Linzer Ermittlerteam knackt "Cold Cases"

Der Linzer Ernst Schmid schreibt seit 25 Jahren Bücher, zuletzt vor allem Krimis. In seiner aktuellen Serie ermitteln Frieda Bach und Ronald Wendt in ungeklärten Mordfällen. Im Brotberuf unterrichtet Schmid an einer NMS in der Neuen Heimat.

Sie haben mit Gedichten angefangen, warum schreiben Sie jetzt Krimis?
Ernst Schmid: In Krimis kann man sehr schön gesellschaftspolitische Themen verpacken. Das ist mir immer sehr wichtig gewesen.

Wie lange schreiben Sie an einem Buch?
Sieben bis acht Monate. Die Idee ist oft schon früher da. Irgendwann spürt man dann, dass das Buch fertig ist.

Schreiben Sie zu einer bestimmten Uhrzeit?
Ich versuche einmal pro Woche mindestens einen Nachmittag zu schreiben, meistens am Samstag. Früher habe ich oft bis in die frühen Morgenstunden geschrieben, aber das ist ein Raubbau, den man nicht über Jahrzehnte machen kann.

Warum spielen Ihre Bücher in Linz?
Warum nicht Linz? Es ist eine große Stadt, in der alles passiert und vorkommt. Die Mordrate ist zwar nicht so hoch wie in meinen Büchern, aber das ist eben Fiktion. Außerdem kenne ich die Schauplätze.

Was motiviert Sie?
Es gibt viele Themen, die mich bewegen und über die ich schreiben möchte. In meinem letzten Buch war es das Flüchtlingsthema. Nachdem ich viel mit Kindern mit Migrationshintergrund zu tun habe, kann ich nicht akzeptieren, wie mit ihnen umgegangen wird. Da sind sehr tolle Kinder und Eltern darunter, wie in allen Teilen der Bevölkerung. Jeder Mensch hat eine Würde und die muss hochgehalten werden.

Haben Sie persönliche Erfahrungen in der Flüchtlingswelle 2015 gemacht?
An dem, was damals passiert ist, ist fast niemand vorbeigekommen. Natürlich war ich dort, habe irgendwelche Dinge hingebracht, bin den Aufrufen gefolgt. Direkt mitgearbeitet habe ich aber nicht.

Ihre Hauptdarstellerin ist die Kriminalbeamtin Frieda Bach. Was ist sie für ein Typ?
Sie ist vom Leben gebeutelt. Eigentlich hat sie ihren Beruf gerne ausgeübt, ist dann aber am Alltag gescheitert und hat die Lust verloren. Das ist ein bisschen auf mich gemünzt. Auch wenn ich gerne Lehrer bin, ist es oft schwierig. Frieda Bach ist aber doch etwas schwer verdaulich. Der möchte man lieber nicht begegnen. So kann ich in eine Person hineinschlüpfen, die ich nicht bin.

Ist das die Herausforderung beim Schreiben?
Ja, bei einer anderen Krimiserie von mir, den Himmelreich-Krimis, ist es ein Austro-Türke, der aufs Land versetzt wird.

Kennen Sie eigentlich Kriminalbeamte persönlich?
Bei meinen Lesungen wollten Polizisten wissen, woher ich die Interna kenne. Ich kenne aber keine. Ich habe genug Fantasie, um mir Rangkämpfe, Hierarchien und leider auch rechte Einflüsse vorstellen zu können. Über die Art, wie ich die Ermittlungen darstelle, lachen Kriminalbeamte aber. Das ist weit von der Realität entfernt.

Liest Ihre Frau die Manuskripte?
Die ersten schon, aber sie hat mir dann gesagt, das kannst du so nicht schreiben. Davon möchte ich mich nicht behindern lassen.

Müssen Ihre Schüler Ihre Bücher lesen?
Ganz im Gegenteil, das scheue ich natürlich. Wir haben aber ein Buch mit Rätselkrimis von mir in der Schulbibliothek. Das ist für die Kinder zum Mitraten ganz gut geeignet.

Wie geht’s weiter mit der Bach-Serie?
Das dritte Buch, Bach-Choral, ist jetzt fertig und erscheint im Frühjahr 2019. Das vierte ist im Kopf schon einigermaßen weit fortgeschritten, das wird die Bach-Sonate oder Kantate sein. Mein Verleger hat gesagt, wenn ich keine Idee mehr mit Johann Sebastian Bach habe, dann kann ich mit der Bachforelle weitermachen.