Immer das Ziel in den Ohren

Sebastian schießt zurzeit stehend aufgelegt. Sein Ziel ist stehend frei nach internationalem Wettkampfmodus.
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  • Sebastian schießt zurzeit stehend aufgelegt. Sein Ziel ist stehend frei nach internationalem Wettkampfmodus.
  • hochgeladen von Peter J. Wieland

SALZBURG, MAUTERNDORF (pjw). Er schiebt die Kugel in den Lauf, dann legt er sich das Luftdruckgewehr an die Wange; höchst konzentriert visiert er sein Ziel an; der Zeigefinger liegt am Abzug; keine Regung, der ganze Körper ist angespannt – dann fällt der Schuss. Der Schütze ist blind!
Sebastian Traugott aus Salzburg-Maxglan ist 18 Jahre alt und seit seinem dritten Lebensjahr blind – erblich bedingt. Im Sommer 2014 hat Sebastian die Freude am Schießen entdeckt. Aufmerksam auf diese Sportart hat ihn seine Schwester Sarah gemacht, die ebenfalls blind ist.

Summton verrät Ziel
"Das Ziel visiere ich mit Hilfe von akkustischen Signalen an", klärt Sebastian auf. Der 18-Jährige fährt fort: "Gebündeltes Licht fällt auf einen weißen Punkt, der sich unterhalb der Zielscheibe befindet. Am Gewehr ist die elektronische Zielvorichtung angebracht, die den Lichtpunkt erfassen kann. Der Grundton ist ein dumpfes Summen. Sobald ich mich dem Ziel nähere, wird der Ton höher. In der Mitte ist das Summen am höchsten", führt Sebastian aus und fährt fort: "Die am Gewehr angebrachte Zielvorrichtung wurde von Svarovski entwickelt. Der Lichtpunkt an der Zielscheibe ist eine Eigenanfertigung, die mir der Salzburger Jurist Max Ott, der ebenfalls blind ist, dankenswerterweise zur Verfügung gestellt hat."

Fast gleiche Bedingungen
"Bis auf das Anvisieren via Summton ist alles gleich wie bei sehenden Schützen", erklärt Sebastian. "Stellung, Atemtechnik, Körperhaltung, ruhige Hand und sauberer Zug müssen auch wir blinden Schützen üben", betont der Salzburger. Nachladen tut Sebastian selbst. Lediglich beim Einrichten des Lichtes vor dem Schießen braucht er einen Betreuer, ebenso jemanden, der nachsehen kann, wo das Projektil die Zielscheibe erreicht hat.

Training in Mauterndorf
Im vierten Jahr besucht Sebastian Traugott die Schule "MultiAugustinum" in St. Margarethen im Lungau, wo er im Aufbaulehrgang für Multimedia und Werbegrafik ausgebildet wird. Normalerweise trainiert er in Salzburg in einer kleinen Vereinigung, in der Sehbeeinträchtigte zusammenkommen und sich gemeinsam dem Schießsport widmen. "Während der Schulzeit geht das für mich freilich nicht. Darum habe ich im Internet recherchiert, wo im Lungau ich trainieren könnte", erzählt Sebastian "Und der ers-te Treffer war ein Link nach Mauterndorf zum 'Schützen- und Jägerverein Mauterndorf', bei dem Siegfried Kaiser der Obmann ist. Ich habe mit Siegfried Kontakt aufgenommen, dann hat das eine zum anderen geführt: nun trainiere ich jeden Mittwochabend eine Stunde am Schießstand in Mauterndorf. Unterstützt werde ich dort von Schießwart und Schützenrat Walter Sampl und Obmann Siegfried Kaiser. Mein Freund und Schulkollege Hans Sagmeister aus Stockenboi am Weißensee ist so nett und fährt mich zwischen St. Margarethen – ich wohne im Kolpinghaus – und Mauterndorf hin und her. Hans schießt mittlerweile selbst mit", freut sich Sebastian Traugott, dessen Ziel die erfolgreiche Teilnahme bei österreichischen Meisterschaften bzw. bei europäischen Meisterschaften ist. "Ich würde mich über Medaillen freuen", gibt Sebastian zu.

Gast unter 200 Schützen
Der "Schützen- und Jägerverein Mauterndorf" zählt zurzeit über 200 Mitglieder jeden Alters und Geschlechts. "Zuerst habe ich gedacht, es handelt sich um einen Scherz, als sich Sebastian bei uns gemeldet hat", schmunzelt Obmann Siegfried Kaiser, der vorher noch nie davon gehört hat, dass sehbeeinträchtigte Menschen schießen. Scherz war es keiner: Sebastian trainiert als Gast kos-tenfrei mittwochs mit. Er ist außerordentliches Mitglied in Mauterndorf. "Sehbehinderte sind eine fördernswerte Gruppe", betont Kaiser.

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