Predigtgedanken
Zum fünften Fastensonntag aus der Pfarre St. Markus
Ihre Gedanken zum fünften Fastensonntag teilt Eva Wimmer mit uns. Sie ist pastorale Mitarbeiterin in der Pfarre Linz-St. Markus.
LINZ. Als ich mir die Bibelstelle für den 5. Fastensonntag durchgelesen habe, ist mir dieses Lied in den Kopf gekommen: „Aber alles soll und alles muss, aber alles geht und jeder will perfekt sein. Sind wir denn nie schön genug? Ist es hier nie schön genug?“ (Lina Maly – Schön genug)
Im Evangelium des 5. Fastensonntags (Joh 8,1-11) begegnet uns eine Erzählung über eine Ehebrecherin und wie die Mitmenschen mit ihr umgegangen sind und wie Jesus gehandelt hat. Die Frau wird angeklagt, angeprangert und sollte gesteinigt werden. Jesus reagiert darauf mit dem Satz: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie.“ (Joh 8,7) Daraufhin gingen alle Menschen weg und niemand hat die Frau verurteilt. Am Ende der Bibelstelle sagt Jesus zur Frau „Auch ich verurteile dich nicht.“ (Joh 8,11)
Wer ist perfekt?
Für mich ist der erste Kernsatz dieser Bibelstelle die Frage Jesu danach, wer sündenfrei sei bzw. heute könnte vielleicht gesagt werden, wer perfekt sei. Diese Frage hat die Menschen zum Nachdenken gebracht und die Frau wurde nicht gesteinigt. Die Tatsache, dass jeder Mensch im Leben Fehler macht, gehört zum Menschsein dazu. Trotzdem streben wir in einer vom Kapitalismus geprägten Welt immer nach dem Größeren, nach dem Mehr und nach der Perfektion. In der Fastenzeit erhalten wir die Einladung bewusst einen Schritt langsamer zu gehen, über Fehler nachzudenken und dem Leistungsgedanken, der Perfektion und dem Kapitalismus ein klein wenig den Rücken zuzukehren.
Fehler machen gehört zum Menschsein dazu!
Der zweite Kernsatz ist für mich, dass Jesus die Frau nicht verurteilt, sondern ihr wohlwollend begegnet. Er sagt ihr jedoch auch, dass sie in Zukunft nicht mehr sündigen soll. Ich denke, dass Jesus in diesem Moment bereits wusste, dass das Fehlermachen zum Menschsein gehört und die brennenden Fragen der Umgang mit den Fehlern ist und ob wir versuchen es besser zu machen. Jesus gibt hier meiner Meinung nach keinen Auftrag zu allgemeiner Perfektion, sondern zeigt vielmehr einen menschlichen Umgang mit Fehlern auf. So herausfordernd ich diesen Gedanken für mein eigenes Leben finde, so berührend ist er zugleich, denn schließlich wird das Leben dadurch etwas leichter und mit Mut zur Imperfektion wahrscheinlich spannender/vielfältiger…
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