Sieben Mattersburger Gemeinden verzichten auf Glyphosat
Ingrid Salamon kann der „Chemikeule“ nichts abgewinnen – Mattersburg kommt seit 2009 ohne Glyphosat aus
BEZIRK. Nach wie vor ist unklar, ob das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat krebserregend ist. Trotzdem hat die EU die Zulassung für den Einsatz des häufig verwendeten und hochwirksamen Pflanzengifts am Montag der Vorwoche um fünf weitere Jahre verlängert. Während vielerorts also weiterhin auf das Pestizid gesetzt wird, gibt es aber auch Aussteiger. Laut einem aktuellen Greenpeace Glyphosat-Check verzichten im Bezirk die Gemeinden Baumgarten, Forchtenstein, Loipersbach, Mattersburg, Neudörfl, Schattendorf und Zemendorf-Stöttera auf die „Chemiekeule“.
Seit 2009 glyphosatfrei
In Mattersburg wird bereits seit 2009 auf Glyphosat verzichtet. „Schon damals war für uns klar, dass Glyphosat gesundheitsschädlich ist. Diesem Risiko wollten wir unsere Bewohner auf keinen Fall aussetzen“, erklärt Bgm. Ingrid Salamon den Verzicht.
Seither wird in Mattersburg händisch gezupft und geflämmt. Damit gab es bisher keine Probleme. „Obwohl der Wirkungsgrad ein anderer ist, ist die Bevölkerung zufrieden“, so die Bürgermeisterin, die in Mattersburg trotz Verzichts das Personal nicht aufstocken musste.
Neudörfl zieht nach
Gleich blieb auch der Personalstand in Neudörfl, wo der Wirkstoff Ende Juni 2015 vom Bauhof verbannt wurde. „Wir haben damals eine Ausnahme geschaffen, falls die Zerstörung der Infrastruktur betroffen sein sollte. Das kommt in der Praxis jedoch nicht vor“, erläutert Ortschef Dieter Posch.
„Leute leben damit“
Auch zuvor wurde Glyphosat in Neudörfl nicht in großen Mengen verwendet. „Es wäre jedoch falsch, den Verzicht auf einen rein symbolischen Akt zu reduzieren. Fakt ist, dass wir uns in der Gemeinde nicht den Kopf darüber zerbrechen müssen, ob der Stoff krebserregend ist“, so Posch, der seit dem Glyphosat-Ausstieg das Ortsbild nicht verändert wahrnimmt.
„Die Menschen, die vor der Haustüre Unkraut jäten, werden weniger. Wir fahren mit einem Wildkrautbesen durch das Dorf – natürlich nicht wöchentlich, aber die Leute leben damit“, vermutet der Bürgermeister, das ein Großteil der Bevölkerung den Ausstieg 2015 gar nicht wahrgenommen hat. „Jetzt ist es natürlich Thema. Neudörfler, die sich damit auseinandersetzen, werden stolz sein.“
Zulassung „keine gute Idee“
Thema ist es nach der Erneuerung der Zulassung auf EU-Ebene auch in der Bundesregierung, wo ein nationales Verbot gefordert wird. Davon hält Ingrid Salamon nicht viel: „Das ist keine gute Idee, die Lobbyisten haben sich leider durchgesetzt.“
In Österreich sieht es Mattersburgs Bürgermeisterin nun als Herausforderung, Gemeinden und Länder zum freiwilligen Verzicht zu bewegen.
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