Momente, die alles verändern
Regisseur Derek CIanfrance gelingt mit "The Place beyond the Pines" eine bildgewaltige Abhandlung auf das Leben, eine Symphonie aus Momentaufnahmen, die uns vor Augen führen soll, wie unabänderlich einzelne Entscheidungen ein Schicksal bestimmen.
Ein Mann mit durchtrainiertem Oberkörper marschiert, umgeben von grellen Lichtern, durch das rege Treiben eines Jahrmarkts. Später wird der nackte Körper erst gegen ein Metallica-Shirt, dann gegen eine rote Jacke getauscht, schließlich erreicht er sein Ziel und steigt auf ein Motorrad, um damit Stunts für das johlende Publikum zu vollführen. Diese erste Szene ist ungeschnitten, mehrere Minuten lang und sinnbildlich für den Rest des Films: Schöne, ruhige Bilder, doch stets brodelt etwas unter der Oberfläche.
If you ride like lightning, you're gonna crash like thunder
"The Place beyond the Pines" erzählt die Geschichte von zwei Vätern und ihren Söhnen. Sie erzählt von Männern, die versuchen das Richtige zu machen und es doch nicht so recht schaffen, ja, vielleicht verschwimmen die Grenzen zwischen Gut und Böse einfach zu sehr. Neben der tollen technischen Ausführung des Streifens sind die Protagonisten, mit denen man mitleiden, mithoffen, mitverzweifeln darf, der große Pluspunkt des Films.
Denn wenn sie alle an diesem einen Punkt im Film stehen, an dem es kein Zurück mehr gibt und sie gar nicht so recht wissen, wie sie eigentlich dahin gekommen sind, dann ergeht es dem Zuschauer ebenso. Als Hauptakteure wurden zwei der meistbegehrtesten Schauspieler dieser Tage gecastet: Ryan Gosling darf einmal mehr den coolen Typen mit explosiven Emotionen mimen, wenngleich sich sein Charakter letztendlich nicht mit dem unverwüstlichen Driver messen kann. Bradley Cooper pendelt zwischen Geradlinigkeit und Unentschlossenheit, um erst am Ende seinen Höhepunkt zu bekommen.
Vier Leben in drei Akten
Blockbuster-Freunde werden mit dem Film wohl keine große Freude haben. "The Place beyond the Pines" ist ein ruhiger, abwartender Film, der nur an wenigen Stellen - da aber so richtig - zu eskalieren vermag. Kurz danach verfällt er wieder in seinen apathischen Grundtenor. Es gibt keinen allzu ausgewogenen Spannungsbogen, generell muss man sich an die Struktur des Films gewöhnen: Er erscheint wie ein zu Leinwand gebrachtes Theaterspiel in drei Akten, was sich für einen Kinofilm doch unorthodox anmutet.
Eine Empfehlung bekommt der Film aber definitiv - denn auch Tage später bleibt er einem noch im Kopf hängen, versprüht er eine gewisse Faszination. Es ist diese Art Film, die beim Ansehen mitunter kurze Langeweile aufkommen lässt, doch im Nachhinein fast nur Positives zurücklässt.
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