"Man ist immer nur auf dem Weg"

Leo Windtner feiert heuer sein 20-jähriges Jubiläum als Generaldirektor der Energie AG. | Foto: Energie AG
  • Leo Windtner feiert heuer sein 20-jähriges Jubiläum als Generaldirektor der Energie AG.
  • Foto: Energie AG
  • hochgeladen von Oliver Koch

Leo Windtner, Generaldirektor der Energie AG, im Interview.

BezirksRundschau: Sie meinten, wenn sich nicht bald was tut, kommt nach der Finanz- die Energiekrise. Stichwort Leitungsnetz.
Leo Windtner
: An der kritischen Situation hat sich überhaupt nichts geändert. Es ist im Gegenteil wahrscheinlich die Lage noch ein Stück kritischer, weil nach wie vor die notwendigen Netzausbauten nicht erfolgen können. Der österreichweite 380-KV-Ring wäre dringendst fertig zu stellen. Ebenso die Verbindung nach Deutschland um eine effiziente internationale Transitverbindung zu haben. Das wäre auch ein erster entscheidender Schritt in Richtung eines mitteleuropäischen Verbundnetzes. Doch bislang ist so gut wie nichts geschehen. Wir haben nach wie vor extreme Marktverwerfungen die immer ärger werden. Der Strompreis geht in Richtung 34 Euro die Megawattstunde an der Strombörse. Das hat zur Folge, dass man ohne Förderung in die Stromerzeugung nicht investieren kann. Letztlich fehlen dann die klassischen Kraftwerke, wenn Wind- und Sonnenenergie nicht genügend zur Verfügung stehen, weil sich deren Betrieb einfach nicht rechnet.

Das betrifft mittlerweile auch die Wasserkraft.
Das Phänomen der negativen Strompreise wird zur Routine. Kürzlich haben wir an einem Wochenende, an dem es genügend Wasser gegeben hätte, unsere Wasserkraftwerke abgedreht, weil wir sonst für die Stromerzeugung gezahlt hätten.

Was bedeutet das für die Konsumenten?
Wenn die klassischen Kraftwerke als Ausgleich nicht mehr zur Verfügung stehen, dann wird das Netz labiler. Die Gefahr, dass es tatsächlich einen Crash gibt, steigt dadurch an.

Wie schätzen Sie das Potenzial bei der Windenergie ein?
Bei der technischen Weiterentwicklung gibt es noch Potenzial, etwa bei der Effizienz. Die Standorte in Oberösterreich mit entsprechender Winddichte sind rar. An den wenigen Standorten haben wir aber Interesse.

Wo?
Im Innviertel gibt es den einen oder anderen Standort. Eventuell auch im Mühlviertel. Aber es sind nicht so viele.

Das heißt, bei der Solarenergie sehen Sie mehr Potenzial?
Wir wollen unsere Fotovoltaikoffensive sicher weiter fortsetzen. Einerseitzs durch Bürgerbeteiligungsmodelle, andererseits im Gewerbebereich. Dort haben wir schon schöne Projekte realisiert. Bei der Firma Mitter in Wolfern haben wir auf einer Maschinenhalle eine 6000 Quadratmeter große Fotovoltaikanlage installiert. Dennoch wird man auch mittelfristig nicht auf den Energieträger Gas verzichten können.

Also Gas bleibt weiterhin Brückentechnologie.
Definitiv. Dabei läuft derzeit ein klimapolitischer Wahnsinn in Deutschland. Dort erlebt die Braunkohle aus den USA eine Renaissance. 2013 wurde in Deutschland die zweitgrößte Menge an Braunkohle zur Energiegewinnung verfeuert. Das ist energietechnisch und vom Umweltstandpunkt her furchtbar und politisch ein eindeutiges Versagen.

Sie spielen auf die Förderungen für Solar- und Windenergie in Deutschland an.
Das Zusammenspiel von diesen überzogenen Förderungen und dem CO2-Regime der EU hat zu diesen Verwerfungen am Energiemarkt geführt. Da ist die ganze Energiebranche unter Druck gekommen. Dabei ist allen klar: An den erneuerbaren Energieträgern führt kein Weg vorbei, dazu zählt natürlich auch die Wasserkraft.

