Art wie ich meinen Job auslege, muss aber grundsätzlich für einen Pressesprecher nicht wichtig sein. Ich bin nur ein Zahn im Zahnrad des Magistrates und wir versuchen die Leute direkt zu erreichen und ihnen einen Service anzubieten, dass diese beim Pandemiemanagement auch mitmachen. Dafür macht Social Media auf jeden Fall Sinn.

Wieso haben Sie Anfang 2020 vom SPÖ-Parlamentsklub, wo Sie Pressesprecher von Pamela Rendi-Wagner waren, wieder zurück ins Rathaus gewechselt?
Ungefähr ein Jahr vor der Wien-Wahl war klar, dass wir da personell ein bisschen aufrüsten müssen. Da bin ich gefragt worden, ob ich mir das zusammen mit zwei Kollegen im Team von Peter Hacker vorstellen kann. Generell fühle ich mich in der Stadtpolitik wohler, weil ich da schon länger dabei bin.

Wie lassen sich die letzten knapp 20 Monate Pandemie aus Ihrer Sicht sowohl beruflich als auch privat beschreiben?
Völlig crazy! Zu Beginn haben wir uns in Wien um die Wuhan-Rückkehrer gekümmert, uns angeschaut, wie die Quarantäne funktioniert, dass alle etwas zu essen bekommen. Mit der Zeit haben sich die Themen verändert. Privat ist es ein bisschen ein Rausch, dieses Corona-Thema nimmt dich komplett ein und die letzten zwei Jahre sind vergangen wie im Flug.

Wie gehen Sie damit um, wenn Sie Leute treffen, die nicht so in der Materie sind wie Sie und Covid betreffend eine andere Meinungen haben?
Da hilft mir wiederum die ganze Twitterkiste. Die Fragen, die einem Journalisten zum Thema Covid stellen, sind keine anderen als die Fragen, die mir Leute auf der Straße stellen. Wenn ich mit BürgerInnen streite oder diskutiere ist das das beste Briefing, das ich haben kann. Ich nehme mir aber nicht heraus zu behaupten, die Wahrheit mit dem Löffel gefressen zu haben oder, dass meine Argumente die besten sind und alle sofort zur Erleuchtung führen. Zudem habe ich akzeptiert, dass ich für gewisse gesellschaftliche Gruppen ein geeigneter Kanal bin, für andere dafür nicht.

Wie sehen Sie als jemand, der die Entscheidungen in Wien mitträgt und kommuniziert, die Situation und Entwicklung der Corona-Pandemie in Oberösterreich?
Tragisch – wir sind alle ohne Not in diese Situation gekommen. Was uns alle in der Impfkampagne das Genick gebrochen hat war, dass die Bundesregierung im Juni verkündet hat „die Pandemie ist gemeistert, wir werden einen tollen Sommer haben”. Ich glaube nicht, dass man sich da Einzelne wie die Christine Haberlander (Anm. LH-Stellvertreterin und Gesundheitslandesrätin; ÖVP) herauspicken kann und sagen kann „du bist schuld”, sondern da wurde eine Stimmung im Land verbreitet, die nicht unbedingt geholfen hat.

Gibt es Maßnahmen, die man von Wien übernehmen könnte, um in anderen Bundesländern die Impfquote zu erhöhen?
Man hat ein bisschen etwas in der Hand, nämlich indem man niederschwellige Angebote macht. Wir haben in einigen Bezirken gesehen, dass wir dort noch aufholen müssen und haben dort Impfbusse und Container hingestellt. Wir haben in Moscheen geimpft und sogar im Zirkus. Wenn man noch Leute erreichen möchte, braucht es viele dezentrale Angebote ohne Termin für die Erstimpfung.

Abgesehen von den Coronamaßnahmen wird Wien immer wieder für die hohen Inseratenausgaben in den Boulevard-Medien kritisiert. Wie beurteilen Sie diese Kritik?
Ich habe als Pressesprecher noch nie ein Inserat beauftragt oder eine Medienkooperation angeleiert. Heute sieht das so aus, dass wir uns an der Media Analyse bedienen, wo wir genau sehen, welche Altersgruppen sich wo informiert. Wir überlegen uns die Inhalte und geben diese an den Presseinformationsdienst weiter und der schlägt uns ein Konzept vor, das wir dann entweder nehmen oder nicht, deshalb kann man das so auch nicht vergleichen. Wien hat zudem eine Sonderstellung, weil alle Zeitungen in ganz Österreich einen Wien-Teil haben, deshalb müssen wir in allen Zeitungen informieren. Für Oberösterreich zum Beispiel würde es wahrscheinlich reichen, wenn man Krone, heute, Oberösterreichische Nachrichten und das ORF-Landesstudio miteinbezieht.

Haben Sie schon einmal einen Journalisten angerufen und ihm gesagt, dass Sie mit der Berichterstattung nicht zufrieden waren?
Ja, aber sehr selten und nur dann, wenn ich das Gefühl hatte, dass etwas falsch wiedergegeben wurde. Wenn es richtig wiedergegeben wurde und das, was wir gesagt haben ein Blödsinn war, dann passt das auch. Ich habe noch nie angerufen und gesagt „Ich will, dass das positiv berichtet wird”. Zu Chefredakteuren habe ich gar keinen Kontakt.

War es das mit der Glaubwürdigkeit für „die Medien” und Ihrem Berufsstand generell aufgrund der Inseratenaffäre?
Wäre nicht Corona, würde ich Nein sagen. Aber durch die Pandemie ist ohnehin schon alles sehr emotionalisiert und polarisiert. Man arbeitet für eine Institution und wird sofort mit allen Akteuren gleichgesetzt, aber in allen Redaktionen – und da lege ich meine Hand ins Feuer – sitzen super Redakteurinnen und Redakteure, die super recherchieren und einen tollen Job machen – ohne irgendeine Agenda zu verfolgen. So werden wir, wenn es wieder Bund gegen Länder lautet, alle mitgezogen und es entstehen verhärtete Fronten.

Welche Maßnahmen braucht es, um die Glaubwürdigkeit wiederherzustellen?
Ich glaube wir müssen zuerst einmal diese Pandemie bewältigen und dann braucht es einen gesellschaftlichen Versöhnungsprozess. Danach müssen wir endlich einmal über eine echte Medienförderung und eine davon abgekoppelte Informationspolitik reden – Thomas Drozda hat damals, als er noch in der Regierung war, gute Vorschläge gemacht. Wenn die Medienförderung passt, dann braucht auch keiner mehr um Inserate keilern.

Wie sehr trifft es Sie als SPÖ-Pressesprecher, dass Ihre Heimatgemeinde Neuhofen an der Krems im Zuge der vergangenen Gemeinderatswahl „umgefärbt” wurde?
Ich habe es sehr traurig gefunden. Neuhofen war immer eine erz-schwarze Gemeinde, was sich mit Günter Engertsberger 2003 erstmals geändert hat. 2009 bin ich dazu gestoßen und wir haben 1.600 Hausbesuche gemacht, da hat sich jeder engagiert. Manche sind nach dem ‚Schichteln‘ in der VÖST Flyer verteilen gegangen und dann siehst du jetzt, dass es sich knapp nicht ausgegangen ist. Das tut natürlich weh, ist aber kein Weltuntergang.

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