Ilia Staple im Interview
"Die Oper ist zu mir gekommen"
"Schon mein Name hat Bezug zur Oper", lacht die Linzer Sopranistin Ilia Staple. Ihre Eltern – der Vater Dirigent, die Mutter Gesangslehrerin – haben ihr viel an Musik weitergegeben: So etwa den Vornamen, der an Mozarts "Idomeneo" erinnert. Im Gespräch mit der BezirksRundSchau berichtet die Linzerin von ihrem bevorstehenden Wechsel an die Wiener Staatsoper und beruflichen Herausforderungen.
LINZ. "Die Oper ist zu mir gekommen", antwortet Ilia Staple auf die Frage, wie ihre Karriere als Opernsängerin ihren Lauf nahm. Musik sei bereits als Kind immer um sie herum gewesen. "Wir haben zuhause viel gesungen. Für mich war die Oper als Genre etwas ganz Selbstverständliches", so Staple weiter. Mit fortschreitendem Alter habe sie sich immer mehr für die Oper als Kunstform interessiert: "Es ist für mich eine eigene Ausdrucksform, in die ich immer mehr hineingewachsen bin". Schon in der Volksschule lernte die Linzerin Cello, ihre Begeisterung für den Gesang sei aber immer größer gewesen. Als sie dann das Adalbert Stifter Gymnasium besuchte, pendelte sie bereits jede Woche für ein Gesangsvorstudium nach Wien.
Es folgte ein Studium an der Linzer Bruckneruni. Von 2016 bis 2018 war die Sopranistin schließlich Mitglied des Oberösterreichischen Opernstudios am Landestheater Linz. Danach wurde Staple Ensemblemitglied des Münchner Gärtnerplatztheaters. Dort habe sie eine ihrer absoluten Lieblingsrollen gesungen: Gretel aus "Hänsel und Gretel", eine Figur, die die Möglichkeit bietet, Kinder auf der Bühne darzustellen – authentisch und echt. "Ein Meilenstein war auch, als ich das erste Mal die Königin der Nacht singen durfte, eine eigentlich kleine aber sehr anspruchsvolle Rolle", berichtet die Linzerin.
Echte Momente auf die Bühne bringen
Bei der Interpretation von Opernrollen komme es nicht nur auf den Gesang, sondern auch auf die Darstellung auf der Bühne an. "Eine Opernsängerin muss mehrere Disziplinen abdecken. Der Beruf erfordert Disziplin, vergleichbar mit Leistungssport, und verlangt nach Routine, ausreichend Schlaf und körperlichem Training", betont Staple. Bei jedem Auftritt müsse sie etwas von sich hergeben: Die emotionale Intensität sei enorm. "Es sind die echten Momente, die das Publikum berühren – die Erinnerung, etwas Ähnliches schon erlebt zu haben", verrät die Sopranistin. Der Sängerin ist diese Echtheit nicht nur auf der Bühne, sondern auch in der Gesellschaft wichtig. Schließlich sei es immer gut, sich ins Gegenüber hineinversetzen zu können. Nach den Aufführungen die Rolle abzulegen, gestalte sich oft schwierig. Was Staple dabei immer hilft: ihre Familie. Wenn sie nachhause kommt und ihre zwei Kinder sie in Anspruch nehmen, falle der Wechsel ganz leicht.
"Ich konnte gar nicht glauben, wo ich da stehe"
In Bezug auf die lokale Opernszene ist Staple voll des Lobes: "Linz hat ein unfassbar tolles Orchester mit einem Weltklasse Chefdirigenten und eine wunderbare neue Spielstätte für Theater. Die Stadt hat alle Voraussetzungen, musiktheaterrelevant zu sein". Nach fünf Jahren im Engagement des Münchner Gärtnerplatztheaters steht die Opernsängerin 2024 vor einer beruflichen Veränderung: "Mit September startet mein Engagement an der Wiener Staatsoper, dem Opernhaus in Österreich. Das Vorsingen war etwas Besonderes. Ich konnte gar nicht glauben, wo ich da stehe", erzählt sie stolz. Bevor es nach Wien geht, ist Staple ab Mai noch Teil der Tiroler Festspiele Erl. Dort wird sie im Ring-Zyklus zu hören sein, den Brigitte Fassbaender, neben Edita Gruberová eines ihrer größten Vorbilder, inszeniert.
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