Noßbergerstraße: "Wenn die da sind, ist die Hölle los"
Der StadtRundschau-Bericht aus dem besetzten Haus in der Noßbergerstraße hat für viel Aufsehen gesorgt. Die Aussagen der Hausbesetzer wurden teilweise heftig kritisiert. Mit einer Anrainerin haben wir deshalb ausführlicher gesprochen.
Was sofort auffällt: In der Noßbergerstraße gibt es nicht nur schwarz und weiß. Unsere Gesprächspartnerin lebt in einem der Wohnblocks rund um das besetzte Haus, kennt die Szene mittlerweile gut und wirft deshalb nicht alle Hausbesetzer in einen Topf. Seit vier Jahren schlafen immer wieder Menschen in dem heruntergekommenen Haus und das wurde von vielen in der Nachbarschaft toleriert. Mit der Handvoll fixen Bewohner gibt es laut ihrer Aussage auch kaum Probleme. Sie kümmern sich um das Haus, räumen den Dreck weg und bemühen sich, die Nachtruhe einzuhalten. Man grüßt sich sogar. Ganz anders ist die Situation, wenn "ortsfremde" Gruppen nach Linz kommen und sich für einige Tage oder auch Wochen in dem Haus aufhalten. Das kommt immer öfter vor, denn die Schlafmöglichkeit hat sich herumgesprochen. Mit diesen temporären "Gästen" ist es viel schwieriger über Lautstärke, Verunreinigungen und Ähnliches zu sprechen. "Wenn Ungarn, Tschechen, Holländer oder Deutsche da sind, dann ist die Hölle los", berichtet die Anwohnerin. Oft kommen sie in größeren Gruppen spät am Abend in das Haus, viele haben Hunde, die sich lautstark begrüßen. Besonders ein Vorfall hat die Anrainerin in Rage gebracht. Im Februar wurde ihre 17-jährige Tochter von drei Punks auf dem Heimweg von der Schule um eine Zigarette angeschnorrt – ein Wunsch, den die Nichtraucherin nicht erfüllen konnte. Daraufhin sei sie belästigt worden und verängstigt nach Hause gekommen. Die Täter sind heute aber nicht mehr in Linz, zumindest hat sie die Gruppe nicht mehr im Haus gesehen.
Schwierige Akustik
Die baulichen Gegebenheiten tragen ihren Teil zu der Problemlage bei. Das kleine Haus liegt am Ende einer Sackgasse und ist von sechs-, acht- und zwölfstöckigen Wohnblöcken umgeben. Diese wirken wie ein Schalltrichter. Partys, auch in "normaler" Lautstärke, sind deshalb weithin zu hören und sorgen für Unmut: "Wenn man in der Früh arbeiten gehen muss und nachts nicht mehr schlafen kann, wird man irgendwann unrund", sagt die Anwohnerin.
Besitzerin kümmert sich nicht
Aus ihrer Sicht trägt vor allem die Eigentümerin Schuld an der Situation. Diese hätte sich nicht um ihren Besitz gekümmert. Weiter eskaliert sei die Situation, als die Besitzerin Strom und Wasser für die Hausbesetzer gesperrt hat. Die Mietgaragen, die sich links und rechts der Sackgasse aneinanderreihen, gehören ebenfalls derselben Dame. Vermietet sind diese offensichtlich schon lange nicht mehr, was auch nicht weiter verwundert. Sie sind großteils in desolatem Zustand und nicht mehr versperrbar. Einige Garagen werden laut Aussage der Anrainerin von Hausbesetzern "mitgenutzt".
"Schutzzonen bringen nichts"
Für die Lage der Obdachlosen hätten sie und andere Anwohner trotz allem Verständnis. "Die Leute haben Probleme und es im Leben sicher nicht lustig gehabt, sonst würden sie nicht dort sein, wo sie jetzt sind", sagt unsere Gesprächspartnerin. Es brauche endlich Angebote von der Stadt, denn die Leute "können sich ja nicht in Luft auflösen". Sie hätte kein Problem damit, wenn aus dem besetzten Haus etwa eine Anlaufstelle für Obdachlose oder eine betreute WG gemacht wird. Es sollte nur in geordneten Bahnen ablaufen. Der Umgang der Linzer Politik mit Randgruppen ärgert sie. Schutzzonen, wie jetzt im Hessenpark, würden nur Symptome bekämpfen und keine Probleme lösen: "Man muss auf die Leute zugehen", ist ihr Rat an die Verantwortlichen.
Hier lesen Sie von unserem Besuch bei den Hausbesetzern in der Noßbergerstraße.
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