6. Juni: Tag der Sehbehinderten
Nach wie vor zu viele Barrieren
Mit dem Sehen ist das so eine Sache. „Ohne meine Brille sehe ich ja gar nichts!“, wer das von sich sagen kann, dem geht´s noch verhältnismäßig gut, denn die Brille schafft eben Abhilfe. Doch wer wirklich gar nichts mehr sieht oder unter schlimmen Sehstörungen leidet, dem hilft auch keine Brille mehr. Der ist in seinem Alltag massiv eingeschränkt. Und er wird eingeschränkt: viele bauliche Barrieren machen Sehbehinderten und Blinden das Leben nicht gerade einfacher.
Freiraum-europa und viele andere Organisationen machen auf den heutigen Tag der Sehbehinderten aufmerksam, weil rund 3 Millionen Österreicher betroffen sind. Rund 318. 000 Menschen sind wirklich schwer eingeschränkt und rund 4700 Personen sind tatsächlich blind (Quelle Statistik Austria 2008).
Je älter man wird, desto mehr nehmen die Sehbehinderungen zu. Rund Prozent aller über 55-jährigen Menschen sind bei alltäglichen Tätigkeiten dauerhaft sehbehindert (Quelle Statistik Austria 2011).
Da der Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung immer größer wird, kommt auf die österreichische Gesellschaft ein komplexes Problem zu.
Das Behindertengleichstellungsgesetz sieht vor, dass bauliche Barrieren abgebaut werden und somit Menschen mit Behinderungen eine selbstbestimmte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht wird. Doch leider wird die gesetzliche Vorgabe noch lange nicht überall umgesetzt. Nach wie vor sind Blinde und Personen mit Sehbehinderungen massiv in ihrer Orientierung und Kommunikation eingeschränkt.
Das Bewegen im öffentlichen Raum ist für Blinde und Sehbehinderte ohne Unterstützung von anderen Personen kaum möglich. Ob Arztbesuch, Amtstermin oder Einkaufen, in den meisten Gebäuden ist die Kommunikation auf den Seh-Sinn ausgelegt.
Dabei gäbe es zahlreiche technische Hilfsmittel, die den Betroffenen Orientierung über das Gehör oder den Tastsinn ermöglichen: z.B. Bodenleitsysteme für die Benutzung mit dem Blindenstock oder zum Tasten mit Schuhen, taktile Informationsschilder geben Auskunft über Wegrichtungen, Zimmernummern, etc. Mit Hilfe akustischer Systeme werden Sehbehinderte zum Beispiel über Gebäudeeingänge, Stockwerke im Lift oder Ampeln informiert.
Dietmar Janoschek ist Präsident von freiraum-europa. Er ist selbst blind und führt mit technischer Unterstützung ein autonomes Leben mit kompletter Mobilität. „Ich bin dienstlich sehr viel unterwegs. Leider stoße ich immer wieder auf unnötige Barrieren. Wenn, wie vom Gesetzgeber vorgesehen, gleich beim Neubau von Gebäuden die Barrierefreiheit berücksichtigt würde, wäre für uns Sehbehinderte und Blinde das Leben wesentlich einfacher“, sagt Dietmar Janoschek.
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