Buslenkerin vor dem Kadi
Mit 43 Bäuerinnen an Bord stürzte Buslenkerin Brigitte B. bei Würnsdorf 20 Meter in die Tiefe.
von Ilse Probst
BEZIRK MELK. „Ich bin nicht schuldig“, erklärte die Chauffeurin bereits zu Beginn des Prozesses am Landesgericht St. Pölten. Bis zum Unfall im Juni 2011, bei dem 16 Frauen schwer verletzt wurden und 23 mit leichten Verletzungen davonkamen, sei die Ausflugsfahrt ganz normal verlaufen.
Die Strecke bei Würnsdorf kenne sie von früheren Fahrten und „Ich würde genauso wieder den Berg hinunterfahren“, verteidigte sich die Angeklagte, die nicht bemerkt haben will, dass die sogenannte Retarderbremse beim Lenkrad aufgrund von Ölmangel schon geraume Zeit an Bremswirkung verloren habe. Vielmehr, so die Fahrzeuglenkerin, hätte sowohl diese als auch die Fußbremse am Ende der Talfahrt plötzlich versagt. „Ich bin voll rein gestiegen und hab´ geglaubt, ich bin im falschen Film“, schilderte sie die Sekunden vor dem folgenschweren Absturz, bei dem, wie durch ein Wunder, niemand getötet wurde.
Richter glaubt Lenkerin nicht
Für die Unfallopfer war es dennoch ein traumatisches Erlebnis, das ihnen bis heute zum Teil Probleme bereitet. Mit Schmerzensgeldforderungen von 50 bis 12.000 Euro möchten sie wenigstens ihre körperlichen Beschwerden abgegolten bekommen.
Richter Helmut Weichhart konnte den Unschuldsbeteuerungen der Buslenkerin nicht entsprechen. Er hielt die Ausführungen von zwei Sachverständigen für glaubwürdig und nachvollziehbar. Dementsprechend sei ein plötzliches Versagen beider Bremssysteme praktisch unmöglich. Vermutlich sei die Lenkerin zu schnell unterwegs gewesen und daher zu oft auf die Fußbremse gestiegen, die dann im entscheidenden Moment versagt habe.
„Einfach unsachgemäß“
Staatsanwalt Karl Wurzer bezeichnete das Fahrverhalten der Angeklagten, beziehungsweise die Handhabung der Bremsanlage als unsachgemäß, was als fahrlässige Gemeingefährdung zu werten sei. Weichhart verurteilte die Beschuldigte anklagekonform zu einer bedingten Freiheitsstrafe von sechs Monaten (nicht rechtskräftig).
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