Bezirk Mattersburg
Spielsüchtiger Gärtner entwendete 307.000 Euro aus Vereinskassa
Für seine Sucht auf Pferdewetten, Online-Games, Lotto und zahlreiche weitere Glücksspiele veruntreute ein Burgenländer satte 307.000 Euro aus einer Vereinskassa. Buchte 76 Mal Geld auf sein Privatkonto. Jahrelang. Bediente sich zudem mit insgesamt 50.000 Euro aus den Tageseinnahmen seiner selbständigen Ehefrau. Erst durch eine Selbstanzeige flog der Riesenbetrug auf.
BEZIRK MATTERSBURG. Was mit kleinen Beträgen zum Spaß begann, wuchs sich sukzessive zu einer geldverschlingenden Spielsucht aus. Die der Angeklagte aus dem Bezirk Mattersburg, Mitte 60, verheiratet, Pensionist, nicht mehr unter Kontrolle hatte. Um sein Laster finanzieren zu können, griff der Mann schließlich in die Vereinskassa eines Wiener Gärtner-Vereins. Der durch Mitgliedsbeiträge und Einnahmen aus Veranstaltungen, wie etwa eines Blumen-Balls, über horrende Geldsummen verfügte.
76 Überweisungen auf Privatkonto
Da er als Kassier ungehindert Zugang zu den finanziellen Mitteln hatte, nützte er diese Vertrauensposition schamlos aus. Überwies in insgesamt „76 Angriffen“, so die Staatsanwältin, rund 307.000 Euro vom Vereins- auf sein Privatkonto. Und das über Jahre. Exakt vom 20. Juni 2016 bis 31.12. 2020. Deshalb stand der Burgenländer nun vor dem Landesgericht Eisenstadt. Wegen des Verbrechens der Untreue und der betrügerischen Krida.
Betrüger erstattete Selbstanzeige
Der betagte Mann zeigte sich einsichtig und - ohne Ausreden suchend - reumütig geständig. Sein Anwalt führte aus, dass es an der Schuld seines Mandanten nichts zu diskutieren gibt. Ganz im Gegenteil. Er hat ja Selbstanzeige erstattet und bei der Aufklärung seiner Taten aktiv mitgeholfen. Zudem habe sein Mandant bereits 12.000 Euro als Schadenswiedergutmachung an den Verein überwiesen. „Und wird mit einem monatlichen Betrag von 1.700 Euro weiterhin Rückzahlungen leisten, bis die Summe erstattet ist!“
Für Spielsucht auch Geld der Ehefrau geklaut
Zudem erklärte der Verteidiger, dass der Burgenländer nicht nur in die Vereinskassa griff, sondern sich auch an den Tageseinnahmen des Friseurgeschäftes seiner Ehefrau „bediente“. Mit etlichen Kleinbeträgen und einer Gesamtsumme von rund 50.000 Euro. „Sämtliche Beträge hat er für seine Spielsucht verbraucht. Immer in der Hoffnung, dass irgendwann der große Gewinn kommt. Damit er dann alle Schulden retour zahlen kann und er viel Geld zum Leben hat. Leider ist dieser Wunsch nicht aufgegangen!“
Niemand kontrollierte das Bargeld im Safe
Auf die Frage von Richterin Karin Knöchl, wie es möglich ist, über 300.000 Euro aus einer Vereinskassa abzuzweigen, ohne dass der Betrug jemand auffällt, erklärte der Angeklagte: „Bei den jährlichen Prüfungen wurden zwar die Bücher und die Belege penibel genau kontrolliert, aber niemand hat das Bargeld im Safe überprüft!“ „In Wahrheit ein Wahnsinn“, warf der Verteidiger ein. Sein Mandant stimmte zu und meinte sinngemäß, dass er bei einer ordentlichen Kassakontrolle fiel früher ertappt worden und daher der Schaden viel geringer gewesen wäre.
Ich habe kein Geld mehr zum Spielen
„Na ja, aber man muss fairerweise auch sagen, dass sie, als Kassier, nicht unklug agiert haben“, ergänzte die Vorsitzende und wollte wissen: „Sind sie noch spielsüchtig oder in Behandlung?“ „Ich kann nicht mehr spielen, ich habe kein Geld. Ich war zwar in Therapie, aber das kostet so viel, dass kann ich mir einfach nicht leisten!“
2 Jahre bedingte Haftstrafe
Aufgrund der bisherigen Unbescholtenheit des Mannes, der Geständigkeit sowie freiwilligen Mitarbeit bei der Aufklärung des Falles verhängte der Schöffensenat eine milde und bereits rechtskräftige Haftstrafe von 2 Jahren bedingt. Zudem muss der Burgenländer die noch offenen 295.000 Euro an den Verein zurückbezahlen. Der finanzielle Schaden bei der Ehefrau ist durch die Überschreibung des Hälfteanteils am gemeinsamen Haus getilgt.
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