"Die aufblondierte Tussi aus den 60er-Jahren ist out"

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Wie viele Lehrlinge wird Klipp dieses Jahr aufnehmen?
Ewald Lanzl, Geschäftsführer von Klipp: Heuer suchen wir 60 Lehrlinge.

Und wie gestaltet sich die Suche?
Wir suchen junge Menschen, die uns nur von außen kennen, also keine Kunden sind, sowie mittels Informationsblättern in den Salons. Wir fragen ja zuerst unsere Salonleiterinnen, ob sie einen Lehrling ausbilden wollen. Wenn Interesse da ist, dann schulen wir auch die Lehrlingsausbildner. Wir haben also ein Lehrlingsausbildungskonzept. Dann suchen wir dezentral. Die grundsätzliche Ausbildung erfolgt auch dezentral, aber mit einem gemeinschaftlichen dreitägigen Kick-off bei uns in der Servicezentrale in Thalheim.

Worum geht es beim Kick-off?
Da fangen wir bei der Basis an. Wie begrüßt man einen Kunden. Wie betreut man Kunden während des Friseurbesuchs. Unser Konzept läuft in sechs Stufen mit Zwischenprüfungen. Diese organisieren wir überregional. Und die Prüfungen werden auch äußerst korrekt durchgeführt.

Die Lehrlingsausbildung ist Ihnen ja sehr wichtig.
Natürlich. Das ist die Grundlage unseres Erfolgs.

Die meisten Lehrlinge bei Klipp sind Frauen. Ist das gut oder schlecht?
Der Friseurberuf ist fest in weiblicher Hand. Das ist nun einmal so. Das hängt aber mit der gesamten Entwicklung der Branche zusammen. Man hat in den vergangenen 20, 30 Jahren übersehen, beim Lohnniveau der Mitarbeiter etwas zu tun. Da hat die Branche insgesamt gesehen einen Rückstand. Der Konsument hat gewisse Preise im Kopf. Und Preis und Lohn bedingen einander gegenseitig.

Das heißt, als Friseur verdient man nicht gut.
Als Friseur verdient man gut – im Vergleich zum Einzelhandel oder anderen vergleichbaren Branchen. Zudem gibt es einen gewissen Trinkgeldanteil. Das schlägt sich positiv nieder.

Trinkgeldanteil bedeutet doch auch, dass der Kollektivvertragslohn nicht so üppig ist.
Nein, das haben wir schon geschafft, dass der vergleichbar mit dem Handel ist. Auch im Handel gibt es wenige männliche Lehrlinge. Das ist eventuell eine Mentalitätsfrage. Aber verdienen kann man genug als Friseur.

Das Image als Friseur war ja nicht immer das beste.
Das hat sich aber zum Glück stark gewandelt. Die aufblondierte Tussi aus den 60er-Jahren ist out. Der Beruf hat sich zu einem Beratungsberuf gewandelt. Die Kunden wollen fachmännische Beratung. Immer mehr Menschen fragen nach Typberatung und Haarpflege.

Haarpflege?
In einem Drogeriemarkt hat man fünf Laufmeter Haarpflegeprodukte. Da ist man selbst als Fachmann schon überfordert. Da tun sich unsere Kunden vielleicht noch etwas schwerer. Bei uns steht die Beratung daher im Vordergrund.

Forciert werden ja Programme, in denen Mädchen Technik-Lehrberufe ergreifen sollen. Wie stehen Sie dem gegenüber?
Ich glaube es ist gut, wenn man ein breites Spektrum anbietet. Ich bin ein Handwerker und kämpfe für das Handwerk. Das Handwerk insgesamt hat aber viel zu wenig Lobby, beispielsweise in der Politik. Es gibt keine Handwerkslobby ähnlich einer Industriellenvereinigung. Wieso braucht die Industrie noch eine eigene Lobby, obwohl sie doch eh in der Wirtschaftskammer eine eigene Sparte hat und die Handwerksbetriebe haben keine?

Haben Sie da schon Initiativen gesetzt? Mit Unternehmerkollegen gesprochen?
Ich habe WK-Präsidenten Christoph Leitl einmal ein Mail diesbezüglich geschickt. Aber in der Wirtschaftskammer Oberösterreich gibt es zum Glück Bestrebungen, das Handwerk mittels Marketingmaßnahmen in den Vordergrund zu stellen.

Klipp ist der größte Friseur-Filialist in Österreich mit 180 Salons. Wie gehen Sie mit Kritik von "alteingesessenen Haarsalons" um?
Da gibt es zum Glück keine. Da gibt es eher eine Anerkennung über die Tüchtigkeit des Unternehmens. Natürlich belebt Konkurrenz das Geschäft, wenn beispielsweise in einer Bezirksstadt schon zehn Friseursalons sind und dann kommt der Klipp dazu.

Wo wollen Sie heuer expandieren?
Heuer haben wir ja 25-jähriges Bestandsjubiläum. Dadurch haben wir ja auch immer die Notwendigkeit ältere Salons zu erneuern. Das machen wir schon seit Beginn des Unternehmens. In erster Linie wollen wir in Wien expandieren.