Wo in Oberösterreich gibt es noch Potenzial für Wasserkraftwerke?
Unter den derzeitigen Marktbedingungen kann man maximal in Kleinwasserkraft investieren. Bei uns beispielsweise das Kleinwasserkraftwerk Bad Goisern oder ein Pumpspeicherkraftwerk in Ebensee.

Die Energie AG hat schon eine Kooperation mit der Linz AG, die Stromtochter Enamo. Gibt es weitere Überlegungen in diese Richtung?
Die Enamo ist Beispiel einer gelungenen, nachhaltigen Kooperation der beiden Unternehmen. Überlegungen gibt es zu einer gemeinsamen Netzgesellschaft in Oberösterreich, bei der man auch den Verbund mit seinem 110-KV-Netz integrieren könnte. Eine solche Kooperation kann man nicht mit Gewalt herbeiführen. Die Zeit ist noch nicht ganz reif dafür. Weitergehende Zusammenschlüsse müsste man auf der Aktionärsebene diskutieren bzw. verhandeln.

Bei der Namensfindung für die AVE. Tendieren Sie da zu einem Energie-AG-Subnamen oder einer neuen Abkürzung?
Ich lasse mich von den Fachleuten überzeugen.

Durch die Übernahme der OÖ Ferngas ergeben sich auch Synergieeffekte beim Personal. Wie sieht da die Situation aus?
Wir reden da von 40 Mitarbeitern von insgesamt 240, die in einem Zeitraum von fünf, sechs Jahren eingespart werden.

Wo setzen Sie die Schwerpunkte in den kommenden drei Jahren?
Es geht darum, den Konzern auf die komplett veränderten Rahmenbedinungen auszurichten, die Strategien anpassen. Wir müssen die Geschäftsbereiche und Geschäftsfelder zur Erwirtschaftung von Zusatzerträgen ständig restrukturieren. Da ist man immer nur am Weg und nie am Ziel. Hierbei geht es nicht nur um Personal-, sondern auch um Sachkosten.

Wo kann ein Energieversorger in Zukunft noch Geld verdienen?
Großes Potenzial sehe ich bei Breitbandanschlüssen in den ländlichen Regionen. Das hängt aber auch von den Förderungen seitens des Bundes für diesen Bereich aus.

Wo noch?
Bei der E-Mobilität sowie bei Energiedienstleistungen. In Oberösterreich gibt es im mittleren Unternehmensbereich noch viel Potenzial zur Energieeinsparung. Und wir haben die Experten, die die Unternehmen auch entsprechend beraten können. Damit werden wir nicht die Riesenerträge erwirtschaften, aber diese können zur Profitabilität eines Unternehmens in schwierigen Zeiten viel beitragen.

Wie wird sich der Strompreis für die Konsumenten entwickeln.
Wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, wird er gleich bleiben.

Eine Frage an den ÖFB-Präsidenten. Wer wird Fußballweltmeister?
Die Mannschaft, die sich am besten auf die besonderen Verhältnisse in Brasilien einstellen kann. Da gehören ein, zwei europäische Mannschaften, wie Spanien und Deutschland dazu, aber auch der Hausherr Brasilien und Argentinien.

Also die üblichen Verdächtigen.
Ja. Aber Überraschungen sind möglich. gerade den Belgiern ist viel zuzutrauen.

Anzeige
1:46
1:46

WKOÖ Maklertipp
Rechtsschutzversicherung: Sichern Sie Ihr Recht!

Eine Rechtsschutzversicherung schützt Sie vor den Folgen von vielen möglichen Konfliktfällen – vor allem finanziell.  Es gibt viele Gründe für einen Streit vor Gericht: Angenommen, Ihr Vermieter erhöht den Mietzins in ungerechtfertigter Weise, Ihr Hund läuft einem Biker vor das Rad, Ihnen wird nach einem Verkehrsunfall das Schmerzensgeld verwehrt oder Ihr Arbeitgeber zahlt die Überstunden nicht. Von all diesen Fällen haben Sie schon gehört oder Sie haben sogar schon selbst eine solche oder eine...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Linz auf MeinBezirk.at/Linz

Neuigkeiten aus Linz als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Linz auf Facebook: MeinBezirk.at/Linz - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Linz und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.