Ortsreportage Loosdorf
Damals und Heute – Die reichen Bürger von Markt Loosdorf
Die Markgemeinde ist in ihrer langen Geschichte schon immer ein wichtiger Handelsort gewesen.
LOOSDORF. Zeitreise durch Loosdorf. Der Markt wird um 1145 erstmals als "Ladestorf" urkundlich erwähnt. Die Pfarrkirche, Pfarre und der Ort standen etwa seit dieser Zeit in engster Verbindung zur benachbarten Schallaburg, deren Besitzer Grundherren des Ortes und des umliegenden Gebietes waren.
Aufschwung durch Losensteiner
Im 16. Jahrhundert begann unter den Losensteinern die große Blütezeit des Ortes. Hans Wilhelm von Losenstein (1546-1601) führte den Bau des berühmten Arkadengangs auf der Schallaburg durch. Er errichtete in Loosdorf die von den Türken zerstörte Pfarrkirche neu – sie ist eine der wenigen Renaissancekirchen des Landes – und begründete ein Gymnasium zur Heranbildung der protestantischen adeligen Jugend.
Marktprivileg des Kaisers
Loosdorf ist so zu einem protestantischen Zentrum geworden, das eine landesweite Bedeutung erlangte. Weiters erwirkte der Losensteiner beim Kaiser ein Marktprivileg (1584), das den Bewohnern ein bürgerliches Leben mit einem Richter und Rat an der Spitze des Gemeinwesens gestattete. Dazu kam ein Wochenmarktsprivileg (1588) und schließlich ein eigenes Marktwappen (1590).
Loosdorfer Wirtschaft
Der erste Hinweis auf die Wirtschaft Loosdorfs stammt aus einer Urkunde für St. Pölten, als König Ottokar die Bürger der Stadt von einer Steuer auf gefärbte Tuche befreite (1259), wie dies auch für die Kaufleute von Loosdorf zutraf. Die Färberei beruhte auf einem der wichtigsten landwirtschaftlichen Produkte dieser Gegend, nämlich auf dem Safrananbau.
Safran war früher nicht nur ein aromatisch-bitteres Gewürz, er diente auch als wichtiger Farbstoff zum Gelbfärben. "Loosdorfer Safran" war ein Qualitäts- und Markenname, der sogar noch in Hamburg bekannt und geschätzt war.
Handwerk und Handel
Die Haupteinnahmequelle der Loosdorfer lag seit dem Mittelalter jedoch beim Handwerk und Handel. Die konkurrierenden Nachbarorte verwiesen daher immer auf den Reichtum der Loosdorfer Bürger, die Äcker und Weingärten wie Meierhöfe hätten, aber auch so viel Viehweide, dass sie sogar Heu verkaufen könnten. Sie hätten eigene Waldungen, einen Ziegelofen und noch viel mehr, von dem sie sich ernähren könnten, weshalb sie keine besonderen Markttage oder Jahrmärkte brauchen wie andere Orte. Loosdorf entwickelte sich schließlich zu einem echten Marktort mit einem breit gefächerten Angebot von Produktions- und Dienstleistungsstätten.
Seit der letzten Jahrhundertwende änderte sich das gesellschaftliche und wirtschaftliche Bild des Ortes grundlegend. Handwerk und Gewerbe wurden mit dem Handel die bestimmenden ökonomischen Faktoren. Mit dem Anwachsen der Bevölkerung stieg jedoch auch der Arbeitnehmeranteil. Der Ort behielt seine Marktfunktion für ein relativ großes Einzugsgebiet, obwohl ein großer Teil der Bevölkerung als Facharbeiter nach St. Pölten und Wien auspendelt.
Gezielte Ortsplanung
Nach dem Ausbau der notwendigen Versorgungs- und Bildungseinrichtungen, der Erholungs- und Sportstätten in den sechziger und siebziger Jahren, begann die gezielte Ortsplanung und Widmung in Blickrichtung auf die Hebung der Lebensqualität.
Loosdorf ist aber auch Standort einiger Betriebe des industriell-gewerblichen Produktionssektors. Maßgebend für die Ansiedlung, die durchwegs erst in den letzten Jahrzehnten erfolgte, war neben der Rohstoffversorgung vor allem die günstige Verkehrslage des Ortes. Die Verkehrsgunst ergibt sich aus der Lage an der Westbahn, an der Bundesstraße 1 sowie durch den Autobahnanschluss.
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