Poldis Sucht nach Bergen
Der Kühberger Leopold Karner war sein Leben lang auf den Bergen dieser Erde daheim. Den BEZIRKSBLÄTTERN erzählte er von seinen Abenteuern.
ST. LEONHARD/FORST. "Mir tun die Haxn weh, ich kann nicht einmal mehr zu Fuß nach Gassen runtergehen. Das ist schon hart für mich", erzählt Leopold Karner, der idyllisch und ruhig in einem Haus am Kühberg wohnt. Der 84-Jährige hat in seinem Leben Tausende Berge bestiegen. "Angefangen hab ich nach dem Krieg. Da bin ich oft mit dem Radl zum Ötscher gefahren, hinaufmarschiert zur Schindlhütte auf ein Vierterl Soda und dann wieder heim", erzählt der "Berfex" Karner schmunzelnd.
Alaska, Anden und Ararat
Der Ötscher – gute 500 Mal war er oben – war Karner bald nicht mehr genug, also fuhr er auf den Großglockner, ins Gesäuse und nach Südtirol, alles mit dem Fahrrad. "In den 50er-Jahren war ich das erste Mal in der Schweiz. Mont Blanc, Matterhorn und so weiter. Aber mit dem Bus", war das Bergsteigen beim gelernten Tischler längst zur Sucht geworden.
Das Verlangen nach Gipfelsiegen wurde immer stärker, die Berge wurden höher. Die Folge waren wochenlange Touren in die südamerikanischen Anden, nach Alaska, nach Kamtschatka, auf den Ararat oder ins Himalaya-Gebiet.
Allein auf den Kilimandscharo
"Der Anapurna war sicher der gefährlichste Berg, den ich gemacht hab. Da hast du schnell eine Lawine oder einen Wettersturz", sagt Karner, der meistens in der Gruppe unterwegs war. Nur auf den Kilimandscharo ist er ganz alleine hinaufgekraxelt. "Da bin ich ganz günstig mit einem Badeurlaub hingefahren und raufmarschiert. Verpflegung habe ich keine gehabt. Bei drei Amis mit Bergführer, die ich am Weg getroffen habe, konnte ich ein bisserl mitnaschen." Kurz vor dem Ziel seien die "liegen geblieben", er ging mit dem Bergführer weiter bis zum Gipfel.
Liederliches Junggesellenleben
Bei all den Bergabenteuern brauchte es natürlich einen verständnisvollen Vorgesetzten, den Karner glücklicherweise hatte. "Mit meinem Abteilungsleiter habe ich öfter gesoffen", grinst der 84-Jährige und nippt genüsslich am Achterl Uhudler.
Der Drang nach Gipfelsiegen rückte alles andere in den Hintergrund: Ehefrau? "Ja, ich war von 1957 bis 1960 verheiratet, dann war's für mich genug. Seitdem lebe ich ein liederliches Junggesellenleben", lacht Karner.
Treffen mit Berg-Giganten
Karner erzählt von seiner kleinen, billigen Wohnung in Krems, in der er während der Arbeitswoche fast 30 Jahre lang "gehaust" hat: "Die war winzig. Bett, Kasten und ein kleiner Ofen. Mein ganzes Geld hab ich für die Berge gebraucht." Kostete ein Achttausender im Schnitt rund 100.000 Schilling.
Schmerzen habe er oft gehabt während seiner Touren – Erfrierungen hie und da. Auch gute Freunde hat Karner sterben sehen und oft ließen Witterung oder politische Verhältnisse trotz mühsamer Anreise keinen Gipfelsieg zu. Wie etwa am höchsten Berg Südamerikas, dem Aconcagua, den Karner drei Mal vergeblich in Angriff nahm.
"Am Ende erinnerst du dich immer nur ans Schöne", sagt Karner, der während seiner Touren auch auf Berg-Giganten wie Heinrich Harrer oder Anderl Heckmair traf.
Leopold Karner hat viel erlebt und freut sich über seine Erinnerungen. Und bis heute sitzt dem 84-Jährigen ein wenig der Schalk im Nacken.
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