Zwischen Wirtesterben und "ehrlichem Essen"
Ein Frühstück mit einem Durchstarter: Mario Pulker aus Aggsbach Dorf ist "Chef" der NÖ-Wirte.
BEZIRKSBLÄTTER: Sie haben den elterlichen Betrieb just nach dem Jahrhunderthochwasser 2002 übernommen. Ein schwerer Start?
MARIO PULKER: "Meine Eltern waren nach zwei großen Hochwässern, die sie im Haus erlebt haben, ziemlich fertig. Mir war klar: Ich möchte hier viel verändern. Daher haben wir auch elf Jahre lang jeden Winter umgebaut."
Seit 2012 sind Sie als Fachgruppenobmann für alle Wirte in NÖ zuständig. Vor welchen Herausforderungen steht Ihre Zunft?
"Früher war der Wirt das Zentrum der Gemeinde, Bier und Wein gab's nur hier. Heute bekommt man dies zum einen überall, zum anderen haben die Menschen weniger Geld und bleiben zu Hause. Wir müssen auf ehrliche Küche, ehrliches Essen setzen. Der Gast ist durchaus bereit für gute Qualität auch gutes Geld auszugeben. Auf der anderen Seite müssen wir unsere Mitglieder einfach mitnehmen – so haben wir etwa ein Fördermodell für Homepages ins Leben gerufen, denn eine Internetpräsenz muss heute einfach sein. Und da haben wir teils noch Nachholbedarf."
Kritik üben Sie ja auch immer wieder an den Vereinsfesten.
"Wenn ich aus Steuermitteln Vereinshäuser mit Festsälen und Großküchen hinbaue, brauche ich mich nicht wundern, wenn sich die Ortsgemeinschaft weg vom Wirtshaus hin zum Vereinshaus wendet und der Wirt am Ende zusperrt. Was nicht funktioniert: Für die Tombola-Sammlung zum Wirt gehen, aber den Geburtstag in Eigenregie im Vereinshaus feiern. Das Problem sind aber nicht die Feuerwehren, sondern die Feste, die unter dem Mantel der Gemeinnützigkeit, überall aus dem Boden schießen."
Plagt die Gastronomie auch Nachwuchssorgen?
"Wer Leistung bringen will, wird in der Gastronomie nie arbeitslos sein, kann sehr gut verdienen und die Welt sehen. Gute Leute können sich bei uns die Jobs aussuchen."
MARIO PULKER IM WORDRAP
Mein Lieblingsgericht ist ... ein Kalbsschnitzel.
Morgens ... gehe ich zuerst auf die Terrasse, schaue aufs Handy und gehe dann duschen.
Ohne mein Handy wäre ich ... aufgeschmissen.
Meinen schönsten Urlaub hatte ich ... in Teneriffa, wie jedes Jahr.
Wenn mir in einem Mitgliedsbetrieb etwas nicht schmeckt ... lasse ich es unkommentiert.
Von der geplanten Gondel über die Donau zwischen Aggsbach Dorf und Aggsbach Markt halte ich ...viel, wenn es so gelingt den "Tourismusstrom" zu brechen. Beide Orte könnten davon profitieren, vorausgesetzt der Bau passt in die Landschaft und lässt sich mit dem Weltkulturerbe vereinbaren.
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