Bezirk Melk
Stalkerin terrorisierte Ex-Freund mit 36.700 Nachrichten

- Privatbeteiligtenvertreter Alexander Enzenhofer
- Foto: Ilse Probst
- hochgeladen von Daniel Butter
BEZIRK. Eine unvorstellbare Menge an WhatsApp-Nachrichten fanden Ermittlungsbeamte auf dem Handy einer 28-Jährigen aus dem Bezirk Melk, die sie allein im Frühjahr 2020 innerhalb von drei Monaten einem Mann schickte, mit dem sie zehn Jahre zuvor eine Beziehung hatte.
"Wie hält man das aus? Gar nicht!"
„Wie hält man das aus?“, fragten die Bezirksblätter den 30-Jährigen, der, immerhin noch relativ ruhig meinte: „Gar nicht!“ Dabei sei das noch nicht alles gewesen. Er habe acht Jahre lang so gut wie nichts von der Frau gehört, nachdem er aber 2018 Anzeige erstattet hatte, weil er vermutete, dass sie ihm die Kennzeichentafeln vom Auto gestohlen habe, begann ein unglaublicher Terror.
Ein Bombardement von Nachrichten und Anrufen, innerhalb eines Tages kamen an die 2.000 Nachrichten und etwa 100 Anrufe, wobei sie ihre Aktivitäten trotz eingeleitetem Verfahren bis drei Tage vor dem Prozess am Landesgericht St. Pölten fortsetzte, war begleitet von Sachbeschädigungen an seinem Fahrzeug und nächtlichem Sturmläuten an der Wohnungstüre. „Ich habe mir ein neues Auto mit anderen Kennzeichen gekauft und an einem anderen Ort geparkt. Die Türglocke habe ich abgestellt und erfolglos ihre Nummer blockiert“, erzählte das Opfer nach dem Prozess, bei dem Privatbeteiligtenvertreter Alexander Enzenhofer 450 Euro Schadensgutmachung und ein Kontaktverbot der Frau zu seinem Mandanten erwirkte.
Strafe wegen Suchtgiftverkauf
Das Strafmaß orientierte sich allerdings an Suchtgiftdelikten, wobei die minderjährigen Zeugen erklärten, von ihr Cannabis, Speed und Ecstasy gekauft zu haben. Den errechneten Gewinn von rund 6.000 Euro muss die Beschuldigte nun als Verfall an den Staat abführen. Darüber hinaus sprach sie der Richter auch im Zusammenhang mit Ladendiebstählen schuldig.
Verteidiger Hannes Huber, der seit Oktober 2019 die Finanzen der Frau verwaltet und weiß, dass sie nur über einen Betrag von 120 Euro selbst verfügen kann, zeigte sich zu den Drogengeschäften überrascht. Die eingestandenen Stalkingvorwürfe ließen sich durch ihre psychische Erkrankung erklären, wobei Gutachter Dietmar Jünger eine Persönlichkeitsstörung diagnostizierte, sie jedoch für schuldfähig halte.
„Wenn er mich verarscht, ist das in Ordnung!“
„WhatsApp-Nachrichten hab ich mindestens Millionen geschrieben. Das war so ein Terror“, bekannte die Frau und auf die Frage, ob sie das in Ordnung finde, meinte sie: „Wenn er mich verarscht, dann finde ich schon!“ Auch anderen gegenüber übe sie Druck und Terror aus. „Ich bin so gestrickt“, beteuerte sie und verwies auf ihr Borderline-Syndrom.
Unbescholtenheit und Teilgeständnis als strafmildernd, verurteilte sie der Richter zu einer bedingten Freiheitsstrafe von 18 Monaten, ergänzt mit Suchtberatung und Bewährungshilfe für die Dauer der dreijährigen Probezeit (nicht rechtskräftig).



Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.