Rege, rüstig – Rieder!
Anton Rieder (91) – ein Mann, an dem der Zahn der Zeit scheinbar nicht nagt
Er schaut aus als wäre er siebzig, turnen tut er wie ein „Springginkerl“ um die fünfzig, und weise ist er wie ein Mann eben ist, wenn er auf 91 Lebensjahre zurückblicken darf. Anton Rieder aus St. Johann ist wie der Wein – je älter, desto besser – das beweist er sowohl im Sport als auch im alltäglichen Leben.
ST. JOHANN (pjw). „Mit 91 Jahren, da fängt das Leben an; mit 91 Jahren, da hab‘ ich Spaß daran“, so oder zumindest so ähnlich wie im Udo-Jürgens-Song könnte das Lebensmotto von Anton Rieder lauten. Der St. Johanner ist im 92. Lebensjahr und weiß kaum wohin mit seinen schier unerschöpflichen Kraft- und Energiereserven.
Egal bei welcher Sportveranstaltung er auftaucht, das Publikum weiß Bescheid: „Das ist der älteste Teilnehmer und bestimmt nicht der gebrechlichste!“ Dass der 91-Jährige dabei meist auf dem Podest steht, scheint dabei schon eine Nebensache zu sein. Seine Erfolge sprechen für sich: Dreifacher, amtierender Seniorenweltmeister im Ski Alpin in den Jahren 1995, 2001 und 2010 und vielfacher Bundesmeister im Turnen.
Ein anderer kann sich in so einem hohen Alter kaum auf den eigenen Beinen halten, Anton Rieder ist hingegen kaum zu bändigen – wie schafft man so etwas nur? „Ich rauche seit 1957 keine Zigarette mehr, trinke keinen Schnaps und auch sonst wenig Alkohol – nur zu ausgewählten Anlässen gewähre ich mir ein Gläschen“, verdeutlicht der rüstige Pongauer und erklärt: „Momentan trainie-re ich viermal pro Woche, denn beim Turnen ist Körperspannung einfach alles!“
Bis zur letzten Saison war Anton Rieder im Senioren-Ski-Rennzirkus vertreten. Damit ist seit heuer Schluss! Warum? – weil Gattin Ernestine es nicht mehr erlaubt: „Der Toni hat jetzt schon so viel erreicht. Er muss nun wirklich nichts mehr beweisen. Ein Sturz mit einer bösen Folgeverletzung kann im Skisport immer passieren, auch den Jungen, das zahlt sich nicht aus. Irgendwann muss einfach Schluss sein“, sagt sie mit einem verschmitzten Lächeln, und es ist ihr anzusehen, wie stolz sie auf ihren Ehemann ist.
Die 91 Jahre auf dieser Welt hat Anton Rieder aber natürlich nicht nur mit Sport verbracht – diese Leidenschaft kam erst später. Der 1919 in Welsberg in Südtirol Geborene musste die Schrecken des zweiten Weltkrieges aus nächster Nähe erfahren. Der junge Anton Rieder diente viereinhalb Jahre in der Wehrmacht in Weißrussland – wenige Kilometer vor Moskau. Sein jüngerer Bruder ist in dieser schrecklichen Zeit gefallen. „Es war eine schwere Zeit, aber den Lebensmut habe ich zu keinem Zeitpunkt verloren“, erinnert sich der Pongauer.
Vor dem Krieg hat Rieder im elterlichen Gastronomiebetrieb und in der Konditorei der Familie in Welsberg gearbeitet. Er sammelte auch viele Erfahrungen im Ausland – 1936 etwa verschlug es ihn nach Genua, wo er als Liftboy und Kellner arbeitete.
In den Pongau kam die Familie Rieder im 42er-Jahr, als Albert und Luise – Antons Eltern – den Gasthof „Weißes Rössl“ in Werfen kauften. Kurze Zeit später ging der Kirchenwirt in St. Johann in den Besitz der Familie über. Anton Rieder erweiterte den Betrieb im Jahr 1959 um das Bahnhofbuffet, das bis heute fixer Bestandteil im gesellschaftlichen Leben der Hauptstadt ist.
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