Interview
Gerhard Hintringer: "Es ist ein Neustart für Steyregg"

Der neue Bürgermeister Gerhard Hintringer im Videointerview. | Foto: BRS/Diabl
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  • Der neue Bürgermeister Gerhard Hintringer im Videointerview.
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Der neue Steyregger Bürgermeister Gerhard Hintringer (SPÖ) über seinen Wahlsieg, den Zusammenhalt in der Gemeinde, die Ostumfahrung, das Verhältnis zu Linz und warum er bald mit Bürgermeister Luger gemeinsam auf der Straße sitzen könnte.

STEYREGG. Gerhard Hintringer (58) ist SPÖ-Politiker und Verschublokführer bei den ÖBB. In der Stichwahl am 10. Oktober wurde er mit knappem Vorsprung zum Bürgermeister von Steyregg gewählt.

Sie sind bereits zum dritten Mal angetreten. Waren Sie überrascht von Ihrem knappen Sieg?
Gerhard Hintringer:
Ja, ich war schon überrascht. Es waren im Endeffekt 72 Stimmen. Nach dem ersten Wahlgang hat es nicht danach ausgesehen, weil der Konkurrent weit vorne war. Allerdings hatte ich zehn Prozent mehr als bei der Wahl vor sechs Jahren, das hat mich optimistisch gestimmt.

Nach 24 Jahren gibt es wieder einen SPÖ-Bürgermeister. Wie wird das die Gemeinde verändern?
Für mich ist es wichtig, dass die Menschen in Steyregg wieder zusammenwachsen. Durch Corona gibt es eh viel Spaltung. Wir müssen zusammenhalten.

"Wir können mit allen reden"

Sie sind nicht die stärkste Fraktion im Gemeinderat. Ist das ein Problem?
Es haben alle im Wahlkampf gesagt, dass wir gemeinsam für Steyregg marschieren. Zwar wird es da und dort verschiedene Ansichten geben, aber im Großen und Ganzen ist das kein Problem. Es wird ein freies Spiel der Kräfte und wir können mit allen reden. Auch die anderen Neuen im Gemeinderat sehen das so. Es ist ein richtiger Neustart.

Was sind Ihre drei wichtigsten Ziele?
Das Erste ist die Erhaltung der Lebensqualität. Wir bauen, haben aber kein Konzept, wie stark wir wachsen wollen. Das müssen wir uns gemeinsam anschauen. Natürlich sind auch die Straßen im Ort schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Da muss gleich im Frühjahr einiges gemacht werden. Es ist mir außerdem ein Riesenanliegen, dass Plesching und Steyregg wieder mehr zusammenwachsen.

Sie wollen sich für ein moderates und gesundes Wachstum der Gemeinde einsetzen. Was bedeutet das genau?
Wir müssen uns die Frage stellen, wie viel Zuzug wollen wir, wie viel möchten, können, sollen wir wachsen.

"Ein Tunnel mit einem Deckel drauf"

Wie wollen Sie eine Verkehrsentlastung in Plesching erreichen?
Durch die Autobahnabfahrt Dornach-Auhof wird viel mehr Verkehr über Steyregg laufen. In der Früh kommt man jetzt schon kaum mehr über die Straße. Vor Jahren hat es schon Pläne für eine Umfahrung von Plesching gegeben, das ist aber nicht gegangen. Ein Traum wäre für mich ein Tunnel wie am Spallerhof/Bindermichl, mit einem Deckel drauf, und wir hätten ein Ortszentrum. Das ist meiner Meinung nach die einzige gute Lösung.

Steyregg ist stark gewachsen. Wie wirkt sich das aus?
Früher wollte kaum jemand in Steyregg bauen, jetzt wollen das alle. Da gibt es die „Ureinwohner“, so wie mich und den Zuzug. Viele fahren am Wochenende dorthin zurück, wo sie eben herkommen. Darunter leiden auch die ganzen Strukturen, die Vereine. Da muss man ansetzen. Dass man sagt, das ist Steyregg, und wir brauchen euch wie einen Bissen Brot.

