Dauerbrenner Burn-out
Vorsicht bei voreiligen Diagnosen und Schuldzuweisungen: Burn-out wird oft inflationär verwendet.
OÖ (pfa). Der Begriff Burn-out ist in aller Munde. "Burn-out wird manchmal ziemlich breit verwendet, es ist eine umgangssprachliche Diagnose. Klinisch zeigt sich meist das Bild einer schweren depressiven Störung", erklärt Hans Rittmannsberger, stellvertretender ärztlicher Direktor der Landesnervenklinik Wagner Jauregg in Linz. Freud- und Lustlosigkeit, Pessimismus, Hoffnungslosigkeit, Schuldgefühle bis hin zu körperlichen Schmerzen können Symptome dieses Prozesses sein.
Burn Out kann etwa so verlaufen: Es betrifft oft Menschen, die sich sehr intensiv beruflich engagieren und ihren Selbstwert stark über die Arbeit definieren. Der Gewinn, den diese Menschen haben, passt aber mit dem Einsatz nicht zusammen, es entsteht das Gefühl, dass es sich nicht lohnt. Daraufhin bemüht man sich um noch mehr Leistung und hofft auf Bestätigung. Demnach sei ein wichtiger Teil der Therapie, sein Selbstwertgefühl nicht über die Arbeit zu definieren, eine Balance zwischen der Arbeit und dem übrigen Leben zu finden. "Man muss lernen, Nein zu sagen. Es erfordert Mut und Stärke, nicht alle Aufträge anzunehmen", sagt Rittmannsberger.
"Der Begriff Burn-out wird übermäßig strapaziert", sagt Robert Brandstetter, Arbeitspsychologe der AUVA (Allgemeine Unfallversicherungsanstalt). "Nicht jeder Stress führt automatisch zu Burn-out, Arbeit macht nicht krank." Richtig sei hingegen, dass prinzipiell jeder psychisch erkranken könne. Ein Warnsignal, dass etwas nicht stimmt, können Wesensveränderungen sein, die länger als drei Monate bis ein halbes Jahr andauern. Diese sollte man auch ansprechen und gegebenenfalls Hilfe holen, etwa beim Betriebsarzt. Besonders warnt Brandstetter jedoch davor, seine Kollegen am Arbeitsplatz vorzuverurteilen und selbstständig Diagnosen – etwa mithilfe des Internets – zu stellen. Nur ausgewiesene Experten können Klarheit bringen: Ärzte, Psychiater, Psychologen und Psychotherapeuten.
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