Linzer Studierende lernten Umgang mit Blinden
Wer später im Sozialmanagement arbeiten will, sollte wissen, wie die Kommunikation mit Menschen mit Behinderungen reibungslos klappen kann. Dietmar Janoschek, Präsident des Vereins freiraum-europa, ist selbst blind und weiß deshalb gut, in welche Fettnäpfchen man treten kann. Er erblindete mit 22 Jahren und ist seitdem aktiv im Sozialbereich tätig. Auf Einladung des Fachhochschul-Professors Sebastian Martin informierte Janoschek kürzlich die Studierenden des Fachhochschul-Studiengangs Sozialmanagement darüber, wie die Kommunikation zwischen Menschen mit und ohne Behinderung reibungslos funktionieren kann.
Als Einstieg nannte Janoschek eine Definition von Behinderung. Es gebe keine Durchschnittsmenschen" oder "genormte" Personen, denn jedes Individuum weiche in der einen oder anderen Art von der "Norm" ab – sei es durch Größe, Alter, Umfang, Gewicht, Stärke, Schnelligkeit, Sehen, Hören, Durchhaltevermögen, geistige Fähigkeiten und vieles andere mehr. Eine große Anzahl von Österreichern sei in irgendeiner Form gesundheitlich beeinträchtigt, mal äußerlich sichtbar, mal nicht. Aufgrund der demografischen Entwicklung sei abzusehen, dass ein immer größerer Bevölkerungsanteil ein hohes Lebensalter erreicht, damit aber auch gesundheitlich eingeschränkt sein wird.
Design for all
Für die Teilnahme am öffentlichen Leben sei ein barrierefreies Umfeld unumgänglich, berichtet Janoschek. Dazu sei die Um- und Neugestaltung nach dem Prinzip des „Design for all“ zielführend. Auch die gesetzlichen Vorgaben dazu wurden erläutert. Der Verein freiraum-europa sei in diesem Bereich seit vielen Jahren aktiv und biete sowohl Schulungen, Beratungen als auch die entsprechenden Produkte dazu an.
Klischees im Denken
Ein wichtiges Modul des Vortrages befasste sich mit dem Sprachgebrauch. Dieser sei auch heute noch häufig von klischeehaftem Denken geprägt, führte Dietmar Janoschek aus. Nach wie vor sei in unserer Gesellschaft die Trennung zwischen „Krank“ und „Gesund“ stark in den Köpfen. Bei der Beschreibung einer Person solle jedoch nicht eine Behinderung als wesentliches Merkmal genannt werden, sondern die Person als solche wahrgenommen werden. Behinderte wollten nicht als Gruppe vereinnahmt werden, sondern als Individuen gesehen werden, so Janoschek. Auch wenn sie als Gruppe politische Forderungen stellten, sähen sie sich im Alltag als „Herr Meier“ und „Frau Müller“ mit Familie, Beruf, Vorlieben, Schwächen, Interessen und Charaktereigenschaften. Tradierte Bezeichnungen wie „Schützlinge“ vermittelten ein überholtes Bild des Verhältnisses zwischen den Personengruppen. Auch Wortkombinationen wie „an den Rollstuhl gefesselt“ oder „Zwerg“ seien nicht mehr zeitgemäß.
Dass man Menschen mit Hörbehinderung oder Schwerhörige nicht als „Taube“ bezeichnet und Personen mit Downsyndrom nicht die „Geistig Behinderten“ oder „Mongoloide“ sind, wüssten viele. Doch in der gelebten Praxis herrsche viel Unsicherheit, berichtete der Vortragende. Diese Unsicherheit mache die Kommunikation schwierig und es käme oft zu Missverständnissen. Da würde man als Blinder unaufgefordert über den Zebrastreifen gezerrt oder Personen im Rollstuhl nur über den Begleiter angesprochen. Solche Unsicherheiten ließen sich vermeiden, wenn man sich mehr in die Perspektive des Betroffenen versetze und im Zweifelsfall auch einfach nachfrage, wie man denjenigen am besten unterstützen könne.
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