Ein Kuriosum der Philatelie

Auf die Spuren der Katschberg-Briefmarken hat sich Eberhard Gappmayr aus Tamsweg begeben – er ist noch lange nicht ganz angekommen.
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ST. MICHAEL/RENNWEG. Der Tamsweger Eberhard Gappmayr ist Hobby-Philatelist (Briefmarkensammler). In seinem Fundus befinden sich unter anderem ausgefallene Exemplare aus der Region.

"Tatort" Katschberghöhe

Konkret weiß Gappmayr von einem Kuriosum zu berichten, das Mitte des 20. Jahrhunderts auf der Katschberghöhe seinen Schauplatz hat. "Wo sich heute das Hotel Katschberghof der Familie Hinteregger befindet, stand einst der 'Alpengasthof und Skiheim Katschberghöhe'. Dieser wurde 1955 vom Katschberg- Protagonisten Hias Bogensperger erworben. Verkäufer war damals Josef Kastner, der dort als Fremdenverkehrspionier gemeinsam mit seiner Gattin Resi eine Jausenstation seit den frühen 1930er-Jahren betrieb", erzählt Gappmayr.

Postalisch abgeschieden

Der Tamsweger Briefmarkenexperte fährt fort: "Die ideale Lage des Hauses am Scheitelpunkt der bekannten Passstraße zwischen Kärnten und Salzburg lockte bereits damals zahlreiche Skisportler an. Trotzdem stellte die Postverwaltung den Autobusverkehr mangels Rentabilität während der Wintermonate ein. Vergeblich protestierten die agilen Wirtsleute gegen diese Schädigung des Fremdenverkehrs, auch in Hinblick auf den Transport der sehr beliebten Gästepost. Um der völligen postalischen Weltabgeschiedenheit zu entfliehen, griffen die Kastners daraufhin zu einer originellen Selbsthilfe. Sie gaben einer Druckerei in Spittal an der Drau den Auftrag, eigene Briefmarken zu erstellen. Diese wiesen auf dem Bildaufdruck die Passhöhe mit dem Grenzstein und dem Herrgottskreuz im Vordergrund aus. Es wurde ein Markensatz mit drei verschiedenen Wertstufen gedruckt, drei Groschen (dunkelblau) für Postkarten, sechs Groschen (rot) für Briefe und ein Schilling (violett) für Pakete. Wenn nunmehr ein Gast eine Ansichtskarte vom Katschberg nach Hause senden wollte, musste er das Katschbergporto in Höhe von drei Groschen sowie im Voraus das damals gültige allgemeine Postporto berappen."

Kastner, der "Postler"

"Die Katschbergmarken wurden mit einem eigenen violetten Sechseck-Stempel entwertet, der die Aufschrift 'Katschberghöhe, Österreich, 1641 M.ü.d.M' (Meter über dem Meer) trug. Verbunden mit einer Wareneinkaufsfahrt transportierte sodann Kastner mit seinem Fahrzeug die Gästepost entweder nach Mauterndorf, St. Martin bzw. St. Michael im Lungau oder nach Rennweg in Kärnten zum Postamt. Dort versah der Postbedienstete die Poststücke zusätzlich mit den üblichen amtlichen Marken und entwertete diese. So gingen die Postsachen mit zweierlei Frankierungen in die Welt hinaus. Anfangs staunte der Postbeamte vermutlich nicht schlecht als ihm diese neue unbekannt frankierte Privatpost vorgelegt wurde", schmunzelt Eberhard Gappmayr.

Marken beschlagnahmt

"Es kam alsbald zu einer Beschlagnahmung der Katschberger Briefmarken, die die Generaldirektion der Post in Wien veranlasste", erzählt Gappmayr. "Man konnte sich jedoch schluss-endlich einigen, dass diese sogenannte lokale Katschberg-Botenpost nur in den Wintermonaten betrieben werden darf und bei Wiederaufnahme des normalen Postdienstes nach den Wintermonaten eine Einstellung der privaten Post zu erfolgen hat. Diese Vorgangsweise war bis in das Jahr 1948 gegeben."

Bei Touristen ein Renner

"Die Briefmarken fanden bei den Touristen großen Anklang und so musste die Familie Kastner drei verschiedene Auflagen nachdrucken lassen. Dies ist aus den unterschiedlichen Papiersorten, auf denen die Marken gedruckt wurden, erkennbar", analysiert Eberhard Gappmayr. "Ein großer Teil der Briefmarken fand als Souvenir, das der Gast mit nach Hause nahm, reißenden Absatz. Dabei wurden die drei verschiedenen Marken auf ein Bierblockblatt geklebt und mit dem Katschbergstempel entwertet. Selten sind echt gelaufene Marken, das heißt solche, die auf Briefen oder Karten gestempelt wurden, und nicht nur als Souvenir aus Gefälligkeit entwertet worden sind.

Ein "Denkmal" gesetzt

"Josef Kastner verstarb 1957 im Alter von 66 Jahren in Millstatt. Die wenigen Spuren, die er als Vorreiter eines heute bedeutsamen Tourismuszentrums hinterließ, finden sich unter anderem in diversen internationalen Briefmarkensammlungen wieder. Er und seine Gattin Resi haben sich mit den Katschbergmarken selbst ein philatelistisches Andenken gesetzt", hält Eberhard Gappmayr dieses Andenken hoch.

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