Linzer stehen auf Freizeit am Nachmittag
Traditionell früh ist Arbeitsbeginn in Linz. Schichtarbeit und Gruppendynamik als mögliche Erklärung.
Schüler sollen erst um 9 Uhr mit dem Unterricht beginnen. Dieser Vorschlag hallte vor kurzer Zeit durch ganz Österreich. Doch wie realitätsbezogen ist er in Linz? Wenn beispielsweise die Mutter um 7 Uhr im Büro ist, und der Vater in einem Industrieunternehmen als Schichtarbeiter tätig ist? Dieser Dienstag zeigte es eindrucksvoll. Obwohl schulfrei, gab es aufgrund eines Unfalls bei der Voestabfahrt auf der Mühlkreisautobahn mehr als sechs Kilometer Stau. Und das um 7 Uhr in der Früh. Es zeigt sich: Viele der insgesamt 205.000 Berufstätigen in Linz sind bereits sehr früh an ihrem Arbeitsplatz beziehungsweise auf dem Weg dorthin. „Es scheint ein Kulturunterschied zu sein, dass in Linz deutlich früher als in Wien zu arbeiten begonnen wird. Zudem bleibt durch einen frühen Arbeitsbeginn mehr freie Zeit am Nachmittag und Abend, die mit der Familie, Freunden sowie für Sport und andere Hobbys genutzt wird“, so Oliver Sonnleithner, Geschäftsführer von Karriere.at.
Gruppendynamik im Büro
Aber auch Gruppendynamik könne man bei Bürojobs feststellen. Gerhard Kürner, Pressesprecher bei der voestalpine, die der größte Arbeitgeber mit insgesamt knapp 10.000 Beschäftigten am Standort Linz ist, erklärt: „Obwohl es kein Muss ist, sind fast alle Büros um sieben Uhr früh schon voll besetzt. Einige, die eventuell ihre Kinder in Schule und Kindergarten bringen, kommen etwas später, aber ansonsten ist das seit Jahren so, dass die Mitarbeiter der voestalpine sehr zeitig anfangen. Dahinter könnte auch eine gewisse Gruppendynamik stecken.“ In Linz sind bei der voestalpine knapp 4000 Menschen in den Büros tätig, im Werk selber herrscht Schichtbetrieb – Beginn jeweils um 5, 13 und 20 Uhr – der für ungefähr 6000 Arbeitnehmer gültig ist.
Der Schichtbetrieb großer Industriebetriebe ist für Personalstadtrat Johann Mayr einer der Gründe, warum viele Menschen zeitig beginnen: „Im Vergleich mit anderen Städten, wie etwa Wien, Salzburg und Graz, zeigt sich, dass die Linzer um einiges früher beginnen. Das ist auch im Magistrat so. Wir haben Gleitzeit mit spätestem Dienstbeginn um 8. Viele sind aber schon um 7 Uhr da.“ Bei der Gebietskrankenkasse – dort war Mayr vorher Direktor – seien etliche Mitarbeiter schon um 6 Uhr im Büro gewesen. „Da haben aber einige auch schon kurz nach 14 Uhr Feierabend gemacht.“
Bernd Winkler, Bereichsleiter beim Linz Center of Mechatronics (LCM): „Bei uns streut sich der Arbeitsbeginn ganz stark. Die Ersten fangen zwischen 6 und halb 7 an. Die meisten Leute kommen zwischen halb 8 und 8. Um halb 9 sind fast alle da.“ Robert Reisinger pendelt jeden Tag von Niederwaldkirchen zu seiner Arbeitsstätte bei der OÖ Ferngas. „Ich fange gegen 7.15, wie viele meiner Kollegen auch, an.“
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