Ganges – religiöse Reinigung im Unreinen?

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Gastbericht von Sandra Lottermoser:
Namaste! Ich bin Sandra Lottermoser aus St. Veit und habe zusammen mit drei Freundinnen das letzte halbe Jahr in Indien verbracht. Nach dem ersten Teil der Reise, der uns vom Flughafen in Delhi bis nach Srinagar im Bundesstaat Kashmir führte, haben wir uns bereits an die Landesgepflogenheiten gewöhnt. Besonders das Essen schmeckt uns mehr und mehr. Die Indische Küche, so wie wir sie kennen lernten, ist scharf gewürzt und ziemlich eintönig. Reis ist das Hauptnahrungsmittel, den es in allen Variationen gibt. Zum Frühstück ist man Masala Dosa, ein Fladen mit Kartoffelfüllung. Mittags und abends gibt es Thali, Reis mit Linsen und Gemüse, oder Chili Chapati, ein Fladenbrot. Beides ist so scharf gewürzt, dass der Mund nach wenigen Bissen brennt und der Geschmack nicht mehr klar durchsickern kann. Wir stellen die These auf, dass die Schärfe Keime abtötet, da uns das traditionelle indische Essen bisher keinerlei Verdauungsprobleme oder Krankheiten, die uns vor der Abreise prophezeit wurden, beschert hat. Fleisch wird kaum gegessen und wäre für uns auch nicht besonders bekömmlich. In den touristischen Orten gibt es natürlich auch westlich orientiertes Essen.

Wir befinden uns noch im Bundesstaat Kashmir in einem kleinen Ort mit 300 Einwohnern namens Aru. Der Ort liegt auf 2.800 Metern Seehöhe. Bei einer Reittour gelangen wir weiter auf 4.000 und per Fußmarsch erreichen wir 4.500 Meter Seehöhe. Das Atmen ist hier schon irgendwie anstrengend und es ist sehr kalt. Wir wohnen in einer unbeheizten Unterkunft und es ist sehr schwer, sich überhaupt aufzuwärmen. Die Inder schaffen sich mit einem sogenannten „Ex-Girlfriend“ Abhilfe. Das sind Strohkörbe mit glühender Asche befüllt, die sie unter dem Poncho tragen, um sich warm zu halten. Wir hingegen nutzen offene Feuerstellen.
Genug vom kalten Norden, steigen wir in ein Flugzeug, das uns nach Westen in den Bundesstaat Rajasthan und in dessen Hauptstadt Jaipur bringt. Übrigens ist Rajasthan der Bundesstaat mit der größten Analphabetenrate Indiens.

Lichterfestival in Jaipur
Die Hauptstadt Jaipur finden wir in ein Lichtermeer getaucht vor. Am 31. Oktober, zeitgleich mit Halloween, feiert man in Indien nämlich Diwali, das Lichterfestival. Das Treiben hält tagelang an und gehört zu den spektakulärsten und buntesten religiösen Festen Indiens. An den Abenden werden die Fenster der Häuser mit Lichtern und Kerzen „geschmückt“. Es ist das Fest der Erneuerung des Lebens. Alte Lampen werden in diesen Tagen weggeworfen und neue gekauft. Der Überlieferung nach sollen nämlich neue Lampen den Seelen der Toten helfen, ihren Weg zum Himmel zu finden. Neben den Kerzen werden auch jede Menge Feuerwerke gezündet und die Inder sind außer Rand und Band – das alles ohne Alkohol!

Für den großen Kamelmarkt reisen wir nach Pushka im selben Bundesstaat weiter. Im November kommen hunderte Kamelhändler mit ihren geschmückten und bemalten Nutztieren dorthin, um sie weiter zu verkaufen. Ein junger Straßenverkäufer führt uns durch die Reihen und wir erfahren, dass ein Kamel ca. 200 Euro kosten würde. Mit dem Sleeperzug gelangen wir Richtung Osten in den Bundesstaat Uttar Pradesh nach Varanasi.

Beerdigung im Ganges – Varanasi
In Varanasi herrscht erdrückende Stimmung. Die Stadt am Ganges offenbart uns einen völlig anderen Blickwinkel auf den 2.511 km langen Fluss. Das Bad in ihm soll von Sünden reinigen und verspricht Absolution. Viele Hindus wollen nach Möglichkeit am Ganges sterben, vorzugsweise hier in Varanasi, da sie dem Glauben nach so die Anzahl ihrer Wiedergeburten verringern können. Bei einer frühen Bootstour sehen wir verschiedene Aktivitäten an den Ghats, die zum Fluss hinab führen. Leichen werden in Tücher gehüllt rund um die Uhr an den Ganges getragen, dort verbrannt und ihre Asche im Flusswasser versenkt. Schwangere Frauen und Kinder dürfen nicht verbrannt werden. Mit Steinen an den Beinen werden ihre Leichen im Strom versenkt. Zwei Ghats weiter waschen Inder ihre Kleidung im Fluss und nochmals 50 Meter weiter „reinigen“ sich hundert Inder selbst im gleichen Wasser. Für uns ein ekelhafte Vorstellung, für die Einheimischen nicht nur normal sondern heilig.

Weiter geht es Richtung Westen nach Kalkutta, die Hauptstadt des Bundesstaates Westbengalen und ehemalige Hauptstadt der Kolonie Britisch-Indien.

Unterricht am Basar – Kalkutta
In der ca. 5 Millionen einwohnerreichen Stadt (im Großraum Kalkutta leben ca. 15 Millionen Menschen) ist es laut und es stinkt. Oft ist es traurig durch die Straßen zu gehen und die Menschen zu beobachten, die außer ihren Verkaufsständen nichts haben und sogar in selbigen wohnen. Mit den Bettlern ist es ebenfalls nie einfach. Ich habe das Bedürfnis allen etwas zu geben, aber das geht natürlich nicht. Manche freuen sich über eine so geringe Spende, dass es mich rührt.

Einmal beobachten wir, wie Kinder auf der Straße unterrichtet werden. Sie sitzen auf Decken am Boden, dort, wo ab 10 Uhr der Basar öffnet. Die meisten haben nur alte Hefte und Stifte, lernen aber eifrig englisch und scheinen sehr neugierig zu sein.

Die indischen Frauen sprechen nicht mit uns und überdies auch nur mit anderen Frauen. Die Männer kommen uns oft aufdringlich vor. Häufig werden wir von ihnen angesprochen und wir entgegnen auf ihre Fragen immer damit, verheiratet zu sein, ansonsten würden wir sie nicht mehr los werden.

Foto: Sandra Lottermoser
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