Schweinebauern fordern Transparenz in Gastronomie und bei Fertigprodukten
Das vergangene Jahr war für jene 2000 bäuerlichen Betriebe, die Schweine als Hauptbetriebszweig haben, hart. Der Preis für ihre Produkte sinkt, investiert kann demnach kaum mehr werden. Die Landwirte fordern jetzt erneut Kennzeichnung in Gastronomie und Industrie, woher das Fleisch stammt, das verarbeitet wurde. Denn besonders im Gastronomie-Großhandel und bei Fertiggerichten wird oft ausländisches Fleisch verkauft.
"Es war eines der schlechtesten Jahre für die Schweinebauern", sagt Franz Reisecker, Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ. Ein durchschnittlich großer Betrieb hat zwischen 16.000 und 30.000 Euro weniger Einkommen. Derzeit bekommt ein Bauer für ein Mastschwein rund 150 Euro Erlös - das sind um 17 Euro weniger als im Vorjahr. Und das, obwohl schon 2014 ein schlechtes Jahr für die Schweinebauern war.
Schwierige Situation am internationalen Markt
Die Ursachen für den Preisverfall sind vielfältig: Zum einen haben die Hitze im Sommer und die schlechte Maisqualität des Vorjahres die Schweine nicht so schnell wachsen lassen wie gewöhnlich. "Zum anderen ist die Situation am internationalen Schweinemarkt derzeit sehr schwierig", erklärt Johann Schlederer, Geschäftsführer des Verbands landwirtschaftlicher Veredelungsproduzenten. Innerhalb der EU gibt es eine steigende Produktion. Gleichzeitig wurde die Exportsituation aber wesentlich schwieriger: Sei dem Frühjahr 2014 hat Russland seinen Markt für europäisches Schweinefleisch dicht gemacht und nach China ist die Exportsituation nach wie vor schwierig. Würde sich hier die Situation verbessern, könne man pro Schwein um etwa 15 Euro mehr erzielen.
Stabiler Schweinefleisch-Konsum
Der Konsum der Österreicher beim Schweinefleisch ist nach wie vor stabil. Pro Kopf werden zwischen 55 und 60 Kilogramm pro Jahr verzehrt. Zuwächse beim Fleischkonsum hat hauptsächlich das Geflügel, beim Rindfleisch gibt es leichte Steigerungen. Besonders im Einzelhandel sind die heimischen Schweine übrigens top: Es gibt praktisch nur noch Nachfrage nach österreichischem Schweinefleisch in den Geschäften.
Forderung nach noch besserer Kennzeichnung
Seit April diesen Jahres muss jedes Stück Frischfleisch gekennzeichnet werden - wo das Schwein aufgezogen und geschlachtet wurde. Bei Fertigprodukten, Wurstwaren und anderen industriell verarbeiteten Fleischprodukten ist keine Herkunftsbezeichnung notwendig, sehr zum Ärger der Landwirte. Denn trotz oftmals heimatverbundener Aufmachung steckt in den Produkten ausländisches Fleisch, dessen Ursprung gar nicht nachvollzogen werden kann. Ausländisches Fleisch wird in solchen Produkten oft dem österreichischen vorgezogen, weil es billiger ist. Schlederer dazu: "Die Produktionsbetriebe sind beispielsweise in Deutschland etwa fünf bis zehn mal größer als in Österreich. Zudem haben wir in Österreich bessere Kollektivverträge in der Fleischverarbeitung."
Auch Gastronomie soll Fleisch-Herkunft ausweisen
Weiters fordert die Landwirtschaftskammer eine Kennzeichnungspflicht für Wirte, Gastronomiebetriebe und Großküchen um nachzuweisen woher das Fleisch stammt, das sie zubereiten. Besonders in den Großmärkten werde sehr viel ausländisches Fleisch verkauft. "Hier bleibt die Forderung der Landwirtschaftskammer aufrecht, dass ähnlich wie in der Schweiz auch bei uns in der Gastronomie die Herkunft des verwendeten Fleisches deklariert werden muss. Nur dann hat der Konsument echte Wahlfreiheit", sagt Reisecker.
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