Prepper: Bereit für die Apokalypse

- <f>Der "Bug Out"-Rucksack</f> steht immer bereit. Nicht nur Lebensmittel, sondern auch Kompass und Axt sind Pflicht. Foto: privat
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Vorbereitet sein ist alles: Prepper horten nicht nur Vorräte, sie trainieren das Überleben in der Wildnis.
LINZ (jog). Egal ob Blackout, multiresistente Viren, Börsencrash oder ein explodierendes Atomkraftwerk – Katastrophenszenarien gibt es viele. Tobias (32) ist als sogenannter "Prepper" auf alles vorbereitet. Der Linzer hat in seinem Kellerabteil nicht nur Trinkwasservorräte, Dosensuppen, Reis und Nudeln für zwei Monate gebunkert, sondern auch einen immer griffbereiten Notfallrucksack, Kerzen, Decken und Schutzwesten. "Ich beschwöre damit nicht die Apokalypse herauf. Wir alle schließen Versicherungen auf unser Auto, unsere Zähne oder den Urlaub ab. Preppen ist nichts anderes als eine Versicherung für den Ernstfall", so der 32-Jährige. Tobias ist zwar kein Spinner, Eigenbrötler oder Waffennarr, doch seine Lebenseinstellung teilt er nur mit wenigen Menschen. "Ich tausche mich regelmäßig mit Gleichgesinnten in Internetforen aus. Wir diskutieren über autarke Energiegewinnung, Regenwassersammelsysteme, Fluchtrouten oder Überlebensstrategien in der wilden Natur."
"Prepper gehen vielleicht etwas zu weit, aber der Zivilschutz-Grundgedanke ist sehr wichtig."
Michael Hammer
Man müsste klar zwischen europäischen und amerikanischen Preppern unterscheiden. "Waffenkult spielt bei uns praktisch keine Rolle und damit auch das Szenario eines bewaffneten Bürgeraufstandes mit Plünderungen. Ich hab aber natürlich ein Buschmesser, und mit Pfeil und Bogen kann ich auch ganz gut umgehen."
Angst ist schlechter Ratgeber
"Denkunmöglich sind diese Szenarien nicht, der Zusammenbruch von Strukturen oder Naturkatastrophen – das ist alles schon einmal da gewesen. Angst ist da aber ein schlechter Ratgeber, Zivilschutz bedeutet diese Sorge in Bereitschaft umzuwandeln", sagt Survival-Trainer Reini Rossmann. Wichtig sei nicht nur, sich Fertigkeiten wie Feuer machen, Pflanzenkunde oder Hüttenbau anzueignen, sondern auch Strategien zu entwickeln. "Umfragen zeigen, dass sich nur sehr wenige Menschen mit dem Thema Zivilschutz beschäftigen. Grundsätzlich sollte aber jeder Bürger so vorbereitet sein, dass er zehn Tage ohne Strom, Wasser und fremde Hilfe überleben kann. Dazu ist kein großer Bunker oder ein Vorratskeller notwendig", sagt Michael Hammer, Präsident des Zivilschutz OÖ. Stromunabhängige Ausrüstung wie etwa ein Kurbelradio wäre sinnvoll. "Über das Radio werden in Krisensituationen wichtige Informationen und Anweisungen gegeben", so Hammer.
Stadt ist kein gutes Pflaster
"Einige Prepper sind der Meinung, dass die Stadt eine Todesfalle ist und dass die Überlebenschancen viel zu gering sind, etwa bei einer Pandemie. Ich bin aber davon überzeugt, dass im Falle einer Katastrophe in der Stadt mehr Hilfe zu erwarten ist und dass die Gebäude vor Umwelteinflüssen besser schützen", sagt Prepper Tobias. Vor zwei Jahren ist er an den Stadtrand gezogen, um sich auch die Option der Flucht mit dem "Bug Out"-Rucksack ins Grüne zu wahren. "Meine Freunde verstehen zwar nicht, warum ich das alles mache, aber sie akzeptieren es." Von vielen Verschwörungstheorien hält er nichts, doch die aktuelle politische Lage bereite ihm schon Sorgen. "Zu wissen, dass jemand wie Donald Trump die Nuklear-Codes immer in einem Köfferchen bei sich hat, motiviert mich umso mehr, auf alles vorbereitet zu sein."
Zur Sache
• Das englische Wort
• Entstanden ist die Bewegung in den
• Seit 2012 läuft im National Geographic Channel eine Serie zu dem Thema:
• Die österreichische Szene trifft sich im Forum
Kommentar des Autors
Wer Preppern zuhört, wie sie über ihre Pläne sprechen, kommt um die Frage nicht herum: Wie viel Realismus und wie viel Wahnsinn steckt in deren Köpfen? Klar: Jeder gute Unternehmer hat ein Worst-Case-Szenario in seiner Schublade. Aber wer in seinem Keller Essbares für mehr als einen Monat stapelt, soll ein komischer Kauz sein? Unsere Großeltern haben nichts anderes gemacht. Es gibt aber eindeutig einen Punkt, der über den gut gemeinten und auch sinnvollen Zivilschutz hinausschießt. In ständiger Angst vor einer Katastrophe zu leben und sich alle möglichen Horror-Szenarien auszumalen, ist kein Alltag, den ich mir besonders angenehm vorstelle. Was mich an der Prepper-Ideologie stört: Sie vermittelt das Gefühl, dass bei einer Krise jeder auf sich alleine gestellt ist und sich am besten alleine in seinem Bunker verschanzen sollte. Nur die Härtesten und Stärksten kommen durch. Einzelkämpferhelden sind es jedoch, die aus einer beherrschbaren Krise eine unkontrollierte Katastrophe machen können.
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