Wann wird es 200 Klipp-Salons geben?
Die Finanzkrise hat uns etwas zurückgeworfen, weil die Bautätigkeit über Jahre hinweg geringer war. Die zieht jetzt erst wieder an. Wir sind mit den einzelnen Entwicklern in Kontakt. Wir haben eine Dreiteilung bei der Standortpolitik. Ein Drittel der Salons sind in Einkaufszentren, ein Drittel in Fachmarktzentren und ein Drittel in guten Innenstadtlagen bzw. Wohngebieten.

Apropos Innenstadtlage. Am Opernring in Wien haben Sie ja kürzlich einen speziellen Salon eröffnet.
Ja, den betreue ich auch selbst. Dort haben wir ausschließlich Kerastase-Haarpflegeprodukte, mit denen wir arbeiten und präsentieren diese auch anders. Ein zweiter Standort wie der am Opernring ist zurzeit nicht geplant.

Eine Expansion ins Ausland?
Ist in den nächsten fünf bis sieben Jahren nicht vorgesehen. Da habe ich keine Ambitionen.

Wie ist die Umsatzentwicklung?
Das permanente Wachstum ergibt sich schon aufgrund der Expansionsstrategie. Aber wir beurteilen jeden Salon separat. Wenn die Qualität der Dienstleistung passt, passt auch die Umsatzentwicklung beim jeweiligen Salon. Zahlen geben wir nicht bekannt.

Derzeit hat Klipp etwa 1200 Mitarbeiter. Wie wird sich das heuer entwickeln?
Wir suchen immer – regional unterschiedlich – Mitarbeiter. Vor einem Jahr haben wir in Wien gesucht, aber nicht so leicht gefunden. Mittlerweile haben wir in Wien Listen von Bewerbern. Das Thema Mitarbeiterakquirierung haben wir ziemlich gut gelöst. In Wien haben wir voriges Jahr 30 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt.

Voriges Jahr kamen 1,5 Millionen Kunden in die 180 Klipp-Salons. Wie viele sollen es heuer werden?
Geplant sind 1,65 Millionen Kundenbesuche. Das kommt zum Teil von der Expansion als auch von der absolut positiven Kundenresonanz. Wir haben eine Kundenbefragung gemacht, die sogar uns positiv überrascht hat. Gründe für den Erfolg sind natürlich, dass wir kundenorientiert arbeiten und gute, zufriedene Mitarbeiter. Ich bin selber viel in den Salons und rede dort mit dem Menschen und frage sie nach Wünschen und Beschwerden. Die Qualität der Dienstleistung hat ganz hohe Priorität.

Das heißt, die Qualität ist wichtiger als der Preis.
Den Preis kann man nicht ganz vernachlässigen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis muss passen. Die Qualität muss besser sein als erwartet.

Was machen Sie, um zufriedene Mitarbeiter zu beschäftigen?
Wir verwirklichen Innovationen. Wir überlegen auch immer zu Jahresbeginn, was wir Neues machen können. Ich vergleiche das immer mit McDonald's. Das Unternehmen erfindet immer wieder das Fleischlaberl neu. Das ist faszinierend. Das müssen wir uns auch jedes Mal überlegen. Und das betrifft auch die Mitarbeiterzufriedenheit. Ein ganz banales Beispiel: Jeder Mitarbeiter erhält täglich 1,10 Euro für die Verpflegung. Das macht bei 1200 Mitarbeitern und 300 Arbeitstagen einiges aus. Das Wichtigste ist aber der wertschätzende Umgang mit den Mitarbeitern. Ich sage auch zu meinen Lehrlingen "Sie". Das Sie-Wort ist für mich zwingend. Ich bin mit allen Mitarbeitern per Sie, nicht weil ich arrogant bin, sondern dadurch drücke ich meine Wertschätzung aus. Weiteres Beispiel: Bei uns ist Schulungszeit Arbeitszeit. Das ist in der Branche nicht üblich. Grundsatz bei uns ist auch, dass die Mitarbeiter mindestens zwei Prozent der Arbeitszeit für Schulungen aufwenden. Das wird auch kontrolliert.

Sind Sie ein strenger Chef?
Nein. Strenge braucht man bei der Menschenführung nicht. Ich weiß, dass unsere Mitarbeiter gerne gute Leistung bringen. Es hat natürlich jeder Mensch andere Möglichkeiten, und ich will die Mitarbeiter bestmöglich unterstützen.

Klipp hat schon mehrmals Preise und Auszeichnungen gewonnen. Wie wichtig ist Ihnen das?
Mir persönlich gar nicht. Aber das Unternehmen steht ja im Blickpunkt. Und durch solche Preise kann man Konsumenten, Kunden, Lieferanten und den eigenen Mitarbeitern zeigen, was man eigentlich macht. Daher sind diese Auszeichungen für das Unternehmen schon wichtig.

Haben Sie schon Pläne bezüglich der Betriebsnachfolge?

Ich habe vier Söhne, die sind alle vier geborene Unternehmer. Die nächsten fünf Jahre bin aber ich auf jeden Fall noch als Geschäftsführer aktiv. Danach muss man sehen.

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