Viele Kandidaten wollen den Ortskern revitalisieren. Wie soll das gelingen?
Da gibt es verschiedene Ideen, das muss man sich anschauen. Es wird aber sehr schwer.

Der gebürtige Steyregger Gerhard Hintringer hat die Stichwahl gewonnen. | Foto: W. Hackl
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OÖ ist negativer Hotspot in der Corona-Pandemie. Wie geht es Steyregg?
Bei uns sind die Zahlen auch hinaufgegangen. Ich bin selbst geimpft und ich hoffe schon, dass es da jetzt einen Schub gibt.

Steyregg und Linz sind sich nahe und in vielerlei Hinsicht verwachsen. Wie eng ist die politische Zusammenarbeit?
Die beginnt jetzt mit einem roten Bürgermeister in Steyregg. Das ist einer der ersten Termine im Frühjahr, um auszuloten, was man gemeinsam machen kann.

"Fast keine Luft mehr für Projekte"

Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger beklagt regelmäßig die finanzielle Lage der Gemeinden, vor allem durch die hohen Transferleistungen an das Land. Wie sieht es da in Steyregg aus?
Bei uns ist es nicht anders. Für die Kindergärten brauchen wir dringend Geld. Wir wissen nicht, wie wir das finanzieren sollen. Immer wieder müssen die Gemeinden zahlen und man hat fast keine Luft mehr für andere Projekte. Das ganze System gehört auf neue Füße gestellt. So wie der Herr Luger sagt, weil sonst wird die Luft für die Gemeinden schneller weg sein, als man glaubt.

Im Linzer Gemeinderat haben sich alle Parteien bis auf die FPÖ gegen die Ostumfahrung ausgesprochen. In Steyregg ist das ähnlich. Was unternehmen Sie, um das Projekt zu stoppen?
Bei uns gibt es schon eine einstimmige Resolution und eine zweite ist im Anmarsch. Ich hoffe, dass das diesmal wieder einstimmig sein wird. Die Ostumfahrung ist immer als Pendlerlösung verkauft worden, im Nachhinein stellt es sich als Transitstrecke heraus. Und wir haben eine Auf- und Abfahrt direkt im Naherholungsgebiet. Das gehört alles noch einmal neu auf den Tisch. Überall wo neue Straßen gebaut werden, wird der Verkehr mehr. Es braucht mehr öffentlichen Verkehr und die Rollende Landstraße.

"Da setze ich mich dazu"

Der Linzer Bürgermeister hat angekündigt, sich notfalls gegen die Ostumfahrung auf die Straße zu setzen. Werden Sie neben ihm sitzen?
Da setze ich mich dazu.

Steyregg hat eine sehr aktive Radlobby, das Verhältnis zum ehemaligen Radbeauftragten Gerhard Fischer war nicht immer konfliktfrei. Wie werden Sie mit der Radlobby zusammenarbeiten?
Ich bin da positiv. Wir werden uns zusammensetzen und das Bestmögliche für die Radfahrer und die Steyregger zusammenbringen. Das geht eh nur gemeinsam. Er hat super Ansätze und ich glaube, dass man mit ihm super reden kann.

Steyregg beherbergt seit Kurzem wieder Flüchtlinge. Der nun ehemalige Bürgermeister hat die Vorgehensweise kritisiert. Sehen Sie ein Problem?
Wir hätten schon informiert gehört. Ich glaube, dass da schon im Vorfeld eine Abstimmung mit dem Ortschef passieren hätte müssen. Bis jetzt haben wir aber keine Probleme. Ich hoffe, dass es so bleibt.

"Das Gedankengut teilen wir überhaupt nicht"

Die rechtsextremen Identitären bauen gerade an einem Stützpunkt in Steyregg. Was werden Sie unternehmen?
Das ist schwierig. Sie haben das Haus gekauft, das ist der Unterschied zu Linz. Die Vergitterung müssen sie aber abmontieren, weil das baubehördlich nicht passt. Das Gedankengut teilen wir überhaupt nicht. Der Verfassungsschutz beobachtet das. Ich hoffe, dass uns der Landeshauptmann unterstützt. Als Bürgermeister selber kann ich nicht viel tun.

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