Solarzellen, die Benzin erzeugen

Niyazi Sariciftci | Foto: Foto: privat

Linzer Professor forscht an der industriellen Umwandlung von Licht in Benzin

Einer der weltweit besten Materialwissenschafter, Niyazi Sariciftci, will an der Linzer Uni aus Sonnenlicht künstliches Benzin, Erdöl und Erdgas erzeugen und damit die Welt verändern.

StadtRundschau: Professor Sariciftci, woran forschen Sie gerade?
Niyazi Sariciftci: Unser Fokus liegt auf der Umwandlung von Sonnenlicht in Energie. Im Speziellen wandeln wir Sonnenlicht in elektrische Energie um, sprich Fotovoltaik. Seit einiger Zeit arbeiten wir aber an der Umwandlung des Sonnenlichtes in chemische Ener-
gie. Der ganz große Vorteil von chemischer Energie gegenüber der elektrischen Energie ist nämlich die Speicherung. Hier versuchen wir einen künstlichen Kraftstoff, wie Benzin oder Erdgas, direkt mit Sonnenenergie zu erzeugen.

StadtRundschau: Sie sagen, dass Sie aus Licht Benzin oder Erdgas herstellen könnten?
Sariciftci: Genau. Man würde in Zukunft beispielsweise Solarpaneele haben, die neben elektrischem Strom auch Benzin erzeugen. Dann könnte man zum privaten Zapfhahn hingehen, einen Liter Benzin rauslassen und ihn in den Tank schütten. Mit Erdgas könnte man sich das genauso vorstellen.

StadtRundschau: Wie funktioniert so etwas?
Sariciftci: Tagtäglich können Sie in der pflanzlichen Fotosynthese beobachten, wie mit CO2, H2O plus Sonnenlicht energiehaltige Kohlenwasserstoffe (Kraftstoffe) hergestellt werden. Dies ist etwa 3.4 Milliarden Jahre alt und ist die Energiemaschine unseres Planeten. Es geht darum, dass wir wissenschaftlich genau diese Mechanismen durchleuchten und industriell nachmachen. Wir nehmen die Natur als Vorbild.

StadtRundschau: Wir brauchen also kein Gas mehr aus Russland oder Erdöl aus Saudi-Arabien?
Sariciftci: Wenn wir unsere Forschung zu Ende denken, dann können die großen Windräder an der Nordsee, aber auch die großen Solarplantagen in der Wüste an Ort und Stelle durch CO2 Recycling ein künstliches Benzin, Gas oder einen anderen Kraftstoff erzeugen. Dann brauchen wir die fossilen Kraftstoffe nicht mehr.

StadtRundschau: In welchem Zeithorizont ist das realistisch?
Sariciftci: Die direkte Umwandlung in künstliches Erdgas, Erdöl oder Benzin könnten wir in den nächsten 20 bis 30 Jahren weltweit erforschen und entwickeln.

StadtRundschau: Wo liegen die Probleme bei der Fotovoltaik?
Sariciftci: Die Schwierigkeiten bei Fotovoltaik liegt nicht in der Effizienz. Es gib schon Fotovoltaik-Paneele im Weltraum, die sind höchst effizient. Das Problem liegt beim Preis. Im Weltraum können wir von einer Million Euro pro Quadratmeter Kollektorfläche leicht reden. Auf der Erde ist dies zu teuer.Deshalb haben wir am Institut in Linz die Plastiksolarzelle erforscht, entwickelt und zu wirtschaftlicher Reife gebracht. Diese ist für private Haushalte extrem interessant, weil sie viel billiger ist und auf dem Dach, aber auch auf Gartenzäunen, Sonnenschirmen, Hauswänden, ja sogar auf Handtaschen platziert werden kann. Elektrische Energie ist aber generell sehr schlecht zu speichern.

StadtRundschau: Wo liegen Chancen für Oberösterreich?
Sariciftci: Bei diesen Dingen geht es nicht um Entwicklungsarbeit, sondern um echte, abenteuerliche Forschungsarbeit. Das sind Dinge, die etwas länger dauern, aber unseren Planeten zum Positiven verändern können. Für solche Dinge müsste man Geld in die Hand nehmen, nicht nur für kurzfristige Projekte. Das ist eine leidige Geschichte. Hätten wir diese abenteuerliche Forschung nicht, wären die Menschheit noch in der Steinzeit.

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