„Mittagsreise nach Ex-Jugoslawien“
Peter Paul Wiplinger liest am Donnerstag, 12. Dezember um 12.30 Uhr, im Stifterhaus aus seinem Werk.
"In rasender Fahrt fährt das Auto die Straße vom Airport ins Stadtzentrum. Diese Verbindung ist die Lebensader der Stadt; dementsprechend wurde sie auch am meisten beschossen. Links und rechts der Straße sind die Zerstörungen: Hochhäuser, Bürotürme, Wohnblocks, Fabriken; das Theater, das Museum, die Hauptpost, die Nationalbibliothek; Kirchen, Moscheen, Schulen, Spitäler; die schönen Jugendstilvillen, die Gründerzeithäuser. So vieles nur noch Ruinen. Denkmal des Wahnsinns von Krieg und Gewalt. - Aber wie war es damals hier, die vielen Monate, die Tage und Nächte; in der Gluthitze des Sommers, im Winter? Ohne Strom und ohne Wasser. Die tägliche Bedrohung, die tägliche Angst, der tägliche Terror; der alltägliche Tod. Wie stellt man sich das vor? So viele Gedanken jagen durch meinen Kopf, und doch spüre ich ein Gefühl der Leere in mir. Plötzlich die Bilder aus meiner Kindheit, von zerstörten Städten, anderswo. Und eine große Trauer ist in mir." Wieder in Sarajevo - Streiflichter aus einer Stadt - Auszug aus der protokollarischen Erzählung von Peter Paul Wiplinger.
Der Schriftsteller und künstlerische Fotograf wurde 1939 in Haslach geboren. Die Gedichte des Lyrikers wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt und als Gedichtbände publiziert. Bisher 44 Buchpublikationen, zuletzt: „Lebensbilder - Geschichten aus der Erinnerung“ (2003), Podium-Porträt „Peter Paul Wiplinger - Aussagen und Gedichte“ (2004), der Prosaband „ausgestoßen“ (2006), „Steine im Licht“, Gedichte und Prosa aus Rom, 2005, „Segni di vita / „Lebenszeichen“ (2010), „Schriftstellerbegegnungen 1960-2010“, „Lebenswege – Geschichten aus der Erinnerung“ (2011), „Sprachzeichen“ (2011) sowie „Schattenzeit“ (2013).
Weitere Informationen unter http://www.wiplinger.at.tf
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