„Muslime gehen durch eine schwierige Zeit“
Hallein ist die Stadt mit der größten muslimischen Gemeinde im Salzburger Tennengau. Das Klima des Miteinanders wird durch die aktuelle weltpolitische Situation und die Gräueltaten der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) verschlechtert.
HALLEIN (sand). Hallein ist die Stadt mit der größten muslimischen Gemeinde im Salzburger Tennengau. Das Klima des Miteinanders wird durch die aktuelle weltpolitische Situation und die Gräueltaten der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) verschlechtert. Darüber sind sich Ahmet Yilmaz, Vorsitzender der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) für das Bundesland Salzburg, und Dr. Peter Gabriel, Pfarrer der evangelischen Gemeinde in Hallein, einig.
Die Bevölkerung ist sensibler
„Die Muslime in der Stadt Hallein verhalten sich gleich wie früher und doch werden sie jetzt öfter mit Vorurteilen konfrontiert“, sagt Pfarrer Peter Gabriel. Die Unruhen rund um die Übersiedlung der Fatih-Moschee sind für ihn ein Beispiel für das erhöhte Misstrauen der Bevölkerung. „Ein Schüler hatte ein arabisches Schriftzeichen als Bildschirmschoner und wurde als IS-Anhänger verdächtigt“, erzählt Ahmet Yilmaz. Er arbeitet hauptberuflich als muslimischer Religionslehrer.
Missbrauchter Islam
„Die IS missbraucht den Islam und den Koran um ihre Gräueltaten zu legitimieren. Aber das ist nicht der Islam.“ Gemeinsam mit Pfarrer Gabriel und weiteren Vertretern verschiedenster Religionen betreibt Ahmet Yilmaz die „Interreligiöse Plattform“ der Stadt Hallein. Sie kümmern sich aktiv um ein besseres Miteinander der verschiedenen Religionen. „Jeder gescheite Moslem wird Ihnen sagen, dass das, was die IS macht, nichts mit dem Islam zu tun hat“, pflichtet Pfarrer Gabriel bei und schüttelt den Kopf, „das sind Terroristen und keine religiösen Menschen.“
Klein-Istanbul und Halb-Ankara
Klein-Istanbul, Halb-Ankara – so wird Hallein oft augenzwinkernd genannt. Dass einst in den 1960er Jahren die Gastarbeiter aus der Türkei und Ex-Jugoslawien erwünschte und wertvolle Arbeitskräfte im Nachkriegs-Salzburg waren, weiß heute fast keiner mehr. „Die Muslime gehen durch eine schwierige Zeit“, sagt Yilmaz und doch lässt er sich davon nicht entmutigen. „Ich lasse es nicht zu, dass das gute Klima in Hallein vergiftet wird. Wir haben schon so viel erreicht.“
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