"Mutwillige Zerstörung"

Beppo Mauhart im Gespräch mit Chris Müller, dem Chefredakteur der "FabriksRundschau", einer Sonderausgabe der StadtRundschau zur Tabakfabrik. | Foto: privat
  • Beppo Mauhart im Gespräch mit Chris Müller, dem Chefredakteur der "FabriksRundschau", einer Sonderausgabe der StadtRundschau zur Tabakfabrik.
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StadtRundschau: Wir sind am Fußballplatz von Blau Weiß Linz, welche Gefühle beschleichen Sie, wenn wir hier stehen?
Beppo Mauhart: Es gibt immer Erinnerungen an die Austria Tabak und an die tragische Geschichte, an eines der erfolgreichsten Unternehmen der Rebublik, das mutwillig zerstört wurde. Da sind die Gefühle noch intensiver als am Fußballplatz.

Die Buchpräsentation „Ohne Filter“ war mit 453 Menschen überaus gut besucht, da hat man schon gespürt, dass noch immer eine große Verbindung besteht.
Ja, das war für mich ein emotional sehr starkes Erlebnis. Ich hatte eine Redezeit von maximal 15 Minuten eingeräumt bekommen, habe dann aber, über 40 Minuten geredet. Es waren ehemalige Mitarbeiter und Angehörige anwesend, die gespannt und konzentriert zugehört haben und das hat mich dazu ermutigt immer mehr zu erzählen, welche Unverantwortlichkeit damals mit der Entscheidung die Austria Tabak zu zerstören verbunden war. Es gibt noch immer welche, die sich heute noch damit rühmen, wie toll sie das nicht verkauft haben. Aber es gibt tatsächlich eines der erfolgreichsten Unternehmen Österreichs nicht mehr.

Wann haben Sie erfahren, dass die Stadt Linz das Grundstück kauft?
Ich habe das erst sehr spät erfahren, aber es war für mich eine sehr positive Nachricht, weil es ein Zeugnis einer großen Verantwortung der Stadt für ein historisch sehr wertvolles und mit der Stadt sehr verbundenes Gebäude und auch eine mit der Stadt sehr verbundenen Belegschaft war. Die Tabakbude hat einfach zu Linz dazu gehört. Wenn man das „Hinter mir die Sinnflut“-mäßig behandelt hätte, wäre nicht ein Projekt daraus entstanden, dass jetzt wieder große Hoffnung gibt. Es ist ein Projekt mit Zukunft, ein kreatives Projekt, das hat nur geschehen konnte, weil die Stadt Verantwortung und auch Geduld zeigt.

Eine ganz große Errungenschaften ist dieses unglaublich esoziale Engagement der Austria Tabakwerke, eine Belegschaft, die sich heute noch alle zwei Monate mit 80 Leuten zum Stammtisch trifft, das ist wirklich was gelungen, oder?
Das ist beeindruckend. Aber ich glaube, dass hat die ganze Austria Tabak-Familie ausgezeichnet, dass wir durchwegs ein gutes Klima hatten. Hier in Linz ist es besonders gewesen, das hängt auch damit zusammen, dass dieser Fabriksbau auch von seiner Architektur her einen besonderen Charakter hatte und auch international registriert wurde.
Aber Sie haben recht, ich war immer sehr stolz auf das Betriebsklima. Als Vorstandsverantwortlicher habe ich erleben können, als es darum ging, das ganze Unternehmen auf die Tatsache vorzubereiten, dass es demnächst keine Monopolsituation mehr geben wird, sondern, dass wir uns im freien europäischen Markt stellen müssen. Wir kannten diese Konkurrenz ja bereits, dank unserer internationalen Tätigkeit. Da hatten wir ein Unternehmensstrategie entwickelt, mit der ich, auch jetzt ausgestattet mit der Weisheit des Rückblicks überzeugt bin, dass sie uns in die Zukunft getragen hätte. Die Verantwortlichkeit der Politik wurde da nie geahndet oder an den Pranger gestellt, für den Umgang mit einem Unternehmen, dass auch von der Wirtschaftlichkeit her, das erfolgreichste der Republik war.

Glauben Sie, dass es hier noch Gerechtigkeit geben wird?
Das glaube ich nicht, weil wir leben auch in einer Zeit, in der man sagt: Gut man kanns nicht mehr retten. Für mich ist es natürlich eine Genugtuung, dass vor allem die Soziologen der Linzer Universität da sehr wesentliche Forschungsarbeit geleistet haben und es auch zu Buch gebracht haben.

Gibt es einen Wunsch für die Tabakfabrik, einen Hinweis was die Stadt machen soll?
Nein, ich habe da keine Hinweise, keine Ratschläge für die Stadt Linz. Ich bin aber dankbar dafür, da ich aus Linz komme und hinter der Tabakfabrik auch Jugendtage verbracht hatte in der Ludlgasse bei meiner Tante, bin ich sehr dankbar und stolz auf die Stadt Linz, dass sie das gemacht hat. Ich wünsche, dass sie die Kraft hat, das tatsächlich in die Zukunft zu tragen und Ihnen wünsche ich, dass sie so viel Kraft und Kreativität haben, um eine entsprechende Strategie umzusetzen.

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Foto: Diözese Linz/Kienberger
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