"Hohe Inflation zeigt, dass es der Wirtschaft gut geht"

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BezirksRundschau: Hätte die Oberbank den Banken-Stresstest bestanden?
Franz Gasselsberger:
Den letzten hätten wir auf jeden Fall bestanden und beim jetzigen gehen wir davon aus, dass wir ihn bestanden hätten.

Wie sinnvoll sind solche Stresstests?
Diese Stresstests haben eine hohe Akzeptanz und sind ein Teil, damit die Menschen das Vertrauen in die Banken wieder gewinnen können. Stresstests sind daher sinnvolle Maßnahmen, aber diese Tests müssen sinnvoll und realistisch sein.

Sollte es möglichst für alle Banken solche Stresstests geben?
Die Europäische Zentralbank übernimmt ab 4. November die Bankenaufsicht, direkt für 128 und indirekt über die nationalen Notenbanken, und ich glaube ganz einfach, dass die Standards der EZB auf alle Banken übertragen werden. Dieser Stresstest ist eine Momentaufnahme und eine Seite der Medaille. Der Asset Quality Review war ja die andere Seite, ob die Kreditbewertung also richtig eingeschätzt wird. Das wird ja in den nächsten Tagen sicherlich medial noch ein Thema werden. Erfreulich ist, dass das Ergebnis für die österreichischen Banken erwartungsgemäß gut ausgefallen ist. Das ist gut für den Bankenstandort Österreich. Wichtig ist es nun, dass es zu einem Schulterschluss mit der Politik kommt. Diese muss einsehen, dass die Banken nicht nur Kapital zu dotieren haben, sondern einen Einlagensicherungsfonds zu besparen haben, Abwicklungsfonds zu besparen haben und dass die Bankenabgabe überhöht ist. Der Einlagensicherungsfonds und der Abwicklungsfonds sollten auf die Bankenabgabe angerechnet werden.

Das heißt, diese Bankenabgabe sollte nicht ins allgemeine Budget fließen.
Genau. Dieses Geld sollte zur Stärkung des Finanzsektors dienen und nicht zum Stopfen von Budgetlöchern.

Der Stresstest ändert nichts daran, dass Österreich overbanked ist.
Wir haben einfach zu viele Bankfilialen. Dieser Restrukturierungsprozess ist bereits voll im Gang. Man braucht für jede Filiale ein gewisses kritisches Marktpotenzial. Da wird es österreichweit zu einer Filialbereinigung kommen. Manche kündigen es an und machen es, manche kündigen es nicht an und machen es auch. Die OECD-Statistik weist das ja auch für Österreich aus. Man sollte aber das Thema nicht überschätzen, denn nur über Personal- und Sachaufwandsreduktion kann man Bankfinanzen nicht sanieren. Der entscheidende Faktor ist das Risiko in den Büchern. Eine adäquate Risikopolitik ist der wichtigste Punkt, um Finanzen zu sanieren. Es ist noch nie eine Bank wegen zu hoher Personalkosten in Probleme geraten. Das geht meiner Ansicht nach in der Diskussion aber unter.

Die Oberbank eröffnet Filialen. Was sind da die Unterschiede zum Mitbewerb?
Wir haben kein überzogenes Filialnetz, weil wir immer nur in wirtschaftlich starke Regionen gegangen sind. Dort wo es auch ein entsprechendes Marktpotenzial gibt. Und wir haben sehr früh begonnen, Verwaltungstätigkeiten zu zentralisieren. Wir haben eine Cost-Income-Ratio von 48 Prozent. Der Markt hat hier durchschnittlich 80 Prozent auf unkonsolidierter Basis. Daher haben wir eine ganz andere Kalkulationsbasis als andere Banken.

Das heißt, weitere Expansion in Wien und Deutschland?
In Wien haben wir schon 22 Filialen. Wir sind dort also die stärkste Bundesländerbank. In Deutschland eröffnen wir dieses Jahr noch in Darmstadt eine Filiale. Wichtig ist auch der tschechische Markt. Das ist für uns einer der ertragsreichsten Märkte.

Wie läuft das Geschäft in Wien?
Sehr gut. Dort profitieren wir ungemein vom Wohnbauboom. Wir haben ein Kreditwachstum von fast zehn Prozent in der Privatfinanzierung. Davon kommen 40 Prozent aus Wien. Wir gewinnen massiv Marktanteile in der Wohnbau- und Konsumkreditfinanzierung.

Die Prognosen vom Wirtschaftswachstum werden immer wieder zurückgeschraubt. Wie schätzen Sie die Entwicklung ein?
In Österreich werden wir nicht einmal auf ein Prozent Wachstum kommen. Die jüngsten Prognosen sind auf 0,9 Prozent revidiert worden. Möglicherweise geht es da noch einmal runter.

Woran liegt es und was wären Maßnahmen, um die Wirtschaft anzukurbeln?
Das Wichtigste ist, dass die Unternehmer Vertrauen in die Rahmenbedingungen haben. Die Prognosen für 2014 waren vielleicht von Anfang an zu optimistisch. Wir waren da schon zu Beginn skeptisch. Wir haben generell ein Standortthema, nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa. Wir sind einfach im internationalen Vergleich nicht konkurrenzfähig, was beispielsweise die Kosten anbelangt. Die großen Unternehmen investieren dann im Ausland. Es wandert nicht wirklich jemand ab, aber die Wachstumsinvestitionen erfolgen nicht hier. Und das wirkt sich auf den Mittelstand genauso aus. Hier bräuchte es einen Schulterschluss der Politik. Die Themen sind ja bekannt. Das sind die Bürokratie, die Deregulierung, das sind Reformen im Gesundheitsbereich. Aber es gibt dennoch sowohl in der Bevölkerung und in Teilen der Politik noch nicht die notwendige Sensibilisierung dafür. Das merkt man bei den Reformplänen bei den Lehrern oder dem Bundesheer. Wir bräuchten einen wirklichen Reformschub.

Ist der Leidensdruck noch nicht hoch genug?
Das glaube ich auch. Der Leidensdruck ist noch nicht hoch genug.

Der Weltspartag naht. Die Zinsen sind nach wie vor niedrig. Wie soll man sein Geld nun anlegen?
Wir haben eine schleichende Geldentwertung und ein niedriges Zinsniveau. Wenn man auf Sicherheit Wert legt, führt kein Weg am Sparbuch vorbei. Damit wird natürlich die Inflation nicht abgegolten. Eine Alternative, die immer öfter in Anspruch genommen wird, sind Investmentfonds. Da hat man die Gewissheit, dass das Geld von Profis rasch gemanagt wird und diese Fonds bieten sich als Ergänzung gut an.

Sehen Sie die hohe Inflation in Österreich im Vergleich zu anderen Euro-Staaten als Problem an?
Die EZB strebt ja eine Inflationsrate von zwei Prozent an. Eine vergleichsweit hohe Inflationsrate zeigt an, dass die Wirtschaft noch intakt ist. Eine ähnlich hohe Inflationsrate gibt es ja auch in Deutschland. Eine zu niedrige Inflation sollten wir uns nicht wünschen, weil wir uns sonst wirklich mit einer Rezession beschäftigen müssen. Wenn Sie die Preise an den Zapfsäulen betrachten, werden wir noch einen weiteren Rückgang der Inflationsrate sehen.

Wie sind die Erwartungen bei der Oberbank für das laufende Geschäftsjahr?
Wir haben das fünfte Mal in Folge das beste Halbjahresergebnis der Geschichte erwirtschaftet. Wir sind sehr gut unterwegs und ich glaube, dass wir 2014 mit dem Ergebnis sehr, sehr zufrieden sein werden.

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Foto: Cityfoto
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