Filialnetz der Post schrumpft weiter

- Seit Mitte September betreut Gabriele Lercher das Postamt in Mariapfarr. Dass am 3. Dezember geschlossen wird, ist für sie erst Gewissheit, wenn ein dementsprechender Bescheid der Regulierungsbehörde vorliegt.
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Standort Mariapfarr wird voraussichtlich am 3. Dezember geschlossen – St. Michael gilt vorerst als gesichert
Im Jahr 2000, als erste Meldungen um Schließungen laut wurden, hat es im Lungau acht Postfilialen gegeben. Nach Zederhaus, Muhr und Ramingstein trifft es nun aller Voraussicht nach auch Mariapfarr. Das Postamt soll es ab 3. Dezember nicht mehr geben. Übrig bleiben die Standorte Tamsweg und St. Michael, bis auf weiteres auch Mauterndorf und Obertauern.
LUNGAU (rec). Mitte letzter Woche informierte ein Vertreter der Post Bgm. Manfred Sampl, dass der Standort St. Michael vorerst gesichert sei. „Ich freue mich für unseren Ort, dass diese wichtige Infrastruktureinrichtung entgegen ursprünglichen Schließungsplänen nun doch erhalten bleibt“, ist der Ortschef nach dem Gespräch erleichtert.
„Kampf vorerst erfolgreich“
„Das Postamt ist eine wichtige Anlaufstelle in den Gemeinden. Nicht zuletzt hängen an einem flächendeckenden Postfilialnetz viele Arbeitsplätze, auch in Regionen wie im Lungau, wo diese sonst rar sind“, meint der Salzburger ÖVP-Landtagsabgeordnete und ergänzt: „Ein gemeinsames Auftreten gegenüber dem Postmanagement ermöglicht in einzelnen Fällen doch die Chance, der Schließungswelle Einhalt zu gebieten. Es lohnt sich, weiter für den Erhalt der Postämter zu kämpfen, was, wie im Fall von St. Michael, auch vorerst einmal erfolgreich war.“
Post-Gebäude bereits zum Verkauf ausgeschrieben
Ein paar Kilometer weiter, in Mariapfarr, trudelte am Mittwoch der Vorwoche bei Bgm. Franz Doppler (SPÖ), in Person eines Post-Vertreters, eine ganz andere Nachricht ein: „Man hat mir mündlich mitgeteilt, dass die Filiale in Mariapfarr am Freitag, dem 3. Dezember geschlossen werden soll.“ Ab Montag, 6. Dezember, werde das benachbarte ADEG-Kaufhaus die Geschäfte als PostPartner übernehmen. Seit Mitte September 2010 zeichnet Gabriele Lercher aus St. Peter/Kammersberg für die Betreuung der Post-Kunden in Mariapfarr verantwortlich, nachdem die Filiale in Katsch ersatzlos geschlossen wurde. Die pragmatisierte Beamtin ist seit 1977 im Unternehmen tätig. Während des Gespräches mit der BB-Redaktion am Freitag der Vorwoche betreut die Steirerin mehrere Stammkunden, darunter einige ältere Herrschaften, und ist ihnen auch beim richtigen Ausfüllen offensichtlich klein gedruckter Formulare behilflich: „Die Leute ahnen zwar, dass ihr Postamt bald zusperren könnte, aber sie wissen großteils noch nichts davon“, so Lercher, die ein diesbezüglich bereits eingelangtes Hinweisschild noch nicht hinter der Theke hervorholen will: „Ich bin gerne im Lungau und hoffe, dass ich auch noch lange bleiben kann“, ist für die Steirerin das definitive Aus der Filiale in Mariapfarr noch nicht zu 100 Prozent sicher, solange der Bescheid der Regulierungsbehörde nicht vorliegt. Das Gebäude jedoch ist, ersichtlich an einem dementsprechenden Schild der Post & Telekom Immobilien GmbH, bereits zum Verkauf ausgeschrieben.
Regulierungsbehörde hat Schließung noch nicht bestätigt
„Es schmerzt schon, wenn man zusehen muss, wie das Filialnetz zerstört wird, nachdem man selbst so viele Jahre am Unternehmen mitgearbeitet hat“, bedauert Gabriele Lercher und fühlt sich in Anbetracht der Tatsache, dass man PostPartner-Mitarbeiter innerhalb weniger Tage in das Aufgabengebiet einweisen will, in ihrer langjährig erworbenen Kompetenz nicht wertgeschätzt. Wohin sie versetzt werde, sollte die Mariapfarrer Filiale am 3. Dezember endgültig ihre Tore schließen, wisse sie noch nicht. Die Post könne sie an höchstens 90 Tagen im Jahr österreichweit zuweisen, die Anstellung ist der Beamtin aber sicher. „Die Filiale ist bei der Regulierungsbehörde zur Schließung angemeldet, einen Bescheid hat die Gemeinde aber noch nicht bekommen. Auf Dauer wäre das Postamt wahrscheinlich nicht zu halten. Wir sind vorerst froh, dass wir wenigstens einen PostPartner haben“, meinte Bgm. Franz Doppler am Donnerstag der Vorwoche.
Bekenntnis zu je einem Standort im Ober- und Unterlungau
Grundsätzlich habe sich der Einsatz von zahlreichen Kommunal- und Landespolitikern sowie der Post-Gewerkschaft für den Lungau ausgezahlt, pflichtet der Lungauer Post-Personalvertreter, Eduard Mayer, bei. „Der Postvorstand sieht in der Filiale St. Michael Potential als Bankenstandort“, weiß Mayer. Für die Kunden ändere sich nicht viel, die Leistungen der PSK werden von einem eigenen Finanzberater für den Oberlungau verstärkt, aber: „Wenn die Leute das Angebot aber nicht annehmen, wird aus wirtschaftlichen Gründen in naher Zukunft wieder alles Mögliche zur Diskussion stehen.“ Generell gebe es ein Bekenntnis zu einem Standort im Oberlungau und einem im Unterlungau mit Tamsweg. „Für Obertauern und Mauterndorf werden 2011 Lösungen zum Erhalt der Postdienstleistungen im Ort gesucht“, so Mayer abschließend.


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