Tragödie auf der S4 bei Sigleß

Mildes Urteil nach Frontalcrash mit vier Todesopfern

Vier Todesopfer hat ein 20-jähriger Autofahrer nach einem Frontalcrash auf der A4 bei Sigleß auf dem Gewissen. Darunter seine Eltern; die Freundin wurde schwerst verletzt. Angesichts der Tragödie fiel das Urteil mild aus.

SIGLESS. Der selbst schwer verletzte Bursch aus der Steiermark, 20, arbeitslos, ledig, hat einen „Fahrfehler“ begangen, besagt ein Sachverständigen-Gutachten. „Alkoholisierung oder die Einnahme von Drogen konnten nicht festgestellt werden!“

Angeklagt wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger schwerer Körperverletzung bekannte sich der Autolenker: „Ja, schuldig!“ Erinnerungen an den Unfallhergang vom 19. August 2023 habe er keine mehr: „Ich weiß nur noch, dass ich neben dem Auto auf dem Boden gelegen bin!“

Rückreise von Ausflug

Ausgang der Tragödie war die Rückreise in die Steiermark nach einem Familienausflug in den Familypark St. Margarethen. „Ich habe mich fit gefühlt!“ Auf Frage von Richterin Gabriele Nemeskeri, wie die Situation im Fahrzeug war, sagte der Bursch: „Meine Mutter und meine Freundin haben geschlafen. Ob mein Vater auch geschlafen hat, weiß ich nicht, er ist hinter mir gesessen. Geredet wurde also nichts, einzig, das Radio war an …!“

Ein nachkommender Pkw-Lenker sagte als Zeuge: „Plötzlich ist ein Auto von der Gegenfahrbahn über die doppelte Sperrlinie in unsere Spur gekommen. Es gab einen Frontalzusammenstoß. Das Auto vor mir ist daraufhin über die Leitplanke geflogen!“

Auto flog über Leitplanke

Dann schilderte er, dass er zuerst der schwer verletzten Beifahrerin (Freundin des Angeklagten) aus dem Wrack geholfen hat, ehe er eine verklemmte Tür aufbrach und dem Unfallverursacher ins Freie half. Die mitfahrende Ehefrau des Zeugen sagte: „Ich habe den Notruf gewählt. Dann hat meine Tochter gesagt: 'Lauf nach vorne, dort liegen Menschen, die brauchen deine Hilfe'!“ Andere stehengebliebene Autofahrer kümmerten sich zeitgleich ebenfalls um die Opfer.

Die Freundin des Unfall-Lenkers schilderte als Zeugin: „Wir sind um 9 Uhr weggefahren Richtung Familypark und gegen 15 Uhr wieder ins Auto gestiegen. Dann bin ich gleich eingeschlafen. Ich war müde. Mein Freund hat aber nicht müde gewirkt! Nach dem Crash, an den ich mich überhaupt nicht erinnere, habe ich mich nicht ausgekannt. Nicht gewusst, was passiert ist und hatte keine Ahnung, wo ich bin!“

Vier Todesopfer

Durch den Frontalcrash ist im Auto des Steirers noch an der Unfallstelle dessen Mutter verstorben, der Vater am 21. August im Spital. Ebenfalls sofort tot war der völlig schuldlose, entgegenkommende Lenker. Dessen Ehefrau verlor den Überlebenskampf am 17. November. Der Unfall-Lenker und seine Freundin, beide schwer verletzt, mussten in Krankenhäusern operiert werden.

Keine Entschuldigung

Auch wenn, laut Verteidiger, der Unfall-Lenker gerne die Uhr zurückdrehen und alles Geschehene rückgängig machen wollen würde, eine persönlich ausgesprochen Entschuldigung für seinen Fahrfehler gab es seitens des Angeklagten nicht.

Milde Strafe

Bei einem Rahmen von bis zu zwei Jahren Gefängnis verhängte die Vorsitzende im Landesgericht Eisenstadt eine bedingte Haft von sechs Monaten. Zudem muss er seiner Freundin, vertreten durch Anwalt Gerhard Ederer, einen symbolischen Schmerzensgeldbetrag von 1.000 Euro bezahlen. Weitere Ansprüche von Privatbeteiligten wurden auf den Zivilrechtsweg verwiesen.

Der Steirer nahm das Urteil an, die Staatsanwaltschaft gab keine Erklärung ab. Nicht rechtskräftig.