LITERATUR & REISEN
Auf ein Wiedersehen im Küstenland
Die Linzer Autorin Christine Casapicola schickt ihre Leserinnen und Leser zum dritten Mal auf Entdeckungstour ins altösterreichische Küstenland.
Mit dem dritten Band ihrer Trilogie führt Christina Casapicola die Leserinnen und Leser erneut nach Altösterreich, genauer in das österreichische Küstenland, das sich von Görz über Triest bis über die Halbinsel Istriens erstreckte. „Der dritte Band der Serie legt den Fokus auf Istrien“, sagt die Linzerin, die im Friaul ihre zweite Heimat gefunden hat.
Zeitlich lassen sich die drei Bände, darunter der neueste mit dem Titel „Wiedersehen im Küstenland“, in der untergehenden Habsburgermonarchie verorten. Nicht ein Abgesang auf die gute alte Zeit sollen die vielfältigen Texte sein, sondern Geschichten, die aus dem Leben der in diesem multiethnischen Raum agierenden Personen berichten. „In den ersten beiden Bänden war es mitunter oft sehr schwierig, an die ‚Geschichten‘ der Leute zu kommen. Nach und nach hat es sich aber herumgesprochen und die Leute sind offen an mich herangetreten, um aus dem Leben und der Geschichte ihrer Familien zu erzählen“, erklärt die Linzerin. Es sind die einfachen Geschichten einfacher Menschen, die erzählt werden und Einblick in diesen Vielvölkerstaat im Kleinen, zwischen italienischer, deutscher und slowenischer Kultur, gewähren – in jenes von Fischern, Matrosen oder gar Bezirkshauptmännern.
Die Trilogie hat zur Bekanntheit der einst fast vergessenen Region beigetragen, doch ist sie stets authentisch geblieben, was vor allem für den Collio gilt, der sich auf sanften Hügeln von Cormons bis hinüber nach Slowenien, in die Goriska Brda erstreckt und nicht nur Wanderern und Sportlern Freude bereitet, sondern vor allem Genießerherzen durch Schinken, Wein und Käse höher schlagen lässt. Inmitten dieser Hügel, in Cormons, hat sich Casapicola niedergelassen, wo sie ihr „friulanisches Glück“ genießt und sich für ihre Texte inspirieren lässt. „Die Erzählungen müssen authentisch sein. Darum finden sich in meinen Geschichten nur sehr wenige Personen. Es soll kein journalistischer Bericht werden, sondern Texte, in denen der Erzähler zwischen Erzähltem und dem Leser vermittelt“, hält die Autorin fest. Ebenso wenig geht es darum, eine fachwissenschaftliche Abhandlung zu präsentieren, sondern einen kultur- und gesellschaftsgeschichtlichen Zugang, um das Leben in dem einst so bunten und prosperierenden Kronland zu schildern.
So vielfältig wie die Region ist, so heterogen sind die Themen, die die Verfasserin aufgreift. „Beim Recherchieren und in den Geschichten, die einem die Personen erzählen, wird immer wieder deutlich, dass die Menschen zunehmend Bewusstsein für ihre eigene Geschichte, aber auch jener der Familie entwickeln. Und selbst nach einem Jahrhundert lassen sich oft Spuren der alten Zeit wiederfinden“, resümiert Casapicola. Wer weiß schon, dass der Erfinder des Luftkissenbootes und der Lichtschranke ein österreichischer Marineoffizier in Pula war? Oder warum im Jahr 1906 Indianer aus dem Wilden Westen Amerikas durch Triests Straßen zogen? Das Kapitel „Das Ende der Monarchie“ beschäftigt sich schließlich mit Fritz Weber, der im Ersten Weltkrieg bis zuletzt an der Piave-Front für Österreich-Ungarn als Offizier kämpfte. „Er hat nach dem Krieg seine Erlebnisse niedergeschrieben und eindrücklich aufgezeigt, was dieser Weltkrieg nicht nur im Gesamten, sondern in jedem einzelnen Menschen zerstört hat und das Ende einer Epoche war, in der Österreich am Meer lag.“
Die Texte sind mit vielen historischen Bildern und nun erstmals auch mit Videos versehen. "Mir war es wichtig, die Texte um bewegte Bilder zu ergänzen und aus der Zeit um 1900 gibt es bereits, zwar wenige, Videoquellen. So etwa findet sich der Link im Kapitel, um dem Stappellauf der Viribus Unitis, dem größten Schlachtschiff Österreich-Ungarns, miterleben zu können."
„Wiedersehen im Küstenland“, ist in Linz bei Fürstelberger an der Landstraße und bei der Buchhandlung Alex am Linzer Hauptplatz erhältlich.
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