Gumpendorfer Straße: "An der Lebensader von Mariahilf"

MARIAHILF. Sie nennen ihr Büro "Gassenhauer", die meisten Grätzelbewohner sagen aber: "Ah, is des des mit der Katze?" Denn die Fenstergestaltung sticht einfach ins Auge, wenn man an dem Gassenlokal in der Gumpendorfer Straße vorbeigeht. Seit 1. April arbeiten Jan Gartner, Lisa Wachberger, Barbara Hoffmann - die Grafikerin betreibt unter anderem gemeinsam mit Elke Bauer das Label 'Young and Smitten', das temporäre Tattoos produziert - und noch andere kreative Köpfe hier. Mittlerweile hat man sich eingelebt, was auch nicht schwer gewesen sei – denn sich in die Nachbarschaft einzubringen, Kontakte zum Bezirk zu knüpfen und einfach das Leben im Grätzel mitzugestalten, ist auch Teil des Konzepts der Bürogemeinschaft.

So ist das Ziel der "Raumpioniere" – das ist der Name der Initiative des Raumplaners Jan Gartner und der Kulturmanagerin Lisa Wachberger –, urbanes Crowdfunding für nachbarschaftliche Projekte zu betreiben. Ein Teil davon wird die Plattform sein, die Anfang 2018 online geht, der andere Teil ist zum Angreifen und wird im öffentlichen Raum unterwegs sein: das Partizipationsmobil. Dabei handelt es sich um ein selbst designtes und gebautes "Wagerl" (die Erbauer mögen die saloppe Ausdrucksweise entschuldigen), das so groß ist, dass es mit den Öffis transportiert und je nach Bedarf umgebaut bzw. adaptiert werden kann. Denn das Mobil soll dazu dienen, die Projekte und Ideen, für die Crowdfunding betrieben wird, hinaus zu den Menschen zu tragen, sie zu informieren und mit ihnen in Dialog zu treten.

Nachbarschaftspflege

Der Gedanke des Kontakts, der Sichtbarkeit und des Austauschs war auch ein Grund dafür, warum man – nachdem man sich schon aus verschiedenen Zwischennutzungsprojekten kannte – ein Gassenlokal und nicht irgendein Büro im dritten Stock finden wollte. Die Suche war nicht einfach, aber das Lokal in der Gumpendorfer Straße hat sofort überzeugt. Denn Jan Gartner, der selbst immer wieder in Mariahilf gewohnt hat, kennt die Gegend und weiß die "Gumpi" zu schätzen, aber auch einzuordnen: "Die Gumpendorfer Straße ist die Lebensader des Bezirks. Von hier geht alles aus."

So sehe er sie in Drittel aufgeteilt: Das erste Drittel beim Getreidemarkt an der Grenze zum 1. Bezirk ist der "Schickimicki-Teil", der schon stark gentrifiziert sei und bis zum TAG reiche. Darauf folgt das zweite Drittel – wo sich auf Höhe der Hirschengasse das "Gassenhauer"-Büro befindet –, in dem sich gerade viel bewege und eine gute Mischung aus Einzelhandel, Lokalen und neuen Projekten anzutreffen sei. Und dann das letzte Drittel, das bis zum Gürtel und den Sozialeinrichtungen reiche, wo es wenig öffentliches Leben, viel Leerstand und noch einiges zu tun gebe.

Neue Grätzeloase

Wie man das Miteinander im öffentlichen Raum beleben und fördern kann, lässt sich beim "Gassenhauer" live beobachten: So lassen sich in der Grätzeloase – einer selbst gebauten Sitzbank, die entlang der ganzen Lokalfront verläuft – immer wieder Passanten und Bekannte nieder, man wartet auf den Bus, redet kurz mit den anderen, die hier gerade sitzen. Dass die Grätzeloase überhaupt errichtet werden konnte, sei auch Markus Steinbichler von der Gebietsbetreuung und Bezirksvorsteher Markus Rumelhart (SPÖ) zu verdanken, wie Gartner erklärt. Denn die Stadt habe es ihnen nicht immer leicht gemacht. Erfahrungen wie diese werden in Zukunft auch Einzug bei den "Raumpionieren" halten, denn dort soll ein "offener Wissenskatalog über urbane Projekte und ihre Problemstellungen" entstehen, sodass man von den Erfahrungen anderer profitieren kann.

Zur Sache:

Bei "Gassenhauer" ist derzeit ist ein Arbeitsplatz zu vergeben. Infos: Facebook
Infos zu den Raumpionieren unter: www.raumpioniere.at und auf Facebook
Infos zu "Young and Smitten": www.youngandsmitten.com