Kepler Uniklinikum arbeitet an der Medizin der Zukunft
Verfeinerte Diagnosen, raffinierte Medikamente, clevere Testverfahren und schonendere Operationen: All das soll die Zukunft bringen. Um dahin zu kommen, ist medizinische Forschung unerlässlich.
Nie zuvor hat die Medizin so rasante Fortschritte gemacht wie heute. Bei Herzoperationen etwa können Chirurgen heute darauf verzichten, den Brustkorb zu öffnen und die schonenden Schlüsselloch-OPs überspringen Hürden, die noch vor wenigen Jahren als unüberwindlich galten. Neue Behandlungsstrategien oder medizintechnische Produkte werden in aufwendigen Prozessen entwickelt und getestet – auch am Kepler Universitätsklinikum (KUK), das die Bereich klinische Forschung und wissenschaftliches Arbeiten künftig weiter ausbauen will. Die Schwerpunkte liegen dabei in der klinischen Altersforschung sowie in der Versorgungsforschung.
Volle Aufmerksamkeit im OP
So haben die Johannes Kepler Universität und die Kepler Uniklinik etwa gemeinsam einen neuartigen Assistenten für den Operationssaal der Zukunft entwickelt. Im OP müssen heute oft komplexe endoskopische Apparaturen bedient werden. Eine der größten Herausforderungen für Chirurgen ist es, dabei bis zu zehn Stunden voll konzentriert zu sein. Im Forschungsprojekt "MinIAttention" sind Sensoren entstanden, die Chirurgen warnen, wenn ihre Aufmerksamkeit schwindet. "Damit machen wir einen Vorstoß in eine völlig neue Richtung der Endoskop-Technik", sagt Andreas Shamiyeh, Vorstand der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am KUK.
Neuartige Trainingsmöglichkeit für Ärzte
Ebenso innovativ ist ein weltweit einzigartiger Simulator, der es erstmals ermöglicht, dass schwierige Gehirnoperationen trainiert werden können. Bisher waren die einzigen Trainingsmöglichkeiten ethisch umstrittene Tierversuche, teure 3D-Druckmodelle oder virtuelle Simulatoren. Das neue Gerät geht auf eine Initiative von Neuroradiologen an der Linzer Uniklinik zurück, die das Projekt gemeinsam mit den Neurochirurgen des Hauses beratend unterstützt und ihre Expertise aus der Praxis eingebracht haben. Ab 2017 soll der Simulator weltweit vertrieben werden.
Hollywood trifft Medizin
Ein spannendes Beispiel dafür, dass Wissenschaft und Forschung auch von künstlerischen Impulsen profitieren kann, liefert „Cinematic Rendering“. Dabei werden 3D-Darstellungen des menschlichen Körpers auf eine neue Ebene gebracht. Die angewendeten Techniken haben ihren Ursprung in Filmproduktionen. Das Projekt wurde von Siemens Healthcare gemeinsam mit Franz Fellner, Vorstand des zentralen Radiologie-Instituts, entwickelt. Die neue Visualisierungstechnik kann anschaulich im Bereich der Lehre und der Ärzteausbildung eingesetzt werden.
Bessere Messverfahren
An einem neuen Verfahren, mit dem Drogen wie K.O.-Tropfen besser nachgewiesen werden können, arbeiten das Institut für Medizinische und Chemische Labordiagnostik am Neuromed-Campus und das Institut für Analytische Chemie der JKU zusammen. "Wir wissen, dass kommerzielle Test-Kits störanfällig sind. Es kann beim Substanznachweis zu falsch positiven Ergebnissen kommen", sagt Christa Kubasta, Leiterin des Laborinstituts des Uniklinikums. Die Expertin ist überzeugt, dass die Zusammenarbeit eine deutliche Qualitätsverbesserung bringen kann. Sie bringt Vorteile für beide Seiten: Dem Krankenhaus fehlen für eine eigenständige Entwicklung die Ressourcen und die Studierenden können an spannenden Themen arbeiten.
Neue Medikamente und Produkte
Vorteile soll die klinische Forschung aber auch für die Patienten bringen: "Wichtig ist uns, dass die Forschungsergebnisse unmittelbar in die Patientenversorgung einfließen", so Heinz Brock, medizinischer Geschäftsführer des KUK. So kommen die Ergebnisse der akademischen Forschung den Patienten oft sehr rasch zugute, da sie direkt aus dem klinischen Alltag entspringen und rasch für Verbesserungen genutzt werden können. Einige Abteilungen der Kepler Uniklinik nehmen jedoch auch internationalen Studien teil, bei denen neue Medikamente oder medizintechnische Produkte wie Herzklappen oder Stents evaluiert werden. So können den Patienten neueste Therapieverfahren angeboten werden. Durch sehr hohe ethische Richtlinien besteht für die Patienten dabei kaum ein Risiko. Ein Beispiel dafür ist der sondenlose Schrittmacher "MicraTM" – die weltweit erste Implantation dieses neuartigen Geräts fand in Linz statt. Heute ist die Kepler Uniklinik das weltweit größte Micra-Zentrum.
Zukunft findet statt
Seit kurzem verfügt das Kepler Uniklinikum über einen der modernsten Operationssäle der Welt. Im sogenannten "Hybrid-OP" werden Angiographien und Eingriffe bei allen wichtigen Blutgefäßen durchgeführt. Möglich macht das die Kombination eines voll ausgerüsteten Herz-Operationssaales mit einer modernen Hochleistungs-Röntgen-Anlage. Der robotergestützte Röntgenarm liefert während der Operation dreidimensionale Bilder der Patienten. "Der Hybrid-OP ist eine einzigartige Möglichkeit, besonders schwere und komplizierte Eingriffe durchzuführen", sagt Kardiologe Clemens Steinwender. Dazu gehört etwa das Operieren am offenen Herzen. "Im Hybrid-OP kann die Operation am schlagenden Herzen und mit geschlossenem Brustkorb durchgeführt werden. Es wird nur ein ganz kleiner Zugang über die seitliche Brustwand oder die Leiste gemacht, wodurch die Patienten einer deutlich geringeren Belastung ausgesetzt sind", erklärt Andreas Zierer, neuer Vorstand der Uniklinik für Herz-, Gefäß- und Thoraxchirurgie. Zudem können mehrere Problemfelder in einer Sitzung behandelt und der Krankenhausaufenthalt verkürzt werden.
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