Erstes Linzer Schuhmuseum
Wo Geschichte in jedem Schritt lebendig wird
Morgen eröffnet in der Bischofstraße das erste Schuhmuseum in Linz. Schuhmacher Siegfried Hain erzählte der BezirksRundSchau vorab, was Besucherinnen und Besucher erwartet und wie lange er schon von einem eigenen Museum träumt.
LINZ. "Jeder Schuh hat eine Geschichte zu erzählen", verrät Siegfried Hain, der seit 40 Jahren als Maßschuhmacher tätig ist. Genauso lange währt auch schon seine Leidenschaft fürs Sammeln: Rund 800 Exponate wird er in seinem neuen Schuhmuseum in der Bischofstraße 9a ausstellen. Damit erfüllt sich für Hain ein Lebenstraum. Österreichweit wagt sich der Schuhmacher mit seiner Idee auf Neuland: Lediglich in Wien gibt es noch ein anderes Schuhmuseum, europaweit sind es auch nur an die zwanzig. "Die Nachfrage ist enorm. Alleine für die Eröffnung am Mittwoch haben sich über 100 Personen angekündigt", freut sich der 62-Jährige.
"Für mich zählt Originelles"
Steigt man im "Stadtherz", das Hain mit seiner Frau betreibt, die Treppen in das Untergeschoss hinunter, eröffnet sich ein historisches Schuhparadies. Rund 150 Paar haben im neuen Museum ihren Platz gefunden, darunter sind Schuhe eines Linzer Clowns aus den 1930er Jahren genauso wie Partisanenschuhe, Arbeitsschuhe aus dem Mühlviertel und Barockschuhe von adligen Damen. Vier Jahre dauerte es, bis Hain endlich sein Museum eröffnen konnte. Die Idee dafür kam ihm aber schon 2006, als er zusammen mit dem Schlossmuseum eine Ausstellung organisierte. "Für mich zählt Qualität und Originelles. Außerdem liegt mir seit meiner Jugend Nachhaltigkeit am Herzen", erklärt Hain. Daher werden Besucher bei ihm auch keine "neuen" Schuhe bekannter Ketten finden.
Das älteste seiner Schuhpaare stammt aus 1750, die Exponate reichen aber bis in die 1950er Jahre. Ausstellungsstücke anzuschaffen, gestalte sich immer schwierig, da Schuhen leider oft zu wenig Wert beigemessen und sie häufig schnell entsorgt werden. "Auf Flohmärkten finde ich schon lange nichts mehr", berichtet Hain. Dafür nimmt er an Versteigerungen teil, bekommt von Bekannten Hinweise oder stößt in Inseraten auf Sammlerstücke. Von einer befreundeten Polizistin habe er etwa Schuhe eines römischen Trickdiebs vermittelt bekommen – Dieser soll mit einer ausgehöhlten Sohle in den 1980ern mehr als 50 Brillantringe gestohlen haben.
"In die Schuhe hineingewachsen"
"Ich bin immer mehr ins Thema 'Schuhe' hineingewachsen", erzählt der 62-Jährige, der nach der Schule eigentlich eine Ausbildung zum Werkzeugmacher begann. In Griechenland sei er auf einen Mann aufmerksam geworden, der Mokassins herstellte. Spontan stieg Hain in die Produktion ein. Seine Schuhe kamen so gut an, dass er seinen Urlaub verlängerte und den ganzen Sommer Mokassins am Strand verkaufte. Zurück in Linz übernahm er dann selbst eine Schuhwerkstätte – Heute gibt es davon in der Stadt nur mehr wenige. "Es wäre schön, wenn wir in Österreich genauso viel Wert auf gute Schuhe legen würden, wie es etwa in England oder Italien der Fall ist", wünscht sich Hain.
Führungen buchen
Künftig hat das Schuhmuseum immer donnerstags und freitags von 14 bis 18 Uhr sowie samstags von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet pro Person fünf Euro, Kinder bis zwölf Jahren sind gratis. Hain plant auch, Führungen anzubieten – Humorvolle Anekdoten zu den Exponaten kennt er unzählige. Terminvereinbarungen sind direkt im Geschäft, telefonisch unter 0732 662474 oder per E-Mail an s.hain@aon.at möglich. Auch einer Erweiterung des Museums steht nichts im Weg: den Platz dafür hätte der Schuhmacher jedenfalls.
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