Väterkarenz ist ein echter Managerjob
Um den Haushalt zu schaukeln und das Kind zu versorgen braucht es laut Gerhard Wimmer ein gutes Management. Der Chef ist allerdings der Sohn.
Glaubt man dem Slogan der Arbeiterkammer und der Frauenministerin gehen echte Männer in Karenz. "Wenn es in der Partnerschaft passt und der Arbeitgeber mitspielt, würde ich jedem Vater empfehlen, in Karenz zu gehen", sagt Gerhard Wimmer. Er und seine Lebensgefährtin Julia Haßlmayr haben sich für das Karenzmodell 15 + 3 entschieden. Zuerst war die Mutter 15 Monate in Karenz, die vergangenen drei Monate hat sich der Vater um Fabian gekümmert. "Ich wollte einfach Zeit für meinen Sohn haben und die Karenz-Erfahrung mit Julia teilen", sagt Wimmer. Respekt hat er jetzt einen gehörigen: "Ich verbeuge mich vor jeder Mutter, die längere Zeit in Karenz geht", sagt der Schichtarbeiter.
Der Sohn als Chef
"Zuerst dachte ich, dass ich 70 Prozent der Zeit für meinen Sohn habe und den Rest der Zeit für den Haushalt benötige. Es war aber dann genau umgekehrt. Für Baden, Radfahren und Spielen war nur ein Drittel der Zeit. Den Rest des Tages muss man sich um Windeln, putzen, saugen und den Haushalt kümmern. Außerdem habe ich jeden Tag selber gekocht. Sich jeden Tag zu überlegen, was man am nächsten Tag zubereitet und alles zu organisieren, das ist echte Managementarbeit", sagt Wimmer.
Exot in der Spielgruppe
Zeit für gemeinsame Aktivitäten blieb aber auch genug. Mittwochs war Wimmer mit Fabian immer in der Spielgruppe – und meistens der einzige Vater. "Die Mütter haben trotzdem sehr offen über ihre Geburten und ihren Zyklus gesprochen. Manchmal fühlt man sich zwar wie ein Außerirdischer, andererseits war es sehr interessant. Man glaubt ja als Mann macht man viele Dinge nicht richtig, aber in solchen Gesprächsrunden merkt man dann, dass Flascherl geben oder das Thema Kochen in der Karenz kollektive Sorgen sind", schildert Wimmer, während er Fabian tröstet, der gerade Backenzähne bekommt.
Von der "Windelschicht" zurück in die voestalpine
Vor einer Woche hat Gerhard Wimmer die Windeln wieder gegen den Schichtbetrieb in der voestalpine getauscht. "In meiner Abteilung sind wir 280 Leute. Ich bin der Erste, der in Väterkarenz gegangen ist. Da bin ich schon so etwas wie ein Pionier, der zeigt, dass es funktioniert in Väterkarenz zu gehen", sagt der Schichtarbeiter. Von Seiten seines Chefs wurde Wimmer von Anfang an unterstützt. Von seinen Kollegen gab es neben Zustimmung aber auch Einige, die sich nicht vorstellen könnten, in Karenz zu gehen. "Das Geld war mir da nicht so wichtig. Für Julia und mich steht das Familienglück an erster Stelle, dafür sind wir heuer nicht in den Urlaub gefahren", erklärt Wimmer.
Nähere Infos zum Thema Väterkarenz finden Sie bei der Arbeiterkammer.
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