Land jubelt, Lungau hinkt hinterher

Ganze vier Prozent mehr Nächtigungen im Salzburger Sommer 2010 (Mai bis September) preist Tourismusreferent LH-Stv. Wilfried Haslauer (ÖVP) im Vergleich zum Fünf-Jahres-Schnitt (2005 bis 2009). Der Lungau kann mit diesem Trend nicht mithalten. Für Martin Sagmeister, Obmann der Ferienregion Lungau, ist der bloße Vergleich der Nächtigungszahlen zu wenig aussagekräftig. Die Gäste seien da, nur sie würden nicht lange bleiben.

LUNGAU (rec). Während Salzburgs Tourismusreferent LH-Stv. Wilfried Haslauer beim Anblick der Nächtigungszahlen des Bundeslandes für den Sommer 2010 ins Jubeln gerät und einen Vergleich zum landesweiten Fünf-Jahres-Schnitt von 2005 bis 2009 anstrengt, um seine Freude auf ein Fundament zu betten – gezählt werden die Monate Mai bis September –, sprechen die Lungauer Zahlen eine andere Sprache.

September-Vergleich alleine ist zu wenig
In einer diesbezüglichen Presseaussendung vom letzten Mittwoch begnügt man sich beim Fokus auf die einzelnen Bezirke lediglich mit dem September-Vergleich 2010 zu 2009 und hebt als „besonders interessant“ starke Zuwächse im Zentralraum (Tennengau, Flachgau, Stadt) hervor. Innergebirg geht es magerer her, „im Lungau konnten die Werte des Vorjahres gehalten werden“, heißt es schlicht. Aber wie ist es langfristig betrachtet den gesamten Sommer über um den südlichsten Gau bestellt?

Bis 2005 stabil, danach geht es stetig bergab
Die Nächtigungszahlen der Ferienregion Lungau geben Aufschluss: 2005 scheinen rund 342.000 Nächtigungen von Mai bis September auf. Die folgenden Jahre unterliegen Schwankungen, der Trend zeigt aber nach unten und endet 2010 schließlich bei rund 299.000. Im Vergleich zum Fünf-Jahres-Schnitt (2005 bis 2009) ist das ein Minus von 5,8 Prozent, während der Landestrend laufend nach oben zeigt und in diesem Vergleich ein Plus von vier Prozent aufweist. Der direkte Vergleich 2005 zu 2010 ergibt ein Minus von 12,5 Prozent. 2005 eignet sich deshalb gut für einen Vergleich, weil die Sommerzahlen im Lungau seit 1999 laut Statistik Austria bis dahin relativ stabil gewesen waren und erst seit 2006 rapide abfallen.

Ankünfte bleiben gleich
Im Gegensatz zum Salzburger Tourismusreferenten Haslauer hält Martin Sagmeister, Obmann der Ferienregion Lungau, vom Vergleich der Nächtigungszahlen wenig: „Es ist nicht richtig, alleine die Nächtigungszahlen sprechen zu lassen. Man muss sich ansehen, wie viele Gäste wirklich da sind. Und da spielen die Ankünfte, wo wir nicht so schlecht abschneiden, eine entscheidende Rolle.“ Der Lungau habe insbesondere damit zu kämpfen, dass zwar Gäste kämen, aber nicht mehr so lange bleiben würden, wie noch vor etlichen Jahren. Das liege nicht an mangelnder Werbung, sondern vielmehr an der Bettenstruktur und dem Angebot der Beherbergungsbetriebe. Im Zeitraum 2005 bis 2010 pendeln sich die Ankünfte von Mai bis September zwischen 60.000 und 70.000 ein.

Schnäppchenjäger, All-inklusive und fehlende Investitionen
Weitere Gründe für die abnehmende Tendenz bei der Dauer der Aufenthalte, also den Nächtigungszahlen, sind laut Sagmeister einerseits darin zu finden, dass Gäste nicht mehr so lange von zu Hause weg bleiben wollen („Arbeitsplatz, Wirtschaftskrise, etc.“), andererseits seien die „Schnäppchenjäger zu einer Masse geworden“. Überdies würden All-inklusive-Angebote fehlen. Der Lungau könne mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis anderer Regionen nicht mithalten, wo sich Touristen also nachweislich doch aufhalten. Es stellt sich anscheinend nicht die Frage, ob das Lungauer Sommerangebot im Vergleich zu vor fünf, sechs, zehn oder zwanzig Jahren schlechter geworden ist, sondern vielmehr, warum anderswo eine Aufwertung stattgefunden hat, während der südlichste Salzburger Bezirk in seiner touristischen Entwicklung für die warme Jahreszeit stagnierte. Auch darauf hat Sagmeister eine Antwort: „Viele Salzburger Betriebe haben vor etlichen Jahren die gute Zeit genutzt um zu investieren. Im Lungau ist das Geld großteils nicht in Investitionen geflossen.“ Der Mut zum Risiko habe gefehlt und deshalb stünde man heute in der zweiten Reihe: „Die Verantwortung dafür tragen die Unternehmer und nicht die Touristiker“, betont Martin Sagmeister.

Sommertourismus hat seit 2005 ca. 16 Mio. Euro weniger Umsatz
Geht man nur vom Niveau 2005 (repräsentativ für die Jahre ab 1999) mit 342.000 Nächtigungen aus, so hat der Bezirk bis 2010 in fünf Jahren insgesamt über 160.000 Nächtigungen alleine von Mai bis September eingebüßt. Laut Statistik Austria gibt ein durchschnittlicher Sommergast in Österreich pro Tag 100 Euro aus, macht einen Umsatzverlust von 16 Mio. Euro alleine für diese fünf Jahre im Sommer. Das ist Geld, an dem Investitionen genauso hängen wie Arbeitsplätze und Aufträge für die Wirtschaft, nicht zu vergessen Ortstaxen für die Gemeinden. Der Teufelskreis schließt sich. Weniger Umsatz bedeutet weniger Möglichkeit zu Investitionen, weshalb Vermietern hinterm Tauern wiederum Gäste abhanden kommen. Stichwort: Was war vorher, die Henne, oder das Ei? Oder in dem Fall: Ausbleibende Gäste, oder mangelnde Investitionen?

Warum greift das Sonder-Impulsprogramm nicht?
Das von der Haslauer-ÖVP bereits mehrfach ins Rampenlicht gerückte Sonderimpulsprogramm speziell für den Lungauer Sommer – erstmals präsentiert im Dezember 2008 – scheint die kontinuierliche Talfahrt (noch?) nicht aufhalten zu können. Die Fertigstellung eines dafür auszuarbeitenden Masterplanes zieht sich seither hin. Dieser soll nach zahlreichen Konzept-Vorstellungen nun endgültig im kommenden November in seiner definitiven Fassung auf dem Tisch liegen. „Ich verstehe nicht, warum die Agentur VPD Marketing, die mit der Ausarbeitung des Masterplans betraut ist, so lange braucht“, vermutet Martin Sagmeister eine Überforderung mit der Aufgabe.

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