"Es wird zu früh begonnen zu streiken"
Streiks sind in Linz selten. In letzter Zeit setzen Arbeitnehmer aber immer öfter auf diese Methode.
"Ein Streik sollte erst das aller-, allerletzte Mittel sein. Mir kommt vor, dass heutzutage schneller begonnen wird, zu streiken," sagt Vizebürgermeister Erich Watzl. So wurde beispielsweise vergangene Woche in den Ordensspitälern einen Tag lang nicht gearbeitet. "Ein Streik in dieser Dimension in Krankenhäusern ist in Österreich bisher einzigartig. Man hat es den Bediensteten in Linz nicht zugetraut, dass sie wirklich streiken würden," sagt Martin Windtner vom Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB). Eine Woche zuvor protestierten wütende Bauern bei der Landwirtschaftskammer auf der Gugl, weil sie mit ihrer Interessensvertretung unzufrieden sind (die StadtRundschau hat berichtet).
Streiks der vergangenen Jahre
Während von 2003 bis 2010 nicht gestreikt wurde, legte man in den vergangenen zwei Jahren die Arbeit in Oberösterreich gleich mehrmals nieder. 2010 gab es zum Beispiel bei den Mitarbeitern von "pro mente OÖ" und "EXIT-sozial" einen Protesttag. 2012 wurde der geplante Streik aller oberösterreichischen Gemeindebediensteten nur zwei Tage vor dem Streiktag durch das Einlenken von Landeshauptmann Josef Pühringer verhindert. Und von den Kindergartenpädagogen der Caritas wurde für kommenden April schon die nächste Kampfmaßnahme angekündigt.
Knackpunkt Gehalt
Streitpunkt ist fast immer das Gehalt. "Für uns ist kein Widerspruch zwischen Streiken und Verhandeln. Die Arbeitsverweigerung öffnet die Türen wieder zum Verhandlungstisch," sagt Martin Windtner vom Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB) in Linz. "Zwischen Verhandeln und Streiken ist ein klarer Unterschied. Die Gewerkschaft spricht doch selbst davon, dass Streiken eine Kampfmaßnahme ist. Gespräche sind da immer besser", sagt Watzl und vermutet außerdem: "dass hinter dem Protest eine parteipolitische Motivation steckt, da im Herbst Nationalratswahlen anstehen."
Die Seite der Arbeitgeber
In Österreich ist Streiken ein Grundrecht. Von Seiten der Arbeitgeber gesteht man den Bediensteten diese Maßnahmen ebenfalls zu, aber: "Es ist schade, wenn Lohnverhandlungen auf der Straße ausgetragen werden," sagt Thomas Denk, Bezirksstellenleiter der Linzer Wirtschaftskammer. "Ich bin ein Fan der Sozialpartnerschaft. Wir werden von internationalen Firmen für diese gute Tradition und die wenigen Streiktage in Österreich beneidet. Denn die Niederlegung der Arbeit heißt Stillstand und ist immer mit Verlusten für die Wirtschaft verbunden," sagt Denk.
2 Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.