Beizmittel bringen Bienen um
Imker und Grüne OÖ fordern Verbot von schädlichen Insektiziden
Drei Jahre lang untersuchte ein Expertenteam der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) die Zusammenhänge zwischen Bienenkrankheiten und Pflanzenschutzmitteln, die Landwirte beim Mais- und Rapsanbau und auch in Oberös-
terreich anwenden. Das Ergebnis der Studie: Es gibt einen unbestrittenen Zusammenhang zwischen Bienenverlusten und insektizidgebeiztem Saatgut.
Akute Gefahr für Bienen
Der Mais wird gebeizt, um ihn gegen den Maiswurzelbohrer (ein Verwandter des Kartoffelkäfers) zu immunisieren – „mit fatalen Folgen für die Bienenvölker“, warnt Maximilian Liedlbauer, Präsident des oö. Landesverbandes für Bienenzucht. Laut Liedlbauer bestehe akute Gefahr, falls sich in Oberösterreich an der Maisbeize nichts ändere. „Treten die Bienen mit dem Beizmittel in Kontakt, sterben sie sofort. Aber auch geringste Dosen führen zu Krankheiten“, schildert Liedlbauer.
Letzten Winter fielen österreichweit rund 20 Prozent der 160.000 Bienenvölker aus. 2011 gab es in Oberösterreich 26 Fälle eines Vergiftungsverdachts – betroffen waren hier 3500 Bienenvölker. Der Expertenbericht zeigt zwar, dass die Anzahl der tatsächlichen Vergiftungsfälle in den letzten drei Jahren stark zurückgegangen ist, dennoch sind es immer wieder dieselben Bezirke – Perg, Freistadt und Grieskirchen – ja sogar dieselben Gemeinden, die als Vergiftungszonen aufscheinen.
Nur fünf Prozent wird gebeizt
Agrarlandesrat Max Hiegelsberger relativiert: „Nur 0,38 Prozent der geschädigten Bienen wurden durch die Maisbeize geschädigt.“ Außerdem liege die Saatgutmenge, die in Oberösterreich gebeizt wird, nur bei fünf Prozent. Bei den betroffenen Gemeinden werde man aber noch genauer draufschauen, so Hiegelsberger.
Die Lösung des Problems wäre laut Wolfgang Pirklhuber, Landwirtschaftssprecher der Grünen, eine Fruchtfolge. Nach zweijährigem Maisanbau müsse im dritten Jahr etwas anderes angebaut werden, fordert Pirklhuber ein klares Verbot der Beizmittel ein. In Ländern wie Deutschland, Italien oder Slowenien wären die schädlichen Beizmittel nicht mehr erlaubt. Laut Hiegelsberger habe das Ganze nur wenig mit der Fruchtfolge zu tun. Denn gegen den Maiswurzelbohrer werde nur in der Saatgutvermehrung gebeizt. Man dürfe das Kind hier nicht mit dem Bad ausschütten.
Das Mais-Saatgut wird mit Beizmitteln ummantelt, um es widerstandsfähiger gegen den Maiswurzelbohrer und den Drahtwurm zu machen. Die dadurch hervorgerufenen Vergiftungsverdachtsmeldungen gab es 2011 laut dem Landesverband für Bienenzucht in den Gemeinden Kremsmünster, St. Oswald, Wels, Kematen/Krems, Au an der Donau, Altenberg, Naarn und St. Georgen im Attergau.